Vers 3: Das Einstehen für die Wahrheit in Zeiten des allgemeinen Niedergangs bringt Leiden mit sich. Deshalb wird Timotheus, und mit ihm jeder, der Christus treu ergeben zu sein wünscht, aufgefordert: „Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Streiter Christi Jesu“. Gemessen an Paulus wird das „teilnehmen“, wozu wir aufgefordert werden, für uns gering sein; doch wo immer heute ein Heiliger sein mag, der Irrlehren zurückweist und für die Wahrheit einsteht, muss er darauf vorbereitet sein, in gewissem Maße Widerstand (Kapitel 2, 25), Verfolgung (Kapitel 3, 12), Verlassensein (Kapitel 4, 10) und Böses (Kapitel 4, 14) zu erdulden – und diese Dinge können sogar, wie bei dem Apostel Paulus, von den eigenen Brüdern kommen. Dies bringt jedoch Leiden mit sich; und natürlicherweise neigen wir dazu, Vergeltung zu üben, wenn wir ungerecht leiden.
Deshalb werden wir daran erinnert, an den Trübsalen teilzunehmen – nicht als ein natürlicher Mensch, sondern als ein guter Streiter Christi Jesu. Ein guter Streiter wird seinem Anführer gehorchen und so handeln, wie dieser es tut. Christus ist der große Anführer unserer Errettung, und Er hat Seinen Platz in der Herrlichkeit „durch Leiden“ eingenommen. Er hat uns ein vollkommenes Vorbild des Leidens mit Ausharren hinterlassen: „der . . . leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1Pet 2,23). Um auf eine der Natur so vollständig widerstrebende Weise handeln zu können, müssen wir tatsächlich stark sein in der Gnade, die in Christus Jesus ist.
Der Herr Jesus ist jetzt an dem Platz höchster Macht und Autorität, und Er wird diese Macht, mit der Er vermag, alle Feinde Seinen Füßen zu unterwerfen, zu gegebener Zeit auch ausüben. Jetzt ist jedoch noch der Tag der Gnade, der Tag des Gerichts für die Feinde dieser Gnade ist noch nicht gekommen; deshalb brauchen wir auch keine Macht, um unsere Widersacher zu vernichten, sondern Gnade, um an den Trübsalen teilzunehmen. Stephanus schaute in Gegenwart seiner Feinde, die mit ihren Zähnen gegen ihn knirschten und ihn steinigten, unverwandt zum Himmel, und sah „Jesus zur Rechten Gottes stehen“ (Apg 7,54-60).
Doch obwohl Jesus Herr ist und an dem Platz höchster Macht ist, handelt Er im allgemeinen nicht in Macht, um die Feinde Seiner Knechte zu vernichten; auch gab Er dem Stephanus nicht die Macht, seine Feinde selbst zu vernichten. Er tat das, was in vollkommener Weise mit dem Tag der Gnade übereinstimmte. Er gab dem Stephanus Gnade, wodurch dieser so stark „in der Gnade, die in Christus Jesus ist“, wurde, dass er in der Lage war, an den Trübsalen teilzunehmen und als ein guter Streiter Christi Jesu seinen Verfolgern nicht zu drohen oder sie zu schmähen; im Gegenteil: er konnte für sie beten und seinen Geist dem Herrn anbefehlen.
Ebenso war Paulus in seinen Tagen so „stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist“, dass er um Christi willen Leiden erduldete, und sein Leben, sein Glück, sein Alles Christus anbefahl „auf jenen Tag“ (Kapitel 1, 12).