Behandelter Abschnitt Gal 4,12-18
Paulus erfleht das Herz der Galater
Verse 12–18: Nachdem der Apostel die Galater auf ihre Torheit angesprochen hat, fleht er sie nun in Liebe gewissermaßen an. Er bittet sie inständig, so zu leben wie er es tat, wenn er auch durch Geburt ein Jude unter dem Gesetz war. Aber jetzt war er wie die Gläubigen aus den Nationen, frei vom Gesetz. Sie hatten wohl leider den falschen Lehrern ihr Ohr geliehen und so ihre Gedanken über den Apostel geändert. So machten sie ihm jetzt Vorwürfe, dass er das Gesetz als Mittel des Segens aufgegeben hatte. Aber solche Vorwürfe und Beleidigungen wertete Paulus nicht als Verletzung seines Rufs als Christ.
Er erinnert sie dann an ihre Liebe ihm gegenüber, als er im Anfang zu ihnen kam, um unter ihnen das Evangelium zu verkündigen. In jenen Tagen nahmen sie ihn als ein Engel Gottes auf, wie Christus Jesus. Und das, obwohl er unter ihnen in Schwachheit wirkte, ohne „Vortrefflichkeit der Rede oder Weisheit“ (1. Korinther 2,1), was nur für den natürlichen Menschen Anziehungskraft besitzt. Und sie hatten ihn damals nicht wegen seiner körperlichen Schwachheit verachtet. Tatsächlich war ihre Liebe ihm gegenüber von einer solchen Art, dass sie ihm, wenn möglich, ihre eigenen Augen gegeben hätten, um seine körperliche Krankheit auszugleichen.
Wie kann man Glückseligkeit aufgeben?
Wo aber war diese Glückseligkeit früherer Tage ihrer ersten Liebe geblieben? Er hatte ihnen die Wahrheit damals verkündigt. Und jetzt schrieb er ihnen die Wahrheit in diesem Brief. Sahen sie ihn deshalb jetzt als einen Feind an, weil er ihnen die Wahrheit vorstellte?
Leider lag die Ursache für ihr Handeln darin, dass es in ihrer Mitte solche gab, die diese Gläubigen in Galatien gegen den Apostel aufbringen wollten, um sich selbst zu erhöhen. Dieser Eifer solcher war nicht für die Wahrheit oder für die Gläubigen, sondern für sie selbst. Solcherart ist das Fleisch! Unter dem Deckmantel des Eifers für das Volk Gottes können wir auf Kosten der Gnade Gottes andere herabsetzen, um uns selbst zu erhöhen. Wenn der Eifer, den die Galater dem Apostel gegenüber während seines damaligen Dienstes gezeigt hatten, echt war, wäre es zweifellos richtig, ihn auch in seiner Abwesenheit aufrechtzuerhalten.