Diese weitere Wahrheit praktischer Gerechtigkeit wird durch die Frage eingeführt: „Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade sind?“ Der Apostel nimmt somit die Überlegungen des Fleisches vorweg, das immer bereit steht, die Güte Gottes zu missbrauchen und das Wort Gottes zu verdrehen. Wenn Gott sagt: „Wo aber die Sünde überströmend geworden ist, ist die Gnade noch überreichlicher geworden“, sagt das Fleisch sofort: „Lass uns in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme“ (Kapitel 5,20; 6,1). Wenn Gott sagt: „Ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“, antwortet das Fleisch sofort: Dann sind wir frei, das zu tun, was wir wollen.
„Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid, dem ihr gehorcht: entweder der Sünde zum Tod oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit?“ (6,16).
Der Apostel weist diesen fleischlichen Vorschlag vollständig zurück. Er beweist, dass die Frage nur eine völlige Unwissenheit der furchtbaren Ergebnisse offenbart, sich der Sünde hinzugeben. „Wisst ihr nicht, dass wem ihr euch darstellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid?“ Wer sich der Sünde hingibt, wird zu einem Sklaven der Sünde. Jede neue Nachgiebigkeit der Sünde gegenüber fügt nur ein weiteres Glied in der Kette an, die uns in der Sklaverei der Sünde hält. Das ist eine sehr ernste Erwägung, sei es für einen Sünder, der in Sünde lebt, oder für einen Erlösten, der sich dazu hinreißen lässt, die Sünde als eine Kleinigkeit zu betrachten.
Wenn wir uns der Sünde oder dem Eigenwillen hingeben, führt das den Tod in seiner Folge mit sich. Das ist die Trennung der Seele von Gott. Wenn wir uns jedoch dem Gehorsam der Belehrung im Blick auf unser Gestorbensein mit Christus hingeben, führt das zu praktischer Gerechtigkeit.