Einleitung
1. Ninive und Assyrien
Es geht in diesem kleinen Buch um das assyrische Weltreich und seine Hauptstadt Ninive (= Niederlassung).
Erste Erwähnung Ninives in 1. Mose 10,11-12: Der Kuschit Nimrod (Nachkomme Hams) war ein Gewaltiger, ein gewaltiger Jäger. Er war der erste Reichsgründer, und zwar im Land Sinear. Von dort zog er nach Assur und baute Ninive.
Zuerst breiteten sich Familien aus, dann entstanden Königreiche. Der König von Ninive sann in „weltlicher Gesinnung auf Herrschaft und Gewalt“ (Bellett). Ägypten und Assyrien haben lange Zeit um die Vorherrschaft gerungen, schließlich erstarkte Babel, das Gott zum Untergang Ninives gebrauchte. – Erobert wurde Ninive von den Babyloniern, Medern und Skythen.
„Ninive ist die Welt in ihrem Stolz und ihrer Pracht, die nur von ihrer eigenen Wichtigkeit erfüllt ist und nichts anderem Beachtung schenkt — die Welt, die einfach durch ihren Hochmut dazu getrieben wird, dem Volk Gottes in offener Feindschaft entgegenzutreten“ (JND).
Zur Zeit Jonas war das Maß der Bosheit voll, so dass Gott Ninive vernichten wollte. Auf die Predigt Jonas – es war eigentlich nur eine Gerichtsandrohung (Jona 3,4) – kehrten der König von Ninive und das Volk um (Jona 3,10). Das Gericht wurde für etwa 120 Jahre ausgesetzt.
2. Der Prophet und seine Zeit
Der Prophet Nahum war wahrscheinlich aus Galiläa (vgl. Joh 7,52), so auch Jona. Beide hatten eine Botschaft an Ninive. Durch seine Nähe zu den Nationen und dadurch, dass Menschen aus den Nationen in Galiläa wohnten, waren die Bewohner offen für Gedanken der Nationen. Jona hingegen empfand typisch jüdisch.
Die Zerstörung Thebens (No-Amon) wird erwähnt; sie hat 669 oder 663 stattgefunden. Die Eroberung Ninives 625/612.
Jona hat zwischen 800 und 790 geweissagt.
3. Prophetische Bedeutung
Assyrien wird zuletzt vernichtet, zuvor Babylon (abgefallene Christenheit), dann das Tier (Römisches Reich) zusammen mit dem Antichrist und schließlich der Assyrer (= König des Nordens und König des äußersten Nordens).
Assyrien ist der Prototyp der stolzen Weltmacht, die von Gott zerschlagen wird. Deshalb wird auch die Wiederherstellung Israels in Zukunft mit dem Untergang Assyriens verbunden.
„Wir haben hier wiederum ein Beispiel von dem, was wir schon so häufig bei den Propheten zu beobachten Gelegenheit hatten, dass nämlich ein Gericht von eingeschränktem Umfang dem Volk Gottes zur Warnung oder Ermunterung dienen musste, während es nur den Vorläufer eines zukünftigen Gerichts darstellte, in dem das Tun Gottes seiner ganzen Ausdehnung nach zum Abschluss und zum vollen Ausdruck kommen würde“ (JND).
4. Hauptpunkte aus Jesaja 10
Gott gebraucht den Assyrer als Rute seines Zorns gegen eine ruchlose Nation (V. 5.6)
Er soll Raub erbeuten (V. 6)
Der Assyrer meint es nicht so – er will nicht züchtigen, sondern vertilgen und nicht wenige Nationen ausrotten (V. 7)
Er hält alle seine Fürsten für Könige (V. 8)
Er will den Götzendienst in Jerusalem ausrotten (V. 11)
Nach Ausführen des Gerichts („mein Werk am Berg Zion und an Jerusalem“) wird Gott die Überhebung und den Stolz heimsuchen (V. 12–14)
Die Axt (Assyrien) rühmt sich gegen den, der damit haut (Gott) (V. 15)
Beschreibung des Gerichts an Assyrien (V. 16–19)
Die Wiederherstellung Israels – Rückkehr eines Überrestes – begleitet von weltweitem Gericht, nicht nur an Assyrien (V. 20–27)
Anhang aus Wikipedia
„Das assyrische Reich existierte ca. 1000 Jahre, vom 17. Jahrhundert vor Christus bis zu seiner vollständigen Vernichtung um 608 v. Chr. Es ist von der Forschung in drei Perioden eingeteilt worden: das alt-, mittel- und neuassyrische Reich“ (Wikipedia, Assyrien).
