Das Gebet (Kapitel 1,9–14)
Der Apostel hat Gott für die Hoffnung gedankt, die den Gläubigen in den Himmeln aufbewahrt wird. Die Sicherheit des Ziels der Reise ist keine Frage des Gebets, sondern eher der Gegenstand für einen Lobpreis. Aber wir sind noch immer in der Welt, wenn auch nicht von ihr. Daher ist eine Wegstrecke auf der Reise zum Himmel zu gehen. Dieser Weg beinhaltet Schwierigkeiten und Gefahren, und das führt zum Gebet des Apostels.
Erkenntnis des Willens Gottes
„Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ (Vers 9).
Paulus betet unablässig dafür, dass die Gläubigen mit der vollen Erkenntnis des Willens Gottes in aller Weisheit und geistlicher Einsicht erfüllt sein mögen. In vielen Abschnitten bezieht sich der Wille Gottes auf die ewigen Ratschlüsse Gottes. Wir lesen in Epheser 1,11: „der alles wirkt nach dem Rat seines Willens.“ In anderen Stellen bezieht sich Gottes Wille für sein Volk auf das tägliche Leben (vgl. 1Thes 4,3; 1Pet 2,15; usw.). Auch in unserem Abschnitt bezieht sich der Wille Gottes offenbar auf unseren praktischen Lebenswandel.
Das Verstehen des Willens Gottes für unseren Weg macht die Kenntnis der Gedanken Gottes nötig, wie wir sie in seinem Wort finden. Aber diese Kenntnis ist abhängig vom geistlichen Zustand der Seele, was durch die Worte „Weisheit und geistliche Einsicht“ deutlich wird. Der Apostel will damit nicht sagen, dass die volle Einsicht in den Willen Gottes dadurch gewonnen werden kann, dass man die ausdrücklichen Gebote Gottes kennt, wie sie im Gesetz verankert sind. Noch weniger kann sie erreicht werden durch den Ratschlag von anderen, auch wenn brüderliche Hilfestellungen nicht verachtet werden dürfen. „Weisheit und geistliche Einsicht“ haben mehr damit zu tun, dass wir das, was gut und weise in den Augen Gottes ist, unabhängig von einem konkreten Gebot erkennen, wie Bruder William Kelly einmal gesagt hat.
Weisheit ist die Vertrautheit mit der Wahrheit im Gegensatz zu einem Mangel an Weisheit oder Einsicht (vgl. Röm 1,14). Geistliche Einsicht ist mehr das Unterscheidungsvermögen, das die richtige Anwendung der Wahrheit auf bestimmte Lebensumstände ermöglicht.
Auf dem Weg des Willens Gottes werden rein menschliche Weisheit und irdisches Verständnis nicht von Nutzen sein. Es ist „ein Pfad, den der Raubvogel nicht kennt und den das Auge des Habichts nicht erblickt hat; den die wilden Tiere nicht betreten, über den der Löwe nicht hingeschritten ist“ (Hiob 28,7.8). Es gibt in der Natur kein Auge, das so scharf sieht wie das eines Habichts; kein Tier ist so kühn wie der Löwe, aber die Kühnheit und die Weitsicht der Natur sind nicht vergleichbar mit dem Weg des Glaubens. Einfalt des Auges, das nur Christus als Gegenstand vor sich hat, wird allein geistliches Verständnis geben.