Behandelter Abschnitt Gal 4,1-5
Frei oder geknechtet – Glaube oder Gesetz
Verse 1–5: Nachdem der Apostel den Unterschied zwischen dem Gesetz und der Verheißung sowie die Beziehung zwischen diesen beiden Dingen gezeigt hat, stellt er jetzt die Stellung der Gläubigen im Christentum dem Zustand der gottesfürchtigen, gläubigen Juden unter Gesetz gegenüber. Während der Periode des Gesetzes gab es in der Tat wahre Kinder Gottes, wie wir aus Johannes 11,52 wissen. Aber sie waren zerstreut und kannten Gott nicht bewusst als ihren Vater. So wussten sie auch nichts von ihrer Beziehung zu Ihm als Söhne.
Um diesen Zustand zu illustrieren, vergleicht Paulus die Juden mit einem Kind, das der Erbe eines großen Erbteils ist. Während es aber noch Kind ist, steht es unter der Aufsicht von Vormündern und Verwaltern und muss gehorchen. In dieser Hinsicht gleicht es einem Diener, der sich in Sklaverei befindet, auch wenn es selbst Herr von allem ist.
Das gleiche trifft auf die Gläubigen unter Gesetz zu, die in einem Geist der Knechtschaft unter den Prinzipien gehalten wurden, die die Welt kennzeichneten. Jeder natürliche Mensch kann ein Gesetz verstehen, das uns das sagt, was wir zu tun haben und was wir nicht tun dürfen. Unser Segen hängt dann davon ob, ob wir dem Gesetz gehorsam sind. Das genau ist das Prinzip, mit Hilfe dessen die Welt ihre Dinge zu regulieren sucht. Aber es ist eine Knechtschaft, eine Fessel für den Gläubigen. Denn während es uns verpflichtet, gehorsam zu sein, um Segen zu erlangen, gibt es uns überhaupt keine Kraft, um die Anforderungen des Gesetzes zu erfüllen. Zudem gibt es uns keine Kenntnis des Herzens des Vaters, nicht einmal Zugang zum Vater, der Quelle allen Segens.
In der „Fülle der Zeit“ änderte sich alles
In „der Fülle der Zeit“ hat sich alles geändert! Kam diese Fülle der Zeit nicht, als der Mensch die Bosheit seines Herzens vollkommen offenbart und vollkommen darin versagt hatte, seine Verantwortung zu erfüllen? Als es bewiesen war, dass „alle gesündigt haben und die Herrlichkeit Gottes nicht erreichen“ und dass – was den Menschen betrifft – alles rettungslos verloren war, da handelte Gott. Er tat es in reiner souveräner Gnade, indem Er seinen Sohn sandte, von einer Frau stammend und unter Gesetz kommend.
Die ganze Wahrheit über die Person Christi wird uns in diesem kurzen Vers gezeigt. Er ist eine göttliche Person – der Sohn. Er ist wahrer Mensch – „geboren von einer Frau“. Er übernahm die Verantwortung, hier auf der Erde vor Gott zu leben – „geboren unter Gesetz“.
Der Christ ist mit Christus dem Gesetz gestorben
Hier haben wir also jemanden, der den Vater kannte und zugleich den Vater offenbaren konnte. Denn Er ist der Sohn. Auch war hier einer, der den Menschen von der Knechtschaft des Gesetzes loskaufen konnte. Denn nachdem Er unter dem Gesetz Mensch geworden war, hielt Er vollkommen dieses Gesetz, das der Mensch gebrochen hatte. So hatte das Gesetz keine Ansprüche gegen Ihn. Daher ist Er geeignet, das große Werk der Erlösung zu vollbringen, indem Er den Platz anderer einnahm, die unter dem Fluch des gebrochenen Gesetzes standen.
Das hat Er getan – gesegnet sei sein Name! – am Kreuz, und zwar mit dem Ergebnis, dass Gläubige von der Verdammung durch das Gesetz erlöst worden sind. Nicht länger kann das Gesetz zu dem Gläubigen sagen: „Du hast begehrt, und du musst sterben“. Denn der Gläubige kann auf das Kreuz zeigen und sagen: „Es ist wahr, ich habe das Gesetz gebrochen und bin unter seinen Fluch gekommen. Aber Christus ist gestorben, und ich bin mit Ihm gekreuzigt. Ich bin daher dem Gesetz gestorben und von seinem Fluch losgekauft.“
Den Ansprüchen des Gesetzes wurde somit Genüge getan. Damit ist der Weg frei für den Gläubigen, unter den Segen eines Sohnes zu kommen, wie das Wort hier sagt, „damit wir die Sohnschaft empfingen“. Damit sind wir nicht nur Kinder, sondern sind auf einen Platz von Freiheit und Gunst gekommen, der einem Erben entspricht und gehört.