Und der Herr gab Jojakim, den König von Juda, in seine Hand, und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes; und er brachte sie in das Land Sinear, in das Haus seines Gottes: Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes. Daniel sieht hinter allem Geschehen das Eingreifen Gottes. Jojakim wurde Nebukadnezar dienstbar (2Kön 24,1). Nebukadnezar brachte einen Teil der Geräte des Hauses Gottes in das Land Sinear in das Haus seines Gottes. Mit den Geräten des Hauses Gottes hatten die Priester in Jerusalem Dienst verübt. Hiskia hatte bereits einen Teil an den König von Assyrien gegeben. Unter Jojakims Sohn Jojakin wurden dann alle Geräte und Schätze nach Babel geführt (2Kön 24,13). Die Herrlichkeit des Priesterdienstes wich endgültig von Jerusalem.
In das Land Sinear: Sinear kommt vor in 1. Mose 10,10; 11,2; 14,1.9; Josua 7,21; Jesaja 11,11; Daniel 1,2; Sacharja 5,11. Sinear heißt „Zweistädteland“ oder „Löwenland“. Sinear ist eine mesopotamische Landschaft, in der die Städte Babylons lagen. In Sinear errichtete Nimrod sein Königreich. Dort wurde Babylon gebaut. Amraphel, der König von Sinear, war einer der vier Könige, die gegen die fünf Könige stritten, als Lot gefangen genommen wurde. In Jesaja 11,11 hat die Septuaginta anstatt Sinear „Babylonien“.
Babel ist die Hauptstadt Sinears und wird in der Schrift durch zwei Dinge gekennzeichnet:
Gewalttat, Herrschaft, Blutvergießen (siehe das erste Tier in Off 13)
Verdorbenheit, Gesetzlosigkeit, Hurerei, Vermischung mit der Welt.
Das alles führt zu Götzendienst (das ist das besondere Kennzeichen der Hure in Offenbarung 17 – vgl. das Weinfest in Daniel 5, das Belsazar seinen tausend Gewaltigen machte, zusammen mit seinen Frauen und Nebenfrauen). Auch hier werden die goldenen Gefäße des Tempels, des Hauses Gottes erwähnt: „Sie tranken Wein und rühmten die Götter von Gold und Silber, von Erz, Eisen, Holz und Stein“ (V. 4).
Den Ursprung dieser Stadt finden wir in 1. Mose 11,2. Als die ganze Erde noch eine Sprache hatte, zogen die Menschen nach Osten und fanden eine Ebene im Land Sinear und wohnten dort. Dort begannen sie, sich eine Stadt und schließlich den Turm zu bauen, dessen Spitze an den Himmel reichen sollte. Sie wollten sich einen Namen machen. Doch Gott fuhr hernieder, verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie über die ganze Erde. Dann gab man dieser Stadt den Namen „Babel“ (Verwirrung).
Vergleiche hierzu Sacharja 5: Die Wegführung Judas in die babylonische Gefangenschaft war die Folge großer Gesetzlosigkeit (V. 8). Für die Gesetzlosigkeit gibt es im Land Sinear ein Haus (V. 11).
Dieser Vers zeigt den religiösen Charakter der Zeiten der Nationen. Obwohl Babel im Buch Daniel in erster Linie eine politische Rolle spielte, wird doch auch der religiöse, götzendienerische Charakter Babels sehr deutlich vorgestellt.
Zweimal heißt es, dass Nebukadnezar die Geräte in das Schatzhaus seines Gottes brachte. Die Geräte, die für den Dienst Gottes bestimmt waren, wurden im Schatzhaus eines heidnischen Gottes untergebracht. Wie schrecklich ist das Ergebnis des Ungehorsams und der Gesetzlosigkeit des Volkes Israel. Später erinnert sich der Enkel Nebukadnezars, Belsazar, in Kapitel 5, „als der Wein schmeckte“, an die goldenen und silbernen Gefäße, um diesem ausschweifenden Weingelage einen Höhepunkt zu verleihen. Dann greift Gott selbst ein.