Behandelter Abschnitt 1Kor 1,1-3
Einleitung
Der erste Brief an die Korinther sieht die Versammlung Gottes unter dem Gesichtspunkt ihrer Vorrechte und Verantwortlichkeiten auf der Erde; und er stellt die von Gott bestimmte Ordnung vor, in welcher jede örtliche Versammlung dieser Verantwortung nachkommen soll.
Der unmittelbare Anlass zum Schreiben dieses Briefes war die schwerwiegende Unordnung, die in dieser Versammlung bestand, es ist daher ein zurechtweisender Brief. Und doch ist es offensichtlich, dass der Apostel Paulus, geleitet durch den Geist Gottes, nicht nur die Missstände in einer örtlichen Versammlung in diesen frühen Tagen der Christenheit korrigiert. Er gibt auch uns für alle Zeiten gültige, göttliche und inspirierte Unterweisungen hinsichtlich sowohl des Aufrechterhaltens einer heiligen Zucht im Hause Gottes als auch der gottgemäßen Ordnung für das Volk Gottes als dem Leib Christi, wenn es als Versammlung zusammenkommt.
Wir lernen im Verlauf dieses Briefes, dass in dieser Versammlung lockere moralische Einstellungen, versammlungsmäßige Unordnung und lehrmäßiger Irrtum vorhanden waren. Das eine Übel führte zu dem nächsten Übel. Die Erfahrung hat schon oft gezeigt, dass Weltlichkeit und moralische Gleichgültigkeit vor versammlungsmäßiger Unordnung gefunden wird; und dass versammlungsmäßige Unordnung Tür und Tor öffnet für lehrmäßigen Irrtum.
Die Hauptteile des Briefes beschäftigen sich mit diesen Arten des Bösen in der folgenden Anordnung:
In den Kapiteln 1 bis 10 beschäftigt sich der Apostel mit der moralischen Nachlässigkeit, indem er das Kreuz Christi und den Heiligen Geist vorstellt, um die Weisheit dieser Welt und die Zügellosigkeit des Fleisches auszuschließen. Außerdem gibt er uns Anleitungen zum Aufrechterhalten der Zucht unter dem Volk Gottes.
In den Kapiteln 11 bis 14 beschäftigt sich der Apostel mit der versammlungsmäßigen Unordnung, indem er die freie und ungehinderte Wirksamkeit des Heiligen Geistes in der Versammlung – gesehen als dem Leib Christi – vorstellt.
In Kapitel 15 beschäftigt er sich mit den falschen Lehren, die das Evangelium untergraben und die Person Christi dadurch angreifen, dass sie Seine Auferstehung aus den Toten leugnen.
1.Korinther
Verse 1 – 3
„Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder, der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“
Paulus schreibt diesen Brief an die Versammlung in Korinth als ein Apostel. Sorgfältig betont er, dass er seine Autorität als Apostel durch die Berufung Christi Jesu durch Gottes Willen empfangen hatte, und nicht etwa durch Berufung von Menschen oder nach dem Willen des Menschen. Trotz der Tatsache, dass er als ein Apostel schreibt, ist er doch vollkommen frei, sich darin mit einem Bruder zu verbinden. Wenn dieser Bruder jener Sosthenes war, der in der Vergangenheit der Vorsteher der Synagoge in Korinth gewesen war (Apg 18,17), so wird er den Empfängern gut bekannt gewesen sein.
Paulus spricht die Versammlung in Korinth als solche an, die Geheiligte in Christus Jesus und berufene Heilige sind. Er betrachtet diese Heiligen also auf ihrem Weg durch diese Welt für Christus abgesondert und zur gleichen Zeit als aus diesem gegenwärtigen bösen Zeitlauf herausgerufen, um Teil zu haben mit dem erhöhten Christus – denn unsere Berufung ist himmlisch und nach oben (Heb 3,1; Phil 3,14).
In der Anrede an die Versammlung in Korinth verbindet der Apostel mit den Empfängern all jene, „die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn“. Es gibt nur einen Herrn, von welchem jede örtliche Versammlung im Blick auf alle anderen Versammlungen sagen kann, dass Er sowohl ihr als auch unser Herr ist. Diese Tatsache ist in einem Brief, der sich mit dem praktischen Zustand der Gläubigen und dem Aufrechterhalten der Zucht und Ordnung in der Versammlung beschäftigt, von größter Wichtigkeit. Es zeigt nämlich deutlich, dass sich diese Unterweisungen an das ganze christliche Bekenntnis zu allen Zeiten richten. Wir werden im Verlauf dieses Briefes immer wieder Stellen finden, die den Versuch, diese Unterweisungen auf eine örtliche Versammlung und auf die Zeit der Apostel zu beschränken, als falsch widerlegen (siehe Kap 4,17; 7,17; 11,16; 14,36+37; 16,1).