Ihr wollt wieder sündigen und in das alte Wesen zurückkehren? Wisst ihr nicht, dass ihr die freigemachten Glieder nicht wieder in den Dienst der Sünde stellen könnt? Man kann nicht zweien Herren auf ein Mal dienen. Man kann nicht ein Knecht, oder wörtlich, ein Sklave der Sünde und zugleich ein Sklave des Gehorsams sein. Durch den Glauben an Christus und Sein Werk gewinnt die Gnade Macht über uns. Mit jedem Moment, wo wir uns im Kampfe mit der Sünde oder in Anfechtung und Versuchung Gott vertrauensvoll übergeben und auf Seinen Sieg rechnen und an die Macht der Gnade appellieren, gewinnt Gott Raum in uns.
Psalm 118,27 heißt es: „Jehova ist Gott und ER hat uns Licht gegeben; bindet das Festopfer mit Stricken an die Hörner des Altars.“ Jeder Akt des Gehorsams unsrerseits ist ein solcher Strick, der uns fester an Gott knüpft. Paulus hat's erfahren, er war nicht nur äußerlich ein Gefangener oder Gebundener Jesu Christi, sondern ganz besonders innerlich. Und das Große, was Paulus getan hat im Reiche Gottes, das hat er nur in dieser Stellung tun können, als Gebundener Jesu Christi. Sklaven Jesu Christi sind wir, unauflöslich gebunden an Sein Joch.
Gedanken aus Röm 6,7 u. 8. Nachgeschriebenes aus Versammlungen
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Behandelter Abschnitt Röm 6,16-18
Vers 16: „Wisset ihr den nicht, welchem ihr euch begebet zu Knechten im Gehorsam, des Knechte seid ihr; dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?“ Sklaven können nicht davon laufen, wenn sie vom Sklavendienst genug haben. Ihr Herr lässt sie nicht so bald wieder los. Wenn wir dem Feinde, der Sünde, dem Fleisch nur einen Augenblick nachgeben, so werden wir gleich wieder gebunden und haben Mühe, wieder loszukommen. Wir konstituieren uns als Sklaven: entweder dienen wir der Sünde zum Tode und werden immer schwächer, oder wir werden Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit, des Gehorsams zur Wahrheit, womit wir in eine Welt der Wahrheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit eintreten, heraus aus der Welt der Knechtschaft, der Unwahrheit und der Ungerechtigkeit. „Gott sein Dank, dass das eine abgemachte Sache ist, dass ihr (Vers 17) Sklaven der Sünde waret, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bilde der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid.“
Im Grundtext heisst es: ein Bild, ein Typus, neue Richtlinien, neue Grundlinien, neue Grundsätze. Es handelt sich um eine neue Welt, wo es nach neuen Gesetzen geht und die christliche Lehre ist zugleich ein neues Leben. Ihr seid in diese Richtlinien hineingestellt worden mit der Bekehrung; ihr habt euch selbst in dieselben hineingestellt: nun wandelt darin. „Wenn wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln.“ Wir sind in eine neue Welt eingetreten, so lasst uns nun wandeln als Bürger dieser neuen Welt, immer tiefer in sie eintreten und der anderen immer fremder werden. Mit Sklaven fängt man an, was man will. Einmal in die neue Welt der Gerechtigkeit hineingestellt, gehorchen wir unbedingt den Gesetzen dieser neuen Welt.
In der Sklaverei, von der in Vers 18 die Rede ist, liegt das Geheimnis der wahren Freiheit. Der Sklave gehörte seinem Herrn mit Leib und Leben; sein Herr konnte mit ihm machen was er wollte. Wenn er wollte, konnte er ihn sogar totschlagen. Wenn wir uns dem Herrn hingeben, so ist es auf Leben und Tod und vