Behandelter Abschnitt Jer 15
Diese Verurteilung des Volkes ist so stark, dass der Herr in diesem Kapitel erklärt, dass der Zustand der Dinge in Jerusalem und in Juda so war, dass selbst wenn die besten Männer, die je gelebt hatten, und die, die am meisten für ihre Fürbittgebete bekannt waren, im Land erscheinen würden, sie seinen festen Entschluss, das Land zu richten, nicht ändern könnten. Er sagt: „Wenn auch Mose und Samuel vor mir ständen, so würde meine Seele sich nicht zu diesem Volke wenden. Treibe sie von meinem Angesicht hinweg, dass sie fortgehen“ (Jer 15,1).
Und was sollte der Gerechte dann tun? Was konnte der Gerechte suchen? Wir finden die Antwort bei Jeremia selbst: „Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt, Herr, Gott der Heerscharen“ (Jer 15,16). Das war seine Hilfsquelle und die aller Gläubigen an einem Tag des Abfalls.
Die Worte des Herrn werden immer wertvoller für das gottesfürchtige Herz am Tag des Verderbens, wenn das Gericht bevorsteht. So wies der Apostel Paulus, als er die Ältesten von Ephesus warnte, auf diese Quelle hin. Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an, das vermag, aufzuerbauen und das Erbe zu geben unter allen Geheiligten“ (Apg 20,32). Verführer, Wölfe und verkehrte Menschen, all diese erwartet er als Verderber der Herde, aber sein Rat ist: „Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade an.“ In Timotheus, wo Paulus von der Endzeit und von kommenden gefährlichen Zeiten spricht, sagt er: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ (2Tim 3,16), und vermittelt damit besonders diesen Wert für die alttestamentlichen Schriften. „Alle Schrift“ schließt das Neue Testament ebenso ein wie das Alte.
Außerdem weist Petrus auf die gleiche Eigenschaft des Wortes Gottes hin. Petrus stand im Begriff, heimzugehen; er hatte diese Andeutung vom Herrn. Er sollte bald das irdische Zelt ablegen. Im Hinblick auf seine Abwesenheit als Apostel erinnerte er sie daran, die Worte der Wahrheit, die sie gehört hatten, im Gedächtnis zu behalten (2Pet 1,19-21). Das Wort Gottes soll immer das Erkennungszeichen und der Anker der Hoffnung für den Gläubigen in Gott sein.
Ich erinnere mich, dass der berühmte Bischof Horsley vor einigen Jahren einige gute Bemerkungen über genau diese Sache machte. Er hatte ein starkes Gespür für den bevorstehenden Verfall der Christenheit und er wagte zu denken, dass, wenn die Dinge, die Gott unter seinem Volk gewirkt hat, vollständig in die Hände von Menschen ohne seine Furcht geraten, Gott in den Herzen seines Volkes ein solches Empfinden für den Wert seines Wortes wecken würde, das sie zu einem Grad von Einsicht bringen würde, der im vorherigen Zustand der Kirche unbekannt war.
Diese Überzeugung ist eine bemerkenswerte Aussage darüber, was, wie ich glaube, im Handeln Gottes immer wahr gewesen ist. Es war so in den Tagen unseres Herrn. Damals stand die Zerstörung Jerusalems bevor, und die Annas und die Simeons und die, die auf die Erlösung und die Zerstörung Jerusalems warteten, waren die Personen, auf die uns Maleachi in den letzten Worten seines Buches vorbereitet: „Da unterredeten sich miteinander, die den Herrn fürchten“ (3,16), und der Herr hält sie in besonderer Weise im Gedächtnis. Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Herr in gleicher Weise mit denen verfährt und verfahren wird, die sein Wort schätzen, bis das Gericht über die Christenheit hereinbricht.
In Vers 19 wird diese Liebe zu den Worten Gottes weiter beschrieben: „Darum spricht der Herr also: Wenn du umkehrst, so will ich dich zurückbringen, dass du vor mir stehst; und wenn du das Köstliche vom Gemeinen ausscheidest, so sollst du wie mein Mund sein.“ Das große Anliegen der Gläubigen an einem bösen Tag ist es, sich nicht mit dem Schlechten zu befassen, sondern zu versuchen, dem Köstlichen Gutes zu tun.
Das Evangelium sucht das Niederträchtige, weil es Gottes Weg ist, das Niederträchtige wertvoll werden zu lassen. Aber das Volk Gottes soll sich nicht mit dem Schlechten befassen, sondern es ablehnen. Es soll das Gute suchen und es verkünden. Genau das ist es, wozu Jeremia angehalten wird: „und wenn du das Köstliche vom Gemeinen ausscheidest, so sollst du wie mein Mund sein“ (19). Das heißt, du wirst befähigt sein, meine Wahrheit und meine Gnade auszusprechen. Du wirst das Gefäß meines Geistes sein, was der Mund ist. „Jene sollen zu dir umkehren, du aber sollst nicht zu ihnen umkehren“, das heißt, mische dich nicht unter sie, aber wenn du meinen Geist, meine Worte, meine Wahrheit liebst, wirst du zum Segen für sie werden.
Der große Punkt ist das Herauslesen des Köstlichen aus dem Schlechten. „Und ich werde dich diesem Volke zu einer festen ehernen Mauer machen, und sie werden wider dich streiten, aber dich nicht überwältigen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten und dich zu befreien, spricht der Herr“ (V. 20). Der unfehlbare Schutz Gottes ist bei seinem Zeugnis, solange Er eines sendet, und Er selbst ist bei seinen Zeugen.