Behandelter Abschnitt Esra 9
Als Esra sich in der Mitte des Volkes wiederfand, bot sich ihm ein feierlicher und schmerzlicher Anblick. Es gab schon Demütigung in der Gefangenschaft, bevor er in das Land kam; aber als er in das Land kommt, ist es ein höchst schmerzlicher Anblick. Diejenigen, die bereits aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren – diejenigen, die zum Namen des Herrn in Jerusalem versammelt waren – fand er in den schmerzlichsten Umständen. Er fand Quellen der Schande und des Kummers. Er fand Fälle von Übel. Er fand die schmerzlichsten Ansichten und Äußerungen unter ihnen.
Die Nationen nachahmen
Oh, geliebte Freunde, was für eine traurige Sache für das Herz des Mannes, der sich fern vom Land unter einigen der Leute, die dort waren, vor Gott geplagt hatte. Nun kam er herauf und fand, dass diejenigen, die ein tiefes Empfinden für die Gnade Gottes hätten haben sollen und die so sehr in seiner schützenden Hand ruhten, selbst in einem Zustand der Nachlässigkeit, der Lauheit, der inneren Abkehr von seinen Wegen waren. Äußerlich sind sie Ihm nahe, aber innerlich weit von Ihm entfernt. So wird uns gesagt. „Und als dies ausgerichtet war, traten die Obersten zu mir und sprachen: Das Volk Israel und die Priester und die Leviten haben sich nicht von den Völkern der Länder, nach deren Gräueln, abgesondert, nämlich von den Kanaanitern, den Hethitern, den Perisitern, den Jebusitern“ (Kap. 9,1). Auch bei den Samaritern war es nicht so. Hier waren es tatsächlich Menschen, die in Jerusalem waren, und zwar nicht nur Menschen, sondern Priester, die nach den Gräueln der Kanaaniter taten. Und ihr wundert euch manchmal, geliebte Freunde, dass es unter denen, die zum Namen des Herrn Jesus versammelt sind, erschreckende Entwicklungen zum Bösen geben soll. Nun, es muss so sein. Sie wandelten nicht mit Gott. Die allerschlimmsten Formen des Bösen werden dort zu finden sein, wo Menschen dem Herrn am nächsten sind, wenn sie nicht mit Ihm wandeln, wenn sie nicht von Ihm bewahrt werden; denn dagegen richtet sich Satans große Anstrengung. Das ist es, was er über alles hasst, was auf der Erde ist.
Wenn Menschen Hand in Hand mit der Welt wandeln, kann Satan sie verlassen. Er weiß, wohin die Welt sie führen wird, und wenn Fleisch und Geist Hand in Hand verbunden sind, ist es immer das Fleisch, das die Oberhand gewinnt. Der einzige Weg, im Geist zu wandeln, ist, das Fleisch zu richten – nichts mit ihm zu tun zu haben, sondern es zu verurteilen – unsere Glieder, die auf der Erde sind, zu töten (Kol 3,5). Aber alle Versuche, eine freundliche Harmonie zwischen dem Fleisch und dem Geist zu haben, sind vergeblich. Deshalb kann Satan dieser Harmonie ihren Lauf lassen. Er weiß ganz genau, dass das Fleischliche immer an den Dingen Gottes zerbrechen wird, was auch immer mit dem Geist verbunden sein mag. Aber da, wo Menschen aus der Welt kommen und sich auf dem erklärten Boden des Gerichts des Fleisches befinden, wenn die Welt im Herzen zugelassen wird oder dem Fleisch Raum gegeben wird, und vor allem in der Anbetung Gottes, in der Versammlung seines Volkes, wenn wir irgendwelchen persönlichen Gefühlen nachgeben oder zulassen, dass unsere eigenen Gedanken uns oder unsere eigenen Gefühle beherrschen – wozu kann es dann kommen, außer zu den schrecklichsten und unnatürlichsten Ansichten? Es ist sogar schlimmer als in der anständigen Welt. Die anständige Welt wird jedenfalls den Schein wahren; aber dort, wo wir die Eitelkeit des Scheins gelernt haben und wo es entweder wirklich Geist oder wirklich Fleisch sein muss, wenn dort mit dem Bösen herumgespielt und es zugelassen wird, wird das Fleisch in seiner schlimmsten Form hervortreten und Satan wird die tiefste Schande über den Namen des Herrn bringen.
So war es auch hier. Es war nicht in Babylon, sondern in Judäa, dass sie nach der Art der Kanaaniter handelten. Es waren nicht die Personen, die weit weg von Jerusalem waren. Hier waren es das Volk und die Priester, die vom Willen des Herrn abgewichen waren. Sie waren es, die sich „nach deren Gräueln abgesondert [hatten], nämlich von den Kanaanitern, den Hethitern, den Jebusitern, den Ammonitern, den Moabitern, den Ägyptern und den Amoritern; denn sie haben von ihren Töchtern für sich und für ihre Söhne genommen, und so hat sich der heilige Same mit den Völkern der Länder vermischt; und die Hand der Obersten und der Vorsteher ist in dieser Treulosigkeit die erste gewesen“ (V. 2). Oh, denkt daran! „Die Hand der Obersten und der Vorsteher ist in der Treulosigkeit die erste gewesen.“ Und glaubt ihr, geliebte Brüder, dass wir vor solchen Gefahren sicher sind? Auf keinen Fall. Lasst uns also ernsthaft auf Gott schauen; aber lasst uns daran denken, dass aller wahre Segen für uns mit dem individuellen Segen beginnen muss, und dass das Geheimnis des individuellen Segens immer seine Wurzel im Selbstgericht vor Gott haben wird. Wir werden feststellen, dass dies genau so bei Esra ist, der sich gedemütigt hatte und andere dazu brachte, sich in der Gefangenschaft zu demütigen. Und so auch in Jerusalem.
Bekenntnis und gemeinsame Schuld
„Und als ich diese Sache hörte, zerriss ich mein Gewand und mein Oberkleid und raufte mir die Haare meines Hauptes und meines Bartes aus und saß betäubt da. Und zu mir versammelten sich alle, die vor den Worten des Gottes Israel zitterten wegen der Treulosigkeit der Weggeführten; und ich saß betäubt da bis zum Abend-Speisopfer Und beim Abend-Speisopfer stand ich auf von meiner Demütigung, nachdem ich mein Gewand und mein Oberkleid zerrissen hatte, und ich beugte mich auf meine Knie nieder und breitete meine Hände aus zu dem Herrn, meinem Gott, und ich sprach: Mein Gott, ich schäme mich und scheue mich, mein Ansicht zu dir, mein Gott, zu erheben! Denn unserer Ungerechtigkeiten sind uns über das Haupt gewachsen, und unserer Schuld ist groß geworden bis an den Himmel. Von den Tagen unserer Väter an sind wir in großer Schuld gewesen bis auf diesen Tag; und um unserer Ungerechtigkeiten willen sind wir, unserer Könige, unsere Priester, der Hand der Könige der Länder übergeben worden, dem Schwert, der Gefangenschaft und dem Raub und der Beschämung des Angesichts, wie es an diesem Tag ist. Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick Gnade von Seiten des Herrn, unseres Gottes zuteil geworden, indem er uns Entronnene übrig gelassen und uns einen Pflock gegeben hat an seiner heiligen Stätte“ (Kap. 9,4–8). Und so, sehen wir, nimmt Esra einen Platz tieferer Demütigung ein. Es war jetzt nicht nur ein Fasten, sondern es gibt dieses Zeichen tieferer Demütigung, das Zerreißen seiner Kleider, das betäubte Sitzen bis zum Abend-Speisopfer, und erst dann breitet er seine Hände zum Herrn aus, um für sein Volk zu beten und auch zu bekennen.