Behandelter Abschnitt Kol 1,15-17
Christus, das Werk Christi und das Geheimnis (Kapitel 1,15–29)
Die Heiligen in Kolossä standen in Gefahr, durch Philosophie und eitlen Betrug von Christus weggezogen zu werden. So würden sie das Bewusstsein der Fülle ihrer Quellen in Christus, dem Haupt verlieren. Auch die wahre Beziehung der Versammlung zu Christus, seinem Leib, würde verloren gehen. Um dieser List Satans zu begegnen, sucht der Geist Gottes in diesem Teil des Briefes unsere Herzen für Christus zu gewinnen, indem Er die Herrlichkeiten seiner Person entfaltet, die Größe seines Werkes und die Herrlichkeit des Geheimnisses.
Die Herrlichkeiten der Person Christi (Kapitel 1,15–19)
Die Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott
„Der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn.“ (Vers 15–17).
Der Apostel hat schon von der Offenbarung des Vaters als des Einen gesprochen, unter dessen Einfluss die Gläubigen gebracht worden sind. Nun stellt er uns die Herrlichkeiten des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott vor. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes. Im tiefsten Sinn seiner Gottheit ist Gott unsichtbar. Aber in seiner moralischen Existenz ist Gott vollkommen offenbart worden in dem Sohn, der Fleisch geworden ist. „Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Nur eine göttliche Person ist passend dafür, eine göttliche Person vollkommen zu offenbaren. Erst, als der Sohn in diese Welt kam, konnte das Herz des Vaters kundgemacht werden.
In der Schrift lesen wir von „Bild“ und „Gleichnis“. Der Unterschied zwischen beiden liegt darin, dass Gleichnis bedeutet, wie ein anderer zu sein: Man hat dieselben Charakterzüge und Merkmale. „Bild“ stellt den Gedanken von Repräsentation eines anderen vor, ob man ihm gleich ist oder nicht. Gott hat gesagt: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis (1Mo 1,26). Adam war Gott insofern gleich, als er sündlos geschaffen worden ist. Er war auch im Bild Gottes, indem er Gott als im Zentrum eines Systems repräsentierte, über das er Herrschaft ausüben sollte.
Der Mann ist noch immer das „Bild Gottes“ (1Kor 11,7), auch wenn er als gefallener Mensch Gott sehr unähnlich geworden ist. Von dem Sohn lesen wir an keiner Stelle, dass Er in dem Gleichnis des unsichtbaren Gottes ist, denn Er ist Gott. Wenn man sagte, Er sei Gott gleich, könnte das den Gedanken nahe legen, dass Er nicht wirklich Gott wäre. Dennoch ist der Sohn das „Bild des unsichtbaren Gottes“, der Eine, der in seiner Person vollkommen Gott in seinem Charakter und seinen moralischen Eigenschaften vor dem gesamten Universum repräsentiert.
Die Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zur Schöpfung
Nach der Herrlichkeit des Sohnes in seiner Beziehung zu Gott kommen die Herrlichkeiten des Sohnes in seiner Beziehung zu dem gesamten geschaffenen Universum. Als Er in die Schöpfung eintrat, war Er der „Erstgeborene aller Schöpfung“. Das Wort „Erstgeborener“ wird in der Schrift oft benutzt, um eine zeitliche Priorität zu benennen: Es geht um denjenigen, der zuerst gekommen, geboren ist. Die Schrift benutzt dieses Wort jedoch auch, um eine Vorrangstellung und Würde zu kennzeichnen.
Gott spricht von Ephraim als von „meinem Erstgeborenen“, wenn auch historisch gesehen Manasse der Erstgeborene Sohn Josephs war (Jer 31,9). Auch von David heißt es: „So will auch ich ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten der Könige der Erde“ (Ps 89,28). Hier wird dieses Wort benutzt, um eine Vorrangstellung Davids über die Könige der Erde auszudrücken. So wird er zu einem Vorbild auf Christus. Wenn der Sohn in die Schöpfung eintritt, muss Er notwendigerweise den Vorrang in Stellung und Würde haben über alle geschaffenen Wesen. In diesem Sinn ist Er der „Erstgeborene aller Schöpfung.“
Dann wird uns mitgeteilt, warum der Sohn diesen überragenden Platz als Erstgeborener besitzt. „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden“, seien sie im Himmel oder auf der Erde, sichtbar oder über die Grenzen unserer Sehfähigkeiten hinausgehend, seien es materielle Kräfte oder geistliche Mächte. Darüber hinaus lesen wir, dass nicht nur alle Dinge durch Ihn geschaffen wurden, sondern sie wurden auch „für Ihn“ geschaffen, wie auch für den Vater.
Im Anschluss werden wir weiter vor den bösen Gedanken von Menschen gewarnt, die zwar bekennen, seine Vorherrschaft über die Schöpfung festzuhalten, die aber doch sagen, dass Er selbst einen Anfang habe. Ausdrücklich heißt es: „Und er ist vor allen“. Diese Aussage zeigt uns in klarer Weise die göttliche und ewige Herrlichkeit des Sohnes. Wir werden zurückgebracht zu der Zeit, als es nichts Geschaffenes gab, um zu lernen, dass Er nicht nur da war, sondern dass Er der ewig Seiende ist, der immer „ist“. Das sind Worte, die den Gedanken verbieten, dass „Er einen Anfang hatte“ oder dass „Er gemacht worden sei“. Sie bestätigen vielmehr seine ewige Existenz als Sohn.
Schließlich wird uns in Verbindung mit der Schöpfung gesagt, dass „alle Dinge durch ihn bestehen“. Die geschaffenen Dinge bestehen nicht nur nebeneinander, sondern es handelt sich um ein Miteinander aller Dinge. Die riesige Schöpfung wird durch den Sohn in allen ihren Einzelteilen als ein harmonisches Ganzes aufrechterhalten. Menschen wollen dadurch, dass sie von Naturgesetzen sprechen, den Schöpfer aus seinem Universum herausstoßen.
Aber getrennt von der erhaltenden Macht des Sohnes würde sich alles in Chaos auflösen. Zweifellos hat Gott in seine Schöpfung Gesetze hineingelegt, durch die Gott das Universum erhält. Denn Gott ist ein Gott der Ordnung, und inmitten all der vielen wechselnden Theorien haben die Menschen sicher einen Teil dieser Gesetze entdeckt. Aber wir können mit Recht fragen: Wenn Schwerkraft eines dieser Gesetze darstellt, durch das die Erde in ihrer Umlaufbahn um die Sonne gehalten wird, wer erhält dann diese Schwerkraft? Die Schrift antwortet auf diese Frage: „Alle Dinge bestehen durch ihn.“