Einleitung
In Kapitel 5 warnte der Herr vor dem Bösen in unserer Natur, und zwar vor (a) Hass, Gewalttat (V. 20–26), (b) Verdorbenheit (V. 27–32) und (c) Lüge (V. 33–37). Vielmehr sollten die Seinen im Reich folgende Charakterzüge aufweisen: (a) Sanftmut, Barmherzigkeit (V. 38–42), (b) Liebe (V. 43–48).
In Kapitel 6 geht es um die „innere, persönliche Beziehung des Gläubigen zu Gott, unserem Vater und einen entsprechenden Wandel“ (W. Kelly). In den Versen 1–18 kommt der Name „Vater“ zehnmal vor10 (sonst insgesamt siebzehnmalmal in Kapitel 5–7; fünfmal „der Vater, der im Verborgenen ist/sieht“ (6,4.6.6.18.18). Siebzehnmal „Vater“ in Kapitel 6.
Das Gebet wird in Matthäus 6,5-15 vom Geben (Mt 6,1-4) und vom Fasten (Mt 6,16-18) eingerahmt. Jemand hat das Geben und das Fasten die „Flügel des Gebets“ genannt. Durch beides wird man leichter (Vortrag GdK am 23. Februar 2001 in GM).
Einteilung
Das Geben von Almosen (Wohltätigkeit) (V. 1–4)
Das Gebet (V. 5–15)
Das Fasten (V. 16–18)
Irdischer Besitz und notwendige Dinge des Lebens (V. 19–34)
Vers 1
Habt aber Acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen übt, um euch von ihnen sehen zu lassen, sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der in den Himmeln ist: Dieser Vers ist eine Überschrift. Die Verse 2, 5 und 16 entsprechen einander. Die Verse 3, 6 und 17 bilden jeweils den Gegensatz zu dem vorhergehenden Vers und beginnen mit den Worten „du aber“.
Die Armenfürsorge war bereits in den Tagen Jesu zum Teil das Werk der religiösen Gemeinschaft, wofür man entsprechend seinem Einkommen Steuern bezahlen musste. Darüber hinaus konnte man natürlich Extragaben austeilen. Wenn jemand eine Gabe zu machen wünschte, wurde das in der Regel in den Synagogen bekanntgemacht; offensichtlich wurde es auch in den Straßen – dem Wohnort der Armen – angekündigt. – Wenn die Überlieferung uns beherrscht, kommen wir leicht zu der gleichen Haltung, die wir bei den Juden im Blick auf ihr Geben von Almosen, ihre Gebete und ihr Fasten finden. Alles war für sie eine Sache des äußerlichen Beachtens geworden, um dadurch die Aufmerksamkeit der Augen und Ohren der Menschen auf sich zu lenken (FBH).
Gerechtigkeit: Es ist praktische Gerechtigkeit, Almosen zu geben. Es soll aber ungesehen für andere geschehen. Wer meint, Lohn dafür zu bekommen, wenn er damit angibt, bekommt von Gott keinen Lohn. Er hat ja bereits die Anerkennung der Menschen eingeheimst.
10 6,1.4.6.6.8.9.14.15.18.18.↩︎