Vermutlich waren bereits zum Zeitpunkt der Einnahme von Theben im Jahr 667, zum Zeitpunkt der größten Ausdehnung, die Vorzeichen gegeben für den späteren Niedergang: Das neuassyrische Reich war nach neuerem Forschungsstand einzig und allein auf Expansion ausgerichtet. Die eroberten Gebiete wurden durch Deportationen und Steuern so lange ausgeblutet, bis nur eine weitere Expansion in Frage kam, um den Lebensstandard der Führungsschicht zu halten. Um die immer weiter entfernten Gebiete unter Kontrolle zu halten, mussten immer mehr Assyrer aus dem Kernland als Soldaten eingesetzt, umgesiedelt bzw. zu Verwaltungsaufgaben abgezogen werden. Die so immer weiter abnehmende Produktivität des Kernlandes zwang wiederum zur Ausbeutung der eroberten Gebiete und damit zu weiteren Expansionen. So waren wohl bereits bei der Eroberung Thebens die Ressourcen an Verwaltungspersonal erschöpft. Dies führte nicht zu einem sofortigen Zusammenbruch, wie sich an der 40-jährigen Herrschaft Assurbanipals zeigt. Das instabil gewordene Reich konnte durch einen starken König, reiche Ernten und relativ wenig Unruhen an den Außengrenzen noch standhalten. Durch das Zusammentreffen mehrerer negativer, weitgehend unbekannter Parameter (evtl. schwache Herrscher, Aufstand in Babylon, Erstarken der Meder) kam es zum endgültigen und totalen Kollaps. Die Folge war nicht nur ein Einbruch an den Rändern, sondern der komplette Zusammenbruch des ganzen Reiches bis hin zum Kern. Solche und ähnliche Zusammenbrüche expansiver Imperien sollten sich im Lauf der Geschichte auf vielfältige Weise wiederholen“ (Wikipedia, Assyrien).
Befragte Bücher
Darby, J. N., Synopsis
Kelly. W., Minor Prophets
Bellett, J. G., Die kleinen Propheten
Keil, Die kleine Propheten
Walvoord, Hsgb., Nahum
Kapitel 1
Einleitung
Gott hat einen Plan mit den Völkern und wird sich im Gericht verherrlichen (Hes 39,13).
Untergang Ninives 625 (WK) – 10. August 612 (Wikipedia). Das Neuassyrische Reich bestand von ca. 750–620 v. Chr. – erobert von den Medern, Babyloniern und Hethitern. Keil: zwischen 625 und 606 v. Chr.
Das Gericht über Ninive bzw. den Assyrer ist ein Bild der Zerstörung des großen Assyrers in den letzten Tagen: des Königs des Nordens und der hinter ihm stehenden Mächte wie Gog und Magog (= Russland).
Gerichtsankündigungen über Assyrien finden wir in Jesaja 10,12-19; 14,24-25; 30,31-33; 31,8-9; Hes 32,22-23; Zeph 2,13-15; Sach 10,11.
Einteilung
Der Herr der eifrige Gott und Rächer des Bösen (V. 1–6)
Der Herr ist für die Seinen eine feste Burg, wenn Er Ninive vernichtet (V. 7–11)
Er wird das Joch Assurs über Juda zerbrechen und den Götzendienst Assurs ausrotten (V. 12–14)
Vers 1
Ausspruch über Ninive. Das Buch des Gesichtes Nahums, des Elkoschiters: Nahum war ein Sehender. Darüber hat er ein Buch verfasst. Sein Name bedeutet „Tröster“ oder „Trost“. Der Untergang Ninives ist eine tröstliche Botschaft für das Volk Israel.
Die EÜ setzt die Zeit Nahums auf 660–610 fest. Der Untergang No-Amons (Kap. 3,8) wird von vielen 669 oder 663 angenommen.
Ausspruch [massa]: Last, Beschwerung, Belastung. Für den Propheten oder für Ninive? Vielleicht für beide? Aber auch für Gott, denn die Gerichtsandrohung ist eine Last.
Buch des Gesichtes: Nahum hat möglicherweise sein Gesicht nicht verkündigt, sondern lediglich niedergeschrieben.
Elkoschiter: von Elkos = Gott, der Fangende. Lage des Ortes unbekannt, wahrscheinlich in Galiläa (Hieronymus; Keil, S. 376). Möglicherweise ist Nahum in Galiläa geboren, hat dort gewohnt und ist nach der assyrischen Invasion in Judäa dorthin umgesiedelt.