Behandelter Abschnitt Jer 15,1-2
Einleitung
Zeitliche Einordnung: etwa 4. Jahr Jojakims bis 4. Jahr Zedekias (605–594).
Vergleiche die ähnliche Gerichtsandrohung über Manasse in 2. Könige 21,10-15.
Die Liebe Moses und Samuels zum Volk Israel war unvergleichlich größer als bei allen Dienern Gottes im Alten Testament. Sie waren besonders treu in der Fürbitte. Auch auf sie würde der Herr, wenn sie jetzt zu Ihm beteten, nicht hören.
Jeremia hatte viele Jahre zum Volk gesprochen: Das Gericht würde schonungslos vollzogen.
Einteilung
Die abschlägige Antwort des Herrn auf Jeremias Fürbitte (V. 1–9)
Jeremias Klage über sein Prophetenlos und der Zuspruch des Herrn (V. 10–21)
Kurzbeschreibung
Der Herr will sich dem Volk nicht in Erbarmen zuwenden. Er ist nicht bereit, auf Fürbitte zu hören. Selbst Männer Gottes wie Mose und Samuel würde Er nicht erhören. Das Volk soll vor seinem Angesicht weggehen. Er wird sie dem Gericht preisgeben (V. 1–4).
Schwer heimgesucht von Leid, wird Jerusalem kein Beileid erfahren. Kinder und Mütter werden umkommen. Sogar die Übrigbleibenden werden durch die Wegführung in die Gefangenschaft geführt werden – Jeremia gibt die Worte des Herrn weiter (V. 5–9).
Jeremias Mutter soll seinen Schmerz mit ihm teilen. Er empfindet sich als einen Anlass (oder den Gegenstand) des Haders und Hasses des gesamten Volkes. – Borgen und Leihen ist oft ein Anlass für Streitigkeiten; Jeremia ist sich bewusst, dass er keinen Anlass zu Auseinandersetzungen gegeben hat (V. 10).
Gott wird seinen Knecht zum Guten stärken. Er wird ihm Festigkeit geben. Eisen und Erz kann man nicht zerbrechen, das Volk kann ebenfalls nicht zerbrochen werden (V. 11.12).
Jetzt folgt ein Einschub: Wieder droht Gott dem Volk das Gericht an. Er wird ihr Vermögen wegschaffen. Der Feind wird in das Land einbrechen (V. 13.14).
Wieder ruft Jeremia den Herrn für sich an und sagt Ihm, welche Freude er an seinem Wort hatte. Er fühlt sich Ihm völlig zugehörig. – Er erinnert Ihn an sein gerechtes Verhalten und seine Absonderung. – Er empfindet seinen Schmerz als tödlich, als unheilbar. Die Kraftquelle vonseiten Gottes erscheint ihm zu versiegen (V. 15–18).
Offensichtlich ist Jeremia viel zu weit gegangen in seiner Aussage in Vers 18. Da zeigte sich Unglaube. Jeremia muss umkehren und Buße tun. Er soll wieder vor Gott stehen, Ihm also dienen. – Er muss auch unterscheiden zwischen Köstlichem und Gemeinem (Vermischung von Gottgemäßem und Menschlichem, von Richtigen und Falschem). Dann kann der Herr ihn wieder als Prophet benutzen. – Dann werden sich seine Feinde ihm zuwenden, es soll nicht umgekehrt sein (V. 19).
Die Feindschaft gegen Jeremia wird zunehmen. Der Herr wird ihn stärken und ihn letztlich befreien (V. 20.21).
Verse 1.2
Und der Herr sprach zu mir: Wenn auch Mose und Samuel vor mir ständen, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volk wenden. Treibe sie von meinem Angesicht weg, dass sie fortgehen. 2 Und es soll geschehen, wenn sie zu dir sagen: „Wohin sollen wir fortgehen?“, so sage ihnen: So spricht der Herr: Wer zum Tod bestimmt ist, gehe zum Tod; und wer zum Schwert, zum Schwert; und wer zum Hunger, zum Hunger; und wer zur Gefangenschaft, zur Gefangenschaft: Jeremia hat im vorhergehenden Kapitel ernstlich für das Volk gebetet und das Volk vor Gott wegen der falschen Propheten in Schutz genommen. Nun sagt der Herr ihm, dass Er nicht mehr erhören wird. Er würde das auch dann nicht tun, wenn Mose und Samuel ‒ die beiden großen Beter ‒ vor Ihm ständen.13 Stattdessen soll er die Kinder Juda wegtreiben, damit sie fortgehen. Sollten sie Ihn dann fragen, wohin sie gehen sollen, so soll die Antwort an sie sein: Einige sind zum Tod bestimmt, andere zum Schwert, wieder andere zum Hunger und andere schließlich zur Gefangenschaft (vgl. Hes 14,21). Wo immer sie sich hinwenden, diese vier Gerichte werden die Juden treffen. Daran geht kein Weg vorbei.
Das Gericht steht fest. „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen!“ (Heb 10,31).
13 Vergleiche 2. Mose 17,11-13; 32,11-14; 4. Mose 14,13-20; 1. Samuel 7,9; 12,17-19. Siehe auch die drei Männer Noah, Daniel und Hiob in Hesekiel 14, die durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele errettet hätten.↩︎