Einleitung zum Buch Daniel
1. Authentizität
Das Buch Daniel ist neben den fünf Büchern Mose und dem Propheten Jesaja das am meisten angegriffene Buch der Bibel. Hinter diesen Angriffen steht der große Feind Gottes und des Herrn Jesus. Ein besonderes Merkmal des Buches ist, dass es sehr viele (sehr genau beschriebene) bereits erfüllte Prophezeiungen enthält. Das lehnt der Unglaube ab, wie soll auch ein Prophet Ereignisse Jahrhunderte im Voraus ankündigen können (!). Doch für Gott ist das überhaupt kein Problem.
Viele Bibelkritiker haben das Buch Daniel in die Zeit der Makkabäer1 verlegt (in die Zeit des Königs Antiochus Epiphanes). Man verübelt es den Verfassern dieses Buches, sich den Anschein zu geben, zukünftige Ereignisse vorauszusagen, obwohl sie im Nachhinein beschrieben seien (!). Dieses Buch beschreibt jedoch auch Ereignisse aus der Zeit des Römischen Reiches. Nicht zuletzt enthält das Buch Daniel vor allem exakte Aussagen über den Herrn Jesus als Messias und die Zeit des Endes vor der Errichtung des Friedensreiches (Dan 9,24-27). Außerdem hat man diesem Buch geschichtliche Fehler zugeschrieben.
Der stärkste Beweis für die Authentizität findet sich in den Zitaten
des Herrn Jesus in Matthäus 24. Er spricht dort von Daniel, dem
Propheten. Außerdem hat der Herr sehr oft über sich als den Sohn des
Menschen gesprochen (vgl. Dan 7,13.14). Dieser Name des Herrn Jesus
kommt dreimal im Alten Testament vor: zweimal in den Psalmen (
2. Die Ursache der Wegführung
Nachdem Israel versagt hatte und Gott seinen Thron, auf den sich Salomo gesetzt hatte (1Chr 29,23), von Jerusalem wegnehmen musste, gab Gott einer heidnischen Macht die Vorrangstellung. Bis dahin hatten jahrhundertelang Assyrien und Ägypten um die Führungsrolle gestritten, doch dann benutzte Gott Babylon, um Gericht an seinem Volk – an den beiden Stämmen des Südreiches Juda – auszuüben. Aus der Überlieferung ist bekannt, dass Nebukadnezar nach Ägypten weitergezogen ist. Damit war das Schicksal der Alten Welt besiegelt und brach eine völlig neue Zeit an: die Zeiten der Nationen.
Israel verlor so die Vorrangstellung in der Regierung. Gott zog sich gleichsam von der Herrschaft in Israel zurück. Er wird in diesem Buch „der Gott des Himmels“ genannt. Das ist das erste Mal, dass dieser Ausdruck in der Schrift vorkommt (2Chr 36 und Esra datieren später; außer 1Mo 24,3.7 noch 2Chr 36,23, sonst nur Esra und Nehemia).
3. Das Auftreten von Propheten
Immer, wenn das Volk von Gott abgewichen war, antwortete Gott mit der Sendung von Propheten: „Aber auch alle Propheten, von Samuel an und der Reihe nach, so viele ihrer geredet haben, haben auch diese Tage verkündigt“ (Apg 3,24). Doch auch bereits früher, als das Volk sich durch das goldene Kalb verdorben hatte, trat Mose als Prophet und Mittler auf und verkündete Fluch und Segen. Gottes Antwort auf das Abweichen seines Volkes war jedes Mal eine größere Offenbarung von sich selbst, um das Volk – wenn möglich – zu sich zurückzuführen. Wie tief war das Volk gesunken, als schließlich die großen Propheten Jesaja und Jeremia aufstanden, und nicht zuletzt Daniel. Die Propheten verkündeten aber auch „diese Tage“. Mit jedem Propheten, der aufstand, wurden die Umrisse der Zukunft deutlicher. Daniel ist der Prophet der „Zeiten der Nationen“ (Lk 21,24).
