Behandelter Abschnitt 2Thes 2,13-14
Das Dankgebet
„Wir aber sind schuldig, Gott allezeit für euch zu danken, vom Herrn geliebte Brüder, dass Gott euch von Anfang erwählt hat zur Errettung in Heiligung des Geistes und im Glauben an die Wahrheit, wozu er euch berufen hat durch unser Evangelium, zur Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus“ (2,13.14).
In den ersten Versen des Briefes dankt der Apostel Gott für die Heiligen wegen der Gnade, die in ihnen für Gott vorhanden war. Hier dankt er für das, was Gott alles für sie getan hat und tun wird. Mit großer Freude nennt er die Gläubigen „vom Herrn geliebte Brüder“. Wie groß auch das Versagen und die Schwachheit unter dem Volk Gottes sein mag und was auch die Unterschiede in der geistlichen Entwicklung sein mögen, er betrachtet sie mit großer Freude als solche, die als „Brüder“ miteinander verbunden sind.
Der Apostel nennt die Heiligen in diesem kurzen Brief sieben Mal „Brüder“ (2Thes 1,3; 2,1.13.15; 3,1.6.13). Darüber hinaus sind sie trotz der Verfolgung und Bedrängnisse durch die Welt „vom Herrn geliebt“. Sollten wir nicht vorsichtiger sein im Urteilen und Sprechen übereinander und im Umgang miteinander und bedenken, dass wir „vom Herrn geliebt“ sind? Kann der Herr teilnahmslos zuschauen, wenn seine Geliebten verfolgt und beleidigt werden, durch wen auch immer?
Dann dankt der Apostel Gott für alles, was Gott für sein Volk bedeutet, sei es in Bezug auf die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft:
Zurückschauend in die Ewigkeit sagt er zuerst, dass Gott uns „von Anfang“ erwählt hat zur Errettung. Wären wir von Gott aus uns selbst überlassen, dann würden auch wir mit der Welt unter das Gericht kommen, von dem er gesprochen hatte. Aber die souveräne Gnade Gottes hat uns für die Errettung erwählt. Diese Errettung wurde nicht aus Werken, die wir vollbracht hätten, bewirkt, sondern sie ist ein Werk des Geistes in uns, indem Er uns von der Welt abgesondert hat und uns dahin geführt hat, der Wahrheit zu glauben. Diese Wahrheit ist, wie wir wissen, das Evangelium über unseren Herrn Jesus Christus. Er starb für uns, damit wir die Errettung besitzen könnten (1Thes 5,9.10).
Auf diese Weise zieht der Apostel eine Trennungslinie zwischen Gläubigen und Ungläubigen, von deren Verderben er vorher gesprochen hat. Die Ungläubigen, die unter dem Einfluss Satans stehen, haben die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen und werden in die Verdammnis kommen. Die Gläubigen, die unter dem Einfluss des Heiligen Geistes stehen, glauben der Wahrheit und werden errettet.
Da die Gläubigen schon in der Ewigkeit zuvor erwählt wurden, werden sie in der Jetztzeit berufen. Dieser Ruf erreicht sie durch das Evangelium, das Paulus „unser Evangelium“ nennt. Oft beschränken wir die Verkündigung des Evangeliums auf die Vergebung der Sünden. Aber Paulus verkündete nicht eine Errettung, die nur unseren Bedürfnissen begegnet, sondern auch die Berufung, die dem Verlangen des Herzens Gottes entspricht. Wenn Gott uns ruft, dann tut Er das, um seine Absichten der Liebe seines Herzens zu zeigen.
Der Ruf Gottes hat einen zweifachen Charakter: Er ruft uns aus dieser Welt heraus und beruft uns in eine andere Welt. Als der Gott der Herrlichkeit Abraham erschien, geschah das mit den folgenden Worten: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Apg 7,3). Auch wir sind aus dieser Welt zu einer himmlischen Heimat berufen worden. Diese Welt hier ist für uns eine Welt der verdorbenen Christenheit, eine Mischung aus Judentum und Christentum. Daher gilt für uns der Ruf: „Lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers“ (Heb 13,13). Nachdem wir hinausgegangen sind, merken wir, dass „wir hier keine bleibende Stadt [haben], sondern die zukünftige suchen“ (Heb 13,14).
Da wir also schon von Ewigkeit her auserwählt und in der Gegenwart berufen worden sind, ist das Ziel dieser Berufung, die „Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus“ in den kommenden Zeitaltern zu besitzen. Wunderbare Gnade! Wenn Gott uns ruft, dann ist es zu keinem geringeren Ziel, als zum Erlangen der Herrlichkeit, wie sie sich in dem Herrn Jesus Christus als Mensch offenbart hat. Wir werden Ihm gleich sein und bei Ihm sein. Würden wir nicht anders übereinander sprechen und miteinander umgehen, wenn wir die Kinder Gottes mehr als solche ansehen würden, die „auserwählt“ und „berufen“ worden und auf dem Weg zur Herrlichkeit sind?