Einleitung
Die Juden, die hinaufgezogen waren, hatten sich gedemütigt, gefastet, gebetet und für das gesamte Volk Opfer gebracht. Durch die Treue dieser Männer wurde der traurige Zustand des Volkes, das sich im Land befand, offenbar: Sie hatten sich von den Wegen Gottes entfernt und wandelten nicht nach seinen Geboten. – Nach dem hoffnungsvollen Anfang in den Kapiteln 7 und 8 erlebte Esra nun diesen Schlag. War er nicht gekommen, um in Israel Satzung und Recht zu lehren? Das Volk Gottes war tief gesunken. Gott konnte Esra in dieser Lage gebrauchen.
Auch wir sehen unter dem Volk Gottes schmerzliche Entwicklungen. Wie kommt das? Sie wandeln nicht mit Gott. Es gibt kaum eine schwierigere Aufgabe, als unter dem Volk Gottes zu arbeiten. Das liegt daran, dass man so wenig damit rechnet, dass die Gläubigen häufig nicht nach dem Willen Gottes fragen. Der Diener begegnet oft großer Not und Unordnung. „Die Geschichte aller Erweckungen, die Gott in seiner Barmherzigkeit schenkt, scheinen den gleichen Verlauf zu nehmen: einen großartigen Anfang und danach mehr oder weniger schnellen Niedergang.“
Das Vorbild ist allein der Herr Jesus. Der Eifer um das Haus Gottes hatte ihn verzehrt (Ps 69,8; Joh 2,17). Bei Paulus sehen wir eine ähnliche Haltung: „Deswegen erdulde ich alles um der Auserwählten willen, damit auch sie die Errettung erlangen, die in Christus Jesus ist, mit ewiger Herrlichkeit“ (2Tim 2,10).
Einteilung
Esras Bußgebet wegen der Mischehen (V. 1‒4)
Esras Bußgebet wegen die Untreue des Volkes in der Vergangenheit (V. 5‒15)
Vers 1
Und als dies ausgerichtet war, traten die Obersten zu mir und sprachen: Das Volk Israel und die Priester und die Leviten haben sich nicht von den Völkern der Länder, nach deren Gräueln, abgesondert, nämlich von den Kanaanitern, den Hethitern, den Perisitern, den Jebusitern, den Ammonitern, den Moabitern, den Ägyptern und den Amoritern: Die Obersten dieser Angekommenen kamen bald zu Esra und informierten ihn darüber, dass sowohl das Volk als auch die Priester und die Leviten Frauen von den sie umgebenden Völker geheiratet hatten. Die Gräuel sind die Götzen, die diese Frauen mitbrachten.
Oberste: So wie die Obersten im nächsten Vers in der Sünde führend waren, so gab es auch Oberste, die treu waren. Ein guter Oberster zeichnet sich nicht durch einen starken Willen oder eine starke Faust aus, sondern durch ein gutes Vorbild, weil er in der Nähe des Herrn lebt. Für das Versammeln des Volkes waren zwei Trompeten erforderlich, für die Obersten nur eine (4Mo 10,3-4). Von einem Obersten erwartet Gott, dass er gut hören kann.
Nicht ... abgesondert: Die Sünde bestand in der Heirat heidnischer Frauen, was dem Volk ausdrücklich untersagt war (2Mo 34,12-16; 5Mo 7,3-4; Ri 3,5‒7). Die Kinder waren halb israelitisch und halb heidnisch. Dadurch sank das Volk auf eine heidnische Ebene hinab. Wir neigen dazu, Unterschiede zwischen diesen Völkern zu machen.
Anwendung: Sind Liberalismus und Sektierertum/Gesetzlichkeit nicht ebenfalls solche fremden Frauen?