Sklaven der Gerechtigkeit
„Ich rede menschlich, wegen der Schwachheit eures Fleisches. Denn ebenso wie ihr eure Glieder dargestellt habt als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit, so stellt jetzt eure Glieder dar als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit“ (6,19).
Dieser Ausdruck „Sklaven der Gerechtigkeit“ mag von manchen jedoch verstanden werden als ein bitteres Joch mit dem Verlust jeder Freiheit. Der Apostel erklärt daher sorgfältig, dass er einfach nach Menschenweise redet. Der Gerechtigkeit zu dienen ist keine elende Sklaverei, sondern freudige Freiheit. Dennoch erschwert es uns die Schwachheit des Fleisches, die Wahrheit richtig zu erfassen. Daher benutzt Paulus den Ausdruck „Sklaven der Gerechtigkeit“, um das herrliche Ergebnis, unter dem Einfluss praktischer Gerechtigkeit zu sein, der schrecklichen Knechtschaft gegenüberzustellen, welche die Sünde über ihre Sklaven besitzt.
Die Glieder des Leibes der Sünde zur Verfügung zu stellen bedeutet praktischerweise, zu Sklaven der Unreinheit zu werden. Dadurch entwickelt man einen Charakter von Gesetzlosigkeit, der in dieser fortschreitet. Das führt von Gesetzlosigkeit zu weiterer Gesetzlosigkeit. Im Gegensatz dazu handeln wir, wenn wir unsere Glieder dem Dienst praktischer Gerechtigkeit weihen. Denn dann werden wir einen Charakter und einen Zustand von Heiligkeit entwickeln.
An dieser Stelle spricht der Apostel zum ersten Mal in diesem Brief von Heiligkeit. Wenn man seine Glieder als Diener der Gerechtigkeit verwendet, führt das nicht nur zu Gerechtigkeit, sondern auch zu Heiligkeit. Gerechtigkeit spricht hier mehr von äußerlich rechten Handlungen in Verbindung mit anderen Menschen. Heiligkeit bezieht sich mehr auf die neue Natur und daher auf das, was innerlich ist. Dadurch erreichen wir ein weiteres Ergebnis im Blick auf die Haltung, der Sünde tot zu sein. Sie führt zu der Entfaltung der neuen Natur, die in ihren Gedanken heiligt und uns so vom Geist der Welt um uns herum trennt. Die neue Natur handelt nicht nur in Gerechtigkeit, sie hasst auch die Ungerechtigkeit.