Sündenfall | Gott verheißt Gericht, aber auch Segen |
Das goldene Kalb | Mose |
Verderben des Priestertums | Samuel |
Götzendienst und Nachbildung des Altars | Jesaja |
Verfall in der Versammlung | Johannes |
Gott konnte das Volk nicht mehr als sein Volk anerkennen. Das Volk war nun „Lo-Ammi“ (Hos 1,9). Gott gibt jetzt keine neuen Offenbarungen an das Volk Israel mehr in seiner Gesamtheit, sondern nur noch an einzelne Personen wie hier an Daniel.
Dasselbe finden wir im Neuen Testament: im Buch der Offenbarung. Die Versammlung befand sich bereits in Verfall zu der Zeit, als Johannes die Visionen der Offenbarung bekam, angefangen bei Ephesus, das die erste Liebe verlassen hatte und wo der Herr damit drohen musste, den Leuchter wegzunehmen, bis hin zu Laodizea, das der Herr ausspeien würde. Wenn auch das Buch der Offenbarung allen Versammlungen bezeugt werden sollte (Off 22,16), so wurde es doch nur Johannes gegeben. Dieses Buch wendet sich nur noch an die Überwinder: „Wer ein Ohr hat, höre“ und „dem, der überwindet“ (Kap. 2 und 3).
So gab es auch damals, nachdem das Volk Israel beiseitegestellt war,
wieder solche Männer, denen Gott „Kenntnis und Einsicht in aller Schrift
und Weisheit“ geben konnte (Dan 1,17). Daniel nahm dabei, wie aus Vers
17 ersichtlich ist, eine Vorrangstellung ein, denn er bekam darüber
hinaus „Verständnis für alle Gesichte und Träume“. Daniel und seine drei
Freunde sind ein Vorbild des zukünftigen Überrestes, dem Gott ebenfalls
Einsicht in seine Gedanken geben wird. Vielleicht sind die drei Freunde
mehr ein Bild des allgemeinen Überrestes (die Vielen des Volkes) und
Daniel ein Bild der Verständigen (hebr. Maskilim;
So verbreitete Gott durch die Propheten immer mehr Licht. Der Weg der endgültigen Erlösung aus allem Versagen wird immer deutlicher. Gott liebt es, seine Knechte mit seinen Gedanken bekanntzumachen.
4. Die Namen Gottes in diesem Buch
Folgende Namen Gottes oder des Herrn Jesus kommen hauptsächlich in Daniel vor:
Der Gott des Himmels (nachdem der Thron Gottes auf der Erde weggerückt war)
Der Höchste
Herr
Sohn des Menschen
Alter an Tagen
5. Ammi-Propheten
Die sogenannten Ammi-Propheten sind die Propheten, die zu einer Zeit geweissagt haben, als das Volk noch unter der direkten Regierung Gottes stand: Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Hosea, Amos, Micha (WK, BT Bd. 3, S. 2). Das traf auch noch nach der Wegführung des Nordreiches zu. Hosea nennt das Volk Lo-Ammi. Zeitgenössische Propheten von Daniel waren Jeremia, Zephanja, Hesekiel.
6. Geschichtlicher Hintergrund
Der letzte gottesfürchtige König in Juda war Josia (640–609). Zu
seiner Zeit zog Pharao Neko gegen Assyrien, das lange Zeit Weltmacht war
und nun allmählich verfiel. Josia war nicht mehr bescheiden, sondern zog
trotz der Warnungen Pharao Nekos gegen diesen, als er gegen Assyrien in
den Kampf zog. Dabei stellte Josia sich ihm in den Weg, obwohl Neko ihn
warnte, gegen ihn zu ziehen. In dieser Schlacht fiel er (
Josia hatte vier Söhne; der älteste muss früh gestorben sein. Nach dem Tod Josias wurde Sallum König (609). Er bekam den Namen Joahas, regierte aber nur drei Monate über Juda. Juda stand zu der Zeit unter der Herrschaft Ägyptens. Neko nahm Joahas mit nach Ägypten. Er machte Josias zweiten Sohn, Eljakim (neuer Name: Jojakim), zum König (609–598). Dieser war einer der schlimmsten Könige in Juda: Üppig, ungerecht, völlig gleichgültig gegenüber Gott und seinen Geboten.
Gott hätte sich in seinen Eigenschaften wie seiner Heiligkeit, Wahrheit und Majestät verleugnet, wenn Er sich weiter zu dem Volk und zu solch einem bösen König bekannt hätte. Und so führte Gott es so, dass der König von Babel im Jahr 606 – also im dritten Jahr Jojakims – in Jerusalem einfiel.
Nabupolassar (626–605), der Vater Nebukadnezars, war es, der 626 Babel eroberte und später, im Jahre 612 Ninive, die Hauptstadt des Assyrischen Reiches, wie Nahum vorausgesagt hatte. So entstand das chaldäische oder Neubabylonische Reich. Nabupolassar forderte nun Syrien und Kanaan für sich, das im Einflussbereich des Pharao lag. Er sandte seinen Sohn Nebukadnezar dorthin, um diese Länder zu erobern. Er herrschte also anfänglich mit seinem Vater zusammen. So kam er nach Juda und belagerte Jerusalem im Jahre 606, das war das dritte Jahr Jojakims. Er belagerte die Stadt Jerusalem, nahm sie aber erst im elften Jahr Jojakims (599) endgültig ein. Im Jahr 605 kam es zu einer großen Schlacht zwischen Nebukadnezar und Pharao Neko in Karchemis, wo Neko geschlagen wurde. Dort hörte Nebukadnezar vom Tod seines Vaters und kehrte nach Babel zurück. Nebukadnezar hat 43 Jahre (605–562) über das Neubabylonische Reich geherrscht.
7. Die verschiedenen Belagerungen/Wegführungen
Erste Belagerung im Jahre 606 | Daniel und seine Freunde werden gefangen nach Babel geführt (Daniel 1). Von dieser Wegführung an werden die siebzig Jahre aus Daniel 9 gerechnet. |
---|---|
Zweite Belagerung im Jahre 599 | Jojakin wird mit seiner Mutter und seiner Familie gefangen nach Babel geführt. Er war nur 70 Tage König. Gott hat ihn dennoch als König anerkannt. Hesekiel rechnet nach ihm die Zeit. Unter den Weggeführten befindet sich auch Hesekiel (vgl. Hes 1,1-3). |
Dritte Belagerung im Jahre 588 | Zedekia wird nach einer Regierungszeit von 11 Jahren gefangengenommen. Ihm werden die Augen geblendet, nachdem seine Söhne vor seinen Augen erschlagen worden waren. Er wird nach Babel weggeführt und stirbt dort. Die Stadt und der Tempel wurden vollständig zerstört (vgl. Jer 52, besonders V. 28). |
Zerstörung des Tempels im Jahre 586 | Er wurde im Jahr 517, also genau 70 Jahre später wieder aufgebaut. |
8. Die Person Daniels
Das erste Kapitel des Buches Daniel ist eine Einleitung zu dem gesamten Buch und entfaltet die moralischen Zustände in Babel, die Daniel und seine Freunde vorfanden. Gott bereitete Daniel als Propheten zu. Daniel war wahrscheinlich noch sehr jung. Wenn man sein Lebensalter mit 90 Jahren annimmt, war er zu dieser Zeit etwa 20 Jahre alt.
Einige hervorstechende Charakterzüge Daniels:
Er nahm eine entschiedene Haltung gegenüber der Welt ein (1,8)
Er war bei dem Obersten der Kämmerer beliebt und fand Gnade und Barmherzigkeit (vgl. Joseph in Ägypten; 1Mo 39,4; Dan 6,5)
Er war für andere junge Leute ein Vorbild
Er betete zusammen mit seinen Freunden (2,17–23)
Unmittelbar nach der Erhörung des Gebets bedankte er sich bei Gott und pries Ihn
Wir sehen bei ihm ein Vertrauen auf Gott, das unmittelbar belohnt wurde
Wahrscheinlich hatte er bereits eine gute Bibelkenntnis, möglicherweise von seinen Eltern erworben
Es war sehr bescheiden (2,28)
Er hatte in jungen Jahren eine große Verantwortung und nahm eine hohe Stellung im damaligen Reich ein – auch bezog er seine Freunde mit ein (2,48.49).
Daniel konnte Träume deuten – z. B. gegenüber Nebukadnezar (Kap. 2) oder Belsazar, einem Enkel Nebukadnezars (Kap. 5) – als solcher war er auch bekannt (5,11)
Darius, der König von Medien, setzte Daniel als einen der drei Vorsteher über die Satrapen (= persische Reichshüter, Statthalter einer Provinz) ein. Sie suchten Daniel zu Fall zu bringen. Siehe jedoch das schöne Zeugnis in Kapitel 6,5.
Daniel war ein Mann des Gebets (Kap. 6,11)
Daniel war betroffen über die zukünftigen Gerichte (7,28; 8,27; 10,3)
Daniel betete und fastete und bekannte die Sünden seines Volkes (9,3) – er hatte eine priesterliche Gesinnung. Er trat für das Volk ein (Kap. 9) – hierin ist Daniel ein Vorbild vom Herrn Jesus.
Daniel war ein Vielgeliebter Gottes (9,23; 10,11.19)
Daniel war ein Mann des Glaubens; siehe seinen Aufenthalt in der Löwengrube (vgl. Heb 11,33.34)
Daniel wird in Hesekiel 14,20 zusammen mit Noah und Hiob genannt. Zu dieser Zeit lebte Daniel noch.
Der Herr Jesus zitiert ihn in Matthäus 24,15 und bestätigt damit die Authentizität dieses so wichtigen Bibelbuches.
All das führte dazu, dass Gott ihn in besonderer Weise benutzen konnte. Seine entschiedene Treue führte zur Einsicht in die Gedanken Gottes. „Aber der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Morgenlicht, das stets heller leuchtet bis zur Tageshöhe“ (Spr 4,18). Diese moralischen Charaktereigenschaften sind auch für uns erforderlich, wenn wir die Prophetie studieren wollen, um Einsicht in die Gedanken Gottes zu bekommen.
Einteilung
Das wesentliche Thema Daniels ist der Überrest Israels. Das Buch setzt das Versagen Israels voraus und beginnt mit den entsprechenden Konsequenzen, also der Wegführung. Damit beginnen die Zeiten der Nationen (Lk 21,24), die mit dem Kommen Christi enden werden.
Teil 1 – Kapitel 1–6
Die Kapitel 1–6 beschreiben die allgemeine äußere Geschichte der kommenden Monarchien und ihrer Häupter. Wir finden hier keine direkten Offenbarungen Gottes, sondern Träume. Diese ersten sechs Kapitel enthalten vor allem Geschichte: ein Überrest, Daniel und seine Freunde, die sich in einer götzendienerischen Umgebung rein erhalten. Treue gegenüber Gott führt zu Weisheit und Einsicht in die Gedanken Gottes. An Nebukadnezar und Belsazar kann man die moralischen Prinzipien der Nationen studieren, auch den Überrest in seinem Verhältnis zu den Nationen.
Kapitel | Inhalt | |
1 | 1–6 | Die Herrschaft der Nationen und ihr Verhalten zu Gott, darum im Bild eines Menschen. Ein Mensch kann mit Gott Verbindung haben, ein Tier nicht. |
1.1 | 1 | Der königliche Überrest in einem heidnischen Land und ihre Treue zu Gott |
1.2 | 2 | Nebukadnezar bekommt den Traum, doch der Überrest das Verständnis darüber |
1.3 | 3 | Die alte Sünde wird offenbar: Sein-wollen wie Gott und keinen neben sich dulden ist Götzendienst. Im Gegensatz der wahre Charakter des Überrestes in Gottes Dienst:
|
1.4 | 4,1–33 | Der menschliche Stolz eines schwachen Geschöpfes |
1.5 | 4,34–37 | Gottes Wege mit Nebukadnezar |
1.6 | 5 | Die Zügellosigkeit des Menschen und die Profanisierung der heiligen Dinge |
1.7 | 6 | Gott wird völlig ausgeschaltet und die zeitliche Wiederherstellung Israels |
Teil 2 – Kapitel 7–12
Diese Kapitel beschreiben die innere Geschichte der Nationen und insbesondere ihre Beziehung zu Israel. Wir finden hier Einzelheiten, die von besonderem Interesse für das Volk Israel sind. Hier finden wir direkte Offenbarungen (Gesichte; nicht Träume) Gottes an Daniel, den Repräsentanten des Überrests: Politische Gegebenheiten der Nationen und auch Israels (Antichrist) als mit dem Haupt des Römischen Reiches paktierend. In Kapitel 11 finden wir den Antichrist in seinem politischen Charakter als „den König“; im Buch der Offenbarung finden wir ihn vor allem in seinem religiösen Charakter.
Einteilung nach Hermann Menge
Kapitel | Inhalt | |
A | 1–6 | Geschichtsteil: Geschichte Daniels und seiner Freunde |
1 | 1 | Daniels Erziehung und der seiner Freunde am heidnischen Hof in Babylon |
1.1 | 1,1.2 | Geschichtliche Vorbemerkungen |
1.2 | 1,3–7 | Daniel und seine Freunde kommen nach Babylon, um für den königlichen Dienst ausgebildet zu werden |
1.3 | 1,8–16 | Daniel erlangt die Erlaubnis, die dem jüdischen Gesetz entsprechende Kost zu genießen |
1.4 | 1,17–21 | Von Gott gesegnete Ausbildung der vier Freunde und ihre Aufnahme in den königlichen Dienst |
2 | 2 | Nebukadnezars Traum von Daniel gedeutet |
2.1 | 2,1–11 | Der König wird durch einen Traum beunruhigt; die Wahrsager können den Traum nicht deuten |
2.2 | 2,12–16 | Der König befiehlt die Hinrichtung aller Wahrsager; Daniel erwirkt den Aufschub der Hinrichtung |
2.3 | 2,17–23 | Daniel erhält von Gott durch einen Traum die Deutung des Geheimnisses; sein Dank- und Lobgebet |
2.4 | 2,24–35 | Daniel teilt dem König den Inhalt des Traums mit |
2.5 | 2,36–45 | Daniels Deutung des Traums |
2.6 | 2,46–49 | Nebukadnezars Anerkennung der Größe des Gottes der Juden; Beschenkung und Ehrung Daniels |
3 | 3,1–30 | Errettung der drei Freunde Daniels aus dem Feuerofen |
3.1 | 3,1–7 | Das Götzenbild Nebukadnezars und dessen Anbetung unter Androhung der Todesstrafe |
3.2 | 3,8–18 | Die drei Freunde verweigern die Anbetung des Bildes |
3.3 | 3,19–25 | Im Feueroden und doch unversehrt |
3.4 | 3,26–30 | Der König erkennt die Größe des Gottes der Juden an – Ehrung der drei Freunde |
4 | 3,31–4,34 | Nebukadnezars zweiter Traum, seine Demütigung und Erhöhung |
4.1 | 3,31–4,6 | Nebukadnezar bezeugt seinen Untertanen, dass der Gott der Juden der wahre Gott ist |
4.2 | 4,7–15 | Nebukadnezar teilt Daniel den Traum mit |
4.3 | 4,15–24 | Daniels Bestürzung und Deutung des Traums |
4.4 | 4,25–33 | Die Erfüllung aller Weissagungen Daniels: Nebukadnezars Hochmut, Umnachtung, Umkehr und Wiederherstellung |
4.5 | 4,34 | Abschluss des Erlasses mit einem Lobgesang der Größe Gottes |
5 | 5 | König Belsazars Gastmahl, Versündigung und Bestrafung |
5.1 | 5,1–4 | Belsazar entweiht die Tempelgefäße der Juden |
5.2 | 5,5–12 | Die rätselhafte Inschrift – Daniel wird geholt |
5.3 | 5,13–28 | Die Verheißungen des Königs an Daniel; die Deutung der Schrift, die Strafrede und Urteilsverkündigung |
5.4 | 5,29.30 | Daniels Ehrung, gewaltsames Ende Belsazars und seines Reiches |
6 | 6 | Daniels Errettung aus der Löwengrube |
6,1–5 | Daniel wird von Darius in die Verwaltung erhoben; Neid seiner Amtsgenossen | |
6,6–9 | Der königliche Erlass bezüglich Bitten im Reich | |
6,10–17 | Daniels Übertretung und seine Gottesfurcht; seine Übertretung trotz des Bedauerns des Königs | |
6,18–24 | Daniels Rettung; die Freude des Königs; Bestrafung der Feinde Daniels | |
6,25–28 | Anerkennung der Größe des Gottes der Juden durch einen neuen königlichen Erlass; Daniel bleibt in einer hohen Stellung | |
B | 7–12 | Prophetischer Teil: Die Visionen Daniels über die vier Weltmächte und über die messianische Endzeit |
1 | 7 | Das erste Gesicht von den vier Tieren (Weltreichen) und dem Sohn des Menschen |
1.1 | 7,1–8 | Daniels Traum von den vier Tieren |
1.2 | 7,9–14 | Gerichtssitzung im Himmel unter Vorsitz des Alten an Tagen; Beschluss der Vernichtung des vierten Tieres; Übertragung ewiger Herrlichkeit auf den Sohn des Menschen |
1.3 | 7,15–27 | Daniel erhält Auskunft über die vier Weltreiche und die Aufrichtung des Reichs des Messias |
1.4 | 7,28 | Daniels Eindrücke |
2 | 8 | Daniels zweites Gesicht vom Widder und vom Ziegenbock, vom großen und kleinen Horn, sowie vom Religionsfrevel des letzten griechischen Königs |
2.1 | 8,1–8 | Erneuter Traum Daniels: ein Widder (Medo-Persisches Reich) wird von einem Ziegenbock (Griechenland) zu Boden gestreckt; die vier Nachfolgereiche Griechenlands |
2.2 | 8,9–12 | Übermut und Religionsfrevel des am Bock gewachsenen kleinen Horns |
2.3 | 8,13.14 | Offenbarung des Engels über das kleine Horn |
2.4 | 8,15–26 | Der Engel Gabriel deutet Daniel das Gesicht und kündigt das frevelhafte Treiben des letzten griechischen Königs (Antiochus Epiphanes) an |
3 | 9 | Daniels Demütigung und sein drittes Gesicht bezüglich der 70 Jahrwochen |
3.1 | 9,1–3 | Daniel liest eine Weissagung Jeremias und sucht im Gebet Auskunft von Gott |
3.2 | 9,4–19 | Daniels Sündenbekenntnis und Bitte um Rettung |
3.3 | 9,20–27 | Daniel erhält die gewünschte Erklärung durch Hinweise auf die von Jeremia bezeichneten „Jahrwochen“ |
4 | 10–12 | Das vierte Gesicht von den letzten Drangsalen des Volkes und von der Erlösung Israels |
4.1 | 10,1–3 | Daniels Vorbereitung auf das Gesicht durch Fasten |
4.2 | 10.4–10 | Zeit- und Ortsangabe des Gesichts; die äußere Erscheinung des himmlischen Boten und die Wirkung auf Daniel |
4.3 | 10,11–11,1 | Das vorbereitende Gespräch des Engels mit Daniel |
4.4 | 11,2–12,3 | Die eigentliche Offenbarung des Engels |
4.4.1 | 11,2–4 | Kurze Erwähnung der auf den jetzt regierenden Kyros folgenden Perserkönig, sowie Alexander des Großen und seiner Nachfolger |
4.4.2 | 11,5–20 | Übersicht über die Kämpfe der ägyptischen und syrischen Könige nach dem Tod Alexanders bis auf Antiochus Epiphanes |
4.4.3 | 11,21–30 | Geschichte des verruchten Antiochus Epiphanes |
4.4.4 | 11,31–35 | Verfolgung der Juden in Jerusalem |
4.4.5 | 11,36–45 | Gewalttaten, Frevel gegen den jüdischen Gottesdienst und Ausgang des judenfeindlichen Königs |
4.4.6 | 12,1–3 | Anbruch der Endzeit mit ihrer Not, ihrer Vergeltung und der Auferstehung der Gottlosen wie der Frommen |
4.5 | 12,4–13 | Auftrag des Engels an Daniel und Offenbarung bezüglich der Dauer der Leidenszeit; zum Schluss eine Verheißung der Errettung für Daniel |
Gliederung des Buches Daniel (nach das Alte Testament erklärt und ausgelegt)
Die persönliche Geschichte Daniels (Kap. 1) | |
Daniels Wegführung aus Israel (1,1–7) | |
Daniels Hingabe an Gott (1,8–16) | |
Die Bitte (1,8) | |
Die Erfüllung der Bitte (1,9–14) | |
Das Ergebnis (1,15.16) | |
Daniels Stellung (1,17–21) | |
Die prophetische Geschichte der Heiden während der Zeit der Heiden (Kap. 2–7) | |
Der Traum Nebukadnezars (Kap. 2) | |
Der Traum des Königs (2,1–16) | |
Der Traum wird Daniel offenbart (2,17–23) | |
Der Traum wird Nebukadnezar ausgelegt (2,24–45a) | |
Daniel wird geehrt (2,45b–49) | |
Das Bildnis Nebukadnezars (3,1–30) | |
Die Aufstellung des Bildes (3,1–7) | |
Die Anklage gegen die Freunde Daniels (3,8–12) | |
Ihr Glaube (3,13–18) | |
Ihre Rettung durch Gott (3,19–30) | |
Der zweite Traum Nebukadnezars (3,31–4,34) | |
Die Bekanntmachung des Königs (3,31–33) | |
Die Vision des Baums (4,1–15) | |
Die Vision wird erklärt (4,16–24) | |
Die Vision wird erfüllt (4,25–30) | |
Der König wird gesund (4,31–34) | |
Das Fest Belsazars (5,1–6,1) | |
Die Lästerung des Königs (5,1–4) | |
Die Offenbarung an den König (5,5–12) | |
Die Bitte des Königs (5,13–16) | |
Die Antwort durch Daniel (5,17–28) | |
Daniels Ehrung und der Fall Babels (5,29–6,1) | |
Der Erlass des Darius (Kap. 6,2–29) | |
Die Vorrangstellung Daniels (6,2–4) | |
Die Verschwörung der Fürsten (6,5–10) | |
Das Gebet Daniels (6,11.12) | |
Die Verfolgung Daniels (6,13–19) | |
Die Bewahrung Daniels (6,20–25) | |
Die Erklärung des Königs (6,26–29) | |
Die Vision der vier Tiere (Kap. 7) | |
Die Vision (7,1–14) | |
Die Auslegung (7,15–28) | |
Die prophetische Geschichte Israels während der Zeit der Heiden (Kap. 8–12) | |
Die Vision vom Widder und der Ziege (Kap. 8) | |
Die Vision (8,1–14) | |
Die Auslegung (8,15–27) | |
Die Vision der Jahrwochen (Kap. 9) | |
Der Anlass der Vision (9,1.2) | |
Das Gebet Daniels (9,3–19) | |
Die Antwort des Herrn (9,20–27) | |
Die abschließende Vision (Kap. 10–12) | |
Die Vorbereitung des Propheten (10,1–11,1) | |
Die Einzelheiten der Geschichte Israels unter dem 2. und 3. Weltreich (11,2–35) | |
Die prophetische Geschichte der 70. Jahrwoche (11,36–12,3) | |
Schluss (12,4–13) |
Kapitel 1
Einleitung
In diesem Buch gibt es viele Weissagungen, die sich auf unsere Zeit beziehen. Es redet von der Endzeit. Es muss ein wichtiges Buch sein, weil der Feind es so stark angegriffenen hat.
Nun ist das Volk nicht mehr Ammi (mein Volk), sondern Lo-Ammi (nicht mein Volk).
Das Buch beschreibt die Zeiten der Nationen (Lk 21,24), die enden, wenn die Herrlichkeit des Herrn in den neuen Tempel einzieht (Hes 40-48).
Auch sehen wir in den vier jungen Männern einen Überrest des Volkes, dem Gott wegen seiner Treue besondere Einsicht in seine Gedanken schenkt.
Einteilung
Geschichtliche Vorbemerkungen (V. 1.2)
Daniel und seine Freunde bekommen eine besondere Ausbildung (V. 3–7)
Daniel braucht nicht die Tafelkost des Königs zu essen (V. 8–16)
Den vier Jünglingen gibt Gott besondere Weisheit (V. 17–21)
Vers 1
Im dritten Jahre der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es: Jojakim wurde mit 25 Jahren König über Juda und regierte 11 Jahre (609–598) in Jerusalem (2Kön 23,36); der Pharao hatte ihn zum König gemacht. Der Name Jojakim bedeutet: „Der Herr richtet auf“, sein ursprünglicher Name war Eljakim. Er war ein Sohn Josias (2Kön 23,34; 2Chr 36,4), der ein Urenkel Hiskias war. Der Name Jojakim wurde Eljakim von Pharao Neko gegeben (2Kön 23,34), der bis dahin über Jerusalem herrschte oder jedenfalls nach dem Tod Josias Einfluss ausübte.
Die 70 Jahre der Gefangenschaft Judas in Babylon werden von dieser Eroberung Jerusalems ab gerechnet.
Im dritten Jahr: Nebukadnezar zog im 3. Jahr der Regierung Jojakims nach Jerusalem herauf (Jer 25,1) und belagerte die Stadt. Aus 2. Könige 24,1 ist ersichtlich, dass Jojakim im Jahre 605 noch nicht nach Babel gefangen weggeführt wurde, sondern für drei Jahre der Knecht des Königs von Babel wurde. Am Ende dieser drei Jahre empörte er sich gegen den König von Babel. Aus 2. Könige 24,5.6 könnte es so scheinen, als sei Jojakim nie nach Babel weggeführt worden (vgl. Hes 19,5). Jeremia 22,18.19 sagt das ebenfalls nicht ausdrücklich. Danach wurde sein Sohn Jojakin mit 18 Jahren König und regierte 70 Tage in Jerusalem (598–597). Jojakin wurde gefangen nach Babel geführt, wo er Jahrzehnte gefangen war und später von einem Sohn Nebukadnezars begnadigt wurde (2Kön 24,8-15). Danach wurde Mattanja, Jojakins Onkel, vom König von Babel zum König in Jerusalem gemacht (597–586). Der König von Babel änderte seinen Namen in Zedekia (2Kön 25,17). Am Ende der Regierung Zedekias wurde Jerusalem zum dritten Mal belagert und Zedekia nach Babel gebracht (2Kön 25). Im Jahre 586 wurde Jerusalem dann dem Erdboden gleichgemacht (2Kön 25,8.9).
Jojakim wird (zusammen mit den drei Königen Ahasja, Joas und Amazja zwischen Joram und Ussija) im Geschlechtsregister in Matthäus 1 ausgelassen.
Jojakims Charakter:
Er war herrschsüchtig und blutrünstig (Hes 19,5-9)
Er achtete das Wort Gottes wertlos und verbrannte die Rolle der Worte Jeremias (Jer 36,22.23).
Er brachte den Propheten Urija um und trachtete danach, auch Jeremia umzubringen (Jer 26,20-24).
Er war genusssüchtig im Gegensatz zu seinem Vater (Jer 22,15.16).
Er sollte wie ein Esel fern von Jerusalem begraben werden (Jer 22,18.19).
1 In der Zeit zwischen dem Alten Testament und dem Neuen Testament.↩︎