Die Heiligen in Kolossä kannten die Gnade Gottes, die ihnen die gesegnete Hoffnung in den Himmeln sichergestellt hat. Aber es scheint doch, dass sie in Gefahr standen, durch überredende Worte der Menschen, durch Philosophen und eitlen Betrug verführt zu werden. So mangelte es ihnen an der vollen Erkenntnis des Willens Gottes.
Würdiger Lebenswandel
„Um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes“ (Vers 10).
Nun lernen wir, dass diese göttliche Weisheit ein dreifaches Ziel im Blick hat:
Wir sollen „würdig des Herrn zu allem Wohlgefallen wandeln“.
Wir sollen „in jedem guten Werk Frucht bringen“.
Wir sollen „wachsen durch die Erkenntnis Gottes“.
Es ist bemerkenswert, dass in diesem Abschnitt die volle Erkenntnis und geistlich Einsicht nicht darin bestehen, dass wir große Dinge für den Herrn tun oder dass wir die Wahrheit über den Herrn lehren oder predigen. Nein, vor allem anderen sollen wir würdig des Herrn unseren Lebenswandel führen. Wie viel wichtiger als all unser Dienst und alle Aktivitäten ist unser geistlicher Zustand und unser praktischer Lebenswandel im täglichen Leben. Gerade dafür betet der Apostel.
Zudem betet der Apostel nicht, dass wir in unserem Lebenswandel möglichst jede Bosheit vermeiden, was ein natürlicher Mensch tun mag. Sein Gebet ist, dass wir würdig des Herrn wandeln. Der Herr ist der Maßstab für unseren Lebenswandel. Wir sollen vor unseren Augen nicht einfach einen Lebenswandel haben, der unserem eigenen Ruf oder unserer Stellung dient, unserer Familie oder Nation, nicht einmal dem Ruf der Heiligen, sondern es geht um einen Lebenswandel würdig des Herrn.
Es reicht nicht einmal, „nur“ würdig des Herrn zu wandeln. Wir sollen das „zu allem Wohlgefallen“ tun. Es ist also nicht einfach ein Lebenswandel, der angenehm für uns oder unsere Brüder ist und ihnen gefällt. Wir sollen dem Herrn gefallen. Von Ihm ist geschrieben: „Denn auch der Christus hat nicht sich selbst gefallen“, sondern im Gegenteil: „Ich tue allezeit das ihm [dem Vater] Wohlgefällige“ (Röm 15,3; Joh 8,29).
Wie oft sagen oder tun wir etwas, was wir nie gesagt oder getan hätten, wenn wir uns gefragt hätten: „Gefällt dies dem Herrn?“ Wir tun gut daran, täglich mit Gebet zu erflehen, dass wir „würdig des Herrn zu allem Wohlgefallen wandeln“.
Frucht bringen und wachsen
Darüber hinaus wünscht der Apostel, dass wir „Frucht bringen in jedem guten Werk“. Frucht im Gläubigen ist immer der Ausdruck dessen, was Christus ist. Der Mensch der Welt kann viele gute Werke tun. Aber er kann keine Frucht für Gott in seinen guten Werken tragen. Nur der Gläubige kann etwas von Christus in seinen guten Werken ausdrücken. Allein dadurch ist in den guten Werken, die den Menschen nützen, auch Frucht für Gott vorhanden.
Schließlich wünscht der Apostel, dass wir „wachsen durch die Erkenntnis Gottes“. Der Weg, der würdig des Herrn ist und in dem wir Frucht für Gott bringen, wird zweifellos einer sein, der zu geistlichem Wachstum führt, indem wir eine zunehmende Vertrautheit mit Gott erlangen. Das ist eine Erkenntnis Gottes, die wir durch Erfahrung gewinnen und nicht durch die Lehre allein, auch wenn solch eine Erkenntnis zweifellos in Übereinstimmung mit der Wahrheit ist.
Aus diesen Überlegungen und anderen Abschnitten der Schrift wird deutlich, dass Gläubige nicht in dieser Welt zurückgelassen worden sind, um ihren Weg zum Himmel zu finden, so gut sie es vermögen, oder in Übereinstimmung mit ihren eigenen Ideen im Blick auf das, was Gott gefällt, zu wandeln. Der Weg, den Gott für sein Volk gewiesen hat, ist einer, in dem sein Wille vorherrschend ist, nicht der ihre.
Dieser zehnte Vers zeigt deutlich seinen Willen. Sein Volk soll würdig des Herrn wandeln und Frucht bringen, also die Offenbarung des Charakters Christi. Und es soll in der Erkenntnis Gottes wachsen.
Ein Lebenswandel, würdig des Herrn, kann nur dann vorhanden sein, wenn wir „seinen Fußstapfen folgen“. Von Ihm lesen wir: „Der gescholten, nicht widerschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1Pet 2,23). Angesichts von Unrecht und harter, unpassender und böser Sprache, die gegen uns geschehen mag, sollte unser Anliegen nicht darin bestehen, uns zu verteidigen und unsere Rechte durchzusetzen.
Wir sollten stattdessen Christus offenbaren. Wenn wir Böses erleiden, sollten wir uns daher Ihm übergeben, der gerecht richtet. Wenn wir die Interessen Christi zu unserem wichtigsten Anliegen machen, können wir Gott vertrauen, der dann unsere Anliegen zu seinem Interesse machen wird. Wenn wir so Christus darstellen, werden wir Frucht bringen und in der wahren Erkenntnis Gottes wachsen.