Behandelter Abschnitt 1Kor 7,35-40
Der Apostel hatte zu solchen gesprochen, die in dem Ehestand berufen worden waren; nun teilt er den Unverheirateten seine Meinung mit. Wegen des gegenwärtigen Zustandes dieser Welt mit all ihren Nöten und Bedürfnissen, und weil die Zeit gedrängt ist und das Weinen und Jubeln dieser Welt bald vorüber sein wird – denn die Gestalt dieser Welt vergeht –, urteilt er, dass es für einen Christen gut wäre, frei zu sein vorn irdischen Bindungen. Das soll jedoch nicht heißen, dass ein an eine Frau gebundener Mann danach trachten soll, frei zu werden; vielmehr bedeutet es, dass jemand, der ungebunden ist, auch besser ungebunden bleiben sollte. Trotzdem handeln Christen, die in den Stand der Ehe eintreten, nicht verkehrt, aber sie werden Trübsal im Fleisch haben und ihre Sorgen vermehren. Der Apostel möchte uns so weit wie möglich frei von Sorgen wissen, damit wir dem Herrn dienen können, ohne abgelenkt zu sein. Es ist nur natürlich und insoweit auch richtig, dass die Verheirateten einander gefallen möchten, während die Unverheirateten mehr Freiheit dazu haben, dem Herrn zu dienen ohne abgelenkt zu sein – sowohl am Leib als auch am Geist.
Verse 35–40
„Dies aber sage ich zu eurem eigenen Nutzen, nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern zur Wohlanständigkeit und zu ungeteiltem Anhangen an dem Herrn. Wenn aber jemand denkt, er handle ungeziemend mit seiner Jungfrauschaft, wenn er über die Jahre der Blüte hinausgeht, und es muss so geschehen, so tue er, was er will; er sündigt nicht; sie mögen heiraten. Wer aber in seinem Herzen feststeht und keine Not, sondern Gewalt hat über seinen eigenen Willen und dies in seinem Herzen beschlossen hat, seine Jungfrauschaft zu bewahren, der wird wohl tun. Also, wer heiratet, tut wohl, und wer nicht heiratet, wird besser tun. Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn aber der Mann entschlafen ist, so ist sie frei, sich zu verheiraten, mit wem sie will, nur im Herrn. Glückseliger ist sie aber, wenn sie so bleibt, nach meiner Meinung; ich denke aber, dass auch ich Gottes Geist habe“.
Mit diesen Ausführungen hat der Apostel unseren eigenen Nutzen im Blick. Er will uns nicht eine Schlinge legen, die uns zu der falschen Vorstellung führt, Mönche oder Nonnen werden zu wollen – dies hat zu großer Verderbtheit in einem großen Teil der bekennenden Christenheit geführt. Er lässt allen die Freiheit zu heiraten.
Dann fügt er noch ein Wort für die Witwen hinzu, bei denen Fragen hätten aufkommen können; sie sind frei, sich zu verheiraten, doch es soll nur im Herrn geschehen. Der Apostel urteilt jedoch, dass er die Gedanken des Herrn hätte, wenn er sagt, dass es besser sei, wenn die Witwe ungebunden bliebe.