Behandelter Abschnitt Eph 4,4-6
Eph 4,4-6: Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in uns allen.
Natürlich steigt die wichtige Frage auf: Was ist die eine Gesinnung des Geistes, die wir mit Fleiß zu bewahren haben? Die Antwort wird uns in den Versen 4 bis 6 vorgestellt. Die eine Gesinnung des Geistes wird in den darin erwähnten sieben Einheiten dargestellt: ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe und ein Gott und Vater aller. Der Geist Gottes ist hier, um unsern Seelen diese großen Wahrheiten kostbar zu machen und sie aufrechtzuhalten. Wenn wir miteinander im Licht dieser Wahrheiten vorangehen, werden wir die Einheit des Geistes bewahren. Hingegen bedeutet jede praktische Verleugnung dieser Wahrheiten oder jedes Abweichen davon ein Abbruch der Einheit des Geistes. So haben wir in diesen Versen die verschiedenen Bereiche vor uns, in denen ein Wandel nach dem Geist zum Ausdruck kommt. Dieser Wandel wird gesehen in Verbindung mit dem einen Leib, dem einen Geist und der einen Hoffnung; das ist der Kreis des Lebens. In Verbindung mit dem Herrn finden wir den Kreis des christlichen Bekenntnisses und in Verbindung mit Gott den Bereich der Schöpfung.
Es ist von größter Bedeutung, dass unsere Gedanken so durch das Wort Gottes geformt werden, dass wir diese drei Einheitskreise, die in den Augen Gottes tatsächlich vorhanden sind, unterscheiden können. Dann haben wir nicht nur das vor uns, was Gott vor sich hat, sondern sind auch fähig, uns über das ernste Abweichen des Christentums von der Wahrheit ein klares Urteil zu bilden.
Zuerst sagt der Apostel: „Da ist ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung.“ Hier ist alles wirklich und lebendig; es ist der Kreis des Lebens. Der eine Leib wird durch den Geist gebildet und geht dem Ziel – der Herrlichkeit – entgegen. Diese Einheit wird von Gott bewahrt. Wir können sie weder durch unsern Fleiß bewahren noch durch unser Versagen zerstören. Hingegen können wir durch ein praktisches Verleugnen dieser großen Wahrheiten die eine Gesinnung des Geistes verfehlen. Dies ist leider im christlichen Bekenntnis geschehen; denn im Licht dieser großen Wahrheit, dass da „ein Leib“ ist, nicht viele, werden all die verschiedenen Körperschaften der Gläubigen, die sich in der Christenheit gebildet haben, verurteilt. Denn „der eine Geist“ verurteilt alle menschlichen Vereinbarungen, durch die der Geist beiseitegesetzt wird. Weiter hat sich die bekennende Kirche in der Welt niedergelassen und ist zu einem Teil der Welt geworden. Folglich leugnet sie die himmlische Hoffnung unserer Berufung.
Zweitens gibt es einen noch weiteren Kreis, der alle die umfasst, die Christus als Herrn bekennen (sei es in Wirklichkeit oder nur dem äußeren Bekenntnis nach). Das ist der Kreis des Bekenntnisses, das gekennzeichnet ist durch die eine Autorität, den Herrn, das eine Bekenntnis des Glaubens, „der Glaube“, in den wir durch die eine Taufe eingeführt sind. Mit dem Herrn verbindet sich Autorität und Verwaltung. Die Anerkennung, dass da nur „ein Herr“ ist, würde jede menschliche Autorität und jedes unabhängige Handeln ausschließen. Wenn wir anerkennen, dass da nur „ein Herr“ ist, können wir keiner Versammlung das Recht zugestehen, eine Zuchthandlung, die in einer andern Versammlung wirklich im Namen des
Herrn vollzogen worden ist, nicht zu beachten. So können wir auch hier durch Unabhängigkeit die eine Gesinnung des Geistes verfehlen, indem wir praktisch leugnen, dass da „ein Herr“ ist.
Und drittens haben wir den weitesten Kreis vor uns: den der Schöpfung. Da ist ein Gott, welcher der Vater oder der Ursprung „aller“ ist. Ferner ist es gut für uns, angesichts irgendwelcher Mächte in der Schöpfung zu wissen, dass Gott „über allen“ ist. Außerdem führt Gott seine Pläne „durch alles“ aus, so dass Gott sagen kann: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen“ (Jes 43,2). Schließlich wirkt Gott in dem Gläubigen, um seinen Vorsatz für den Gläubigen zustande zu bringen. Die Anerkennung dieser großen Wahrheiten wird uns nicht nur dahin führen, die ungläubigen Theorien der Menschen über Evolution abzulehnen, sondern uns auch ermuntern, in allen Umständen und Beziehungen des Lebens, die mit der Schöpfungsordnung verbunden sind, in der rechten Weise zu handeln.
Leider wird in dem großen christlichen Bekenntnis heute jeder dieser Kreise praktisch verleugnet. Der Geist wird durch menschliche Vereinbarungen, der eine Herr durch Unabhängigkeit und der eine Gott durch Vernunftschlüsse des Unglaubens beiseitegesetzt.
In den folgenden Versen scheinen die Ermahnungen in einem besonderen Zusammenhang mit einem jeden dieser Kreise zu stehen. Zuerst werden wir in den Versen 7 bis 16 als Glieder des einen Leibes ermahnt (Eph 4,7-16), dann werden wir in den Versen 17 bis 32 bezüglich unseres Verhaltens als solche, die den einen Herrn anerkennen, ermahnt (Eph 4,17-32). Schließlich geht es in Epheser 5,1 bis 6,9 um Ermahnungen im Blick auf die Beziehungen des Lebens, die in Verbindung mit dem Kreis der Schöpfung stehen.