Behandelter Abschnitt Kol 2,20-23
Der Tod und die Auferstehung des Gläubigen mit Christus (Kapitel 2,20–3,11)
In dem vorherigen Teil des Briefes sind wir vor den besonderen Gefahren gewarnt worden, denen die christliche Versammlung ausgesetzt ist. Mit Kapitel 2,20 kommen wir zum ermahnenden Teil des Briefes, in dem wir aufgefordert werden, die großen Wahrheiten, dass die Gläubigen mit Christus gestorben und auferstanden sind, auf unser praktisches Leben anzuwenden.
Im praktischen Ausleben dieser Wahrheiten auf den Lebenswandel des Gläubigen werden wir einerseits vor den Gefahren bewahrt, von denen der Apostel bislang gesprochen hatte. Und auf der anderen Seite sind wir dadurch in der Lage, das Wesen von Christus in unserem Leben zu offenbaren, wovon Paulus im fünften Teil dieses Briefes spricht (Kapitel 3,12–4,6).
Die praktische Wirkung davon, mit Christus gestorben zu sein (Kapitel 2,20–23)
„Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt? Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht! (Dinge, die alle zur Zerstörung durch den Gebrauch bestimmt sind), nach den Geboten und Lehren der Menschen (die zwar einen Schein von Weisheit haben, in eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes, und nicht in einer gewissen Ehre), zur Befriedigung des Fleisches“ (Verse 20–23).
Die ersten Ermahnungen gründen sich auf die große Wahrheit, dass die Gläubigen mit Christus den Elementen der Welt gestorben sind. Sowohl die konkreten Worte des Apostels an dieser Stelle als auch der Tenor des ganzen Briefes zeigen deutlich, dass „die Elemente der Welt“ religiöse Verordnungen sind, die durch Menschen eingeführt und aus dem Judentum entliehen werden.
Der Apostel hatte von den verschiedenen Fallstricken gesprochen, durch die der Feind unsere Seelen von Christus abzuziehen sucht. Wie wir gesehen haben, tragen diese Schlingen religiösen und intellektuellen Charakter. Daher wird in diesem Abschnitt die wichtige Tatsache betont, dass die Erlösten mit Christus nicht nur den besonders schlimmen Dingen des Fleisches gestorben sind, sondern auch der Religion der Welt. Sehr deutlich entlarvt und verurteilt der Apostel damit diese weltliche Religion.
Die Kennzeichen dieser weltlichen Religion
Zunächst zeigt er, dass es sich bei der Religion um etwas handelt, was in jeder Hinsicht dem Menschen angepasst ist, der „in der Welt lebt“. Die Religion des Heidentums genauso wie die des verderbten Judentums und der verderbten Christenheit passen zur Welt und können durch diese Welt gelebt werden. Sie belassen den Menschen auch in der Welt. Diese Religion wird durch Gottes Wort verurteilt, denn wahres Christentum nimmt den Gläubigen aus der Welt heraus, da er mit Christus dieser Welt gestorben ist.
Die Religion der Welt ist eine Religion von „Satzungen“ oder menschlichen Regulierungen, denen sich der natürliche Mensch unterwerfen kann. Solche Satzungen verlangen kein Werk Gottes im Gewissen oder Herzen des Menschen und lassen auch nicht die Frage aufkommen, ob jemand bekehrt ist oder die neue Geburt erlebt hat.
Diese Satzungen bestehen aus einem Abstehen von bestimmen materiellen Dingen an bestimmten Tagen, die vom Menschen als „heilig“ ernannt worden sind, wie zum Beispiel am Neumond oder Sabbat. Sie können durch die negative Formulierung zusammengefasst werden: „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht.“ Die Seele ist dadurch mit materiellen Dingen beschäftigt, die durch ihre Benutzung vergehen. Eine Religion, die nur auf dem Gehorsam solchen Satzungen gegenüber beruht, muss notwendigerweise selbst vergehen, wenn die Dinge, auf die sie sich bezieht, zerstört werden. Der Glaube dagegen bringt den Gläubigen in Berührung mit geistlichen und unsichtbaren Dingen, die ewig in den Himmeln aufbewahrt sein werden.
Uns wird auch gesagt, dass diese Religion von Satzung „nach den Geboten und Lehren der Menschen“ ist. Nicht Gott hat sie benannt; sie sind auch nicht in Übereinstimmung mit der Lehre der Schrift.
Diese Satzungen der Menschen haben in den Augen der Welt tatsächlich einen Anschein von Weisheit. Denn es erscheint weise zu sein, sich von bestimmten Dingen zu enthalten, die der Mensch missbrauchen kann, und die, wenn er sie missbraucht, zum Schaden für seinen Körper sind.
Diese Satzungen führen zu Asketismus und zum „Nichtverschonen des Körpers“. Sie scheinen die Bereitschaft des Menschen zu zeigen, Gott in einer demütigen und selbstverleugnenden Weise anzubeten. Daher ist es in den Augen des natürlichen Menschen überaus verdienstvoll, sich dieser Dinge zu unterwerfen.
Solch eine Religion wird von Gott vollständig verurteilt als „Befriedigung des Fleisches“. Anstatt das Fleisch als wertlos beiseite zu setzen, erkennt sie das Fleisch an und trägt zu seinem Stolz bei. Dem Körper an bestimmten festgesetzten Tagen bestimmte Lebensmittel zu verweigern und ihn hart zu behandeln, befriedigt nur das Fleisch mit seinen Gefühlen, in einer lobenswerten Art gehandelt zu haben.
Das macht deutlich, dass eine Religion, die auf Satzungen beruht, während sie den Menschen als „in der Welt lebend“ anspricht, vollkommen unvereinbar mit der großen Wahrheit ist, dass der Gläubige mit Christus gestorben ist. Für einen solchen bedeutet, sich zurück zu einer Religion der Satzungen zu wenden, die praktische Verleugnung der Tatsache, dass er mit Christus gestorben ist, denn er nimmt erneut seinen Platz ein als lebend in der Welt.