Behandelter Abschnitt Rt 2,1-7
Ruth, die Ährenleserin
„Wenn ihr die Ernte eures Landes erntet, so sollst du den Rand deines Feldes nicht vollständig abernten und sollst keine Nachlese deiner Ernte halten. . . Für den Armen und für den Fremdling sollst du sie lassen“ ( 3Mo 19,9.10).
Wenn die Geschichte Ruths in ihrem Anfang (Kap. 1) die rettende Gnade vorbildet, so stellt uns Kapitel 2 die erhaltende Gnade dar. Die Gnade Gottes bringt uns nicht nur das Heil, sondern lehrt uns danach auch, in dieser gegenwärtigen Welt besonnen, gerecht und gottselig zu leben. In dem Maß, wie wir unter die Belehrung der Gnade kommen, machen wir geistliche Fortschritte. Dieses Wachsen in der Gnade oder dieser geistliche Fortschritt ist in diesem Kapitel so schön dargestellt.
Das Geheimnis des Wachsens in der Gnade
„Und Noomi hatte einen Verwandten ihres Mannes, einen vermögenden Mann, aus der Familie Elimelechs, und sein Name war Boas. Und Ruth, die Moabiterin, sprach zu Noomi: Lass mich doch aufs Feld gehen und unter den Ähren lesen hinter dem her, in dessen Augen ich Gnade finden werde. Und sie sprach zu ihr: Geh hin, meine Tochter. Und sie ging hin und kam, und auf dem Feld hinter den Schnittern her las sie auf. Und sie traf zufällig auf das Feldstück des Boas, der aus der Familie Elimelechs war.
Und siehe, Boas kam von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: Der Herr sei mit euch! Und sie sprachen zu ihm: Der Herr segne dich! Und Boas sprach zu seinem Knecht, der über die Schnitter bestellt war: Wem gehört dieses Mädchen? Und der Knecht, der über die Schnitter bestellt war, antwortete und sprach: Es ist ein moabitisches Mädchen, das mit Noomi aus den Gebieten von Moab zurückgekehrt ist; und sie sprach: Lass mich doch auflesen und unter den Garben sammeln hinter den Schnittern her! Und so ist sie gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt; was sie im Haus gesessen hat, ist wenig“ (2,1–7).
Es ist für einen Neubekehrten wirklich gesegnet, einen guten Anfang zu machen, indem er entschieden mit der Welt bricht und bereit ist, den Pfad des Glaubens in Gemeinschaft mit dem Volk Gottes zu gehen. Ein guter Anfang genügt jedoch nicht. Um auf dem Pfad des Glaubens aufrechterhalten zu bleiben, müssen wir in der Gnade wachsen. Der Apostel Petrus sagt, wenn Christen sich der „Gnade und des Friedens“ im Überfluss erfreuen sollen, wenn sie alle Dinge, die zum Leben und zur Gottseligkeit gehören, genießen wollen und wenn sie dem Verderben, „das in der Welt ist durch die Begierde“, entfliehen möchten, so kann dies nur durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn, geschehen (2Pet 1,2-4). Deshalb schließt er seinen zweiten Brief mit der Ermahnung: „Wachst aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus“ (2Pet 3,18).
Obwohl die Korinther gut anfingen, waren sie sehr träge, geistliche Fortschritte zu machen. Sie wurden durch Weltlichkeit und die Weisheit dieser Welt behindert. Die Galater fingen auch gut an, denn der Apostel sagt: „Ihr liefet gut“, doch muss er fragen: „Wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht?“ (Gal 5,7). Das Hindernis war Gesetzlichkeit, indem sie unter den Einfluss falscher Lehrer gekommen waren. So scheinen auch heute viele gut anzufangen und geben zur Hoffnung Anlass, entschiedene Christen zu werden. Aber leider machen sie in ihrem späteren Leben wenig Fortschritte. Sie wachsen nicht in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Sie fallen der Anziehungskraft der Welt zum Opfer und werden weltlich oder sie kommen unter den Einfluss falscher Lehrer und werden gesetzlich.
Dieser Teil der Geschichte Ruths will uns das Geheimnis des Wachsens in der Gnade enthüllen. Ruth wird uns hier offensichtlich als eine Ährenleserin vorgestellt.
Im zweiten Vers sagt sie zu Noomi:
„Lass mich doch aufs Feld gehen und unter den Ähren lesen.“ In Vers 17 steht: „Und sie las auf dem Feld auf“, und im letzten Vers: „So hielt sie sich zu den Mägden des Boas, um aufzulesen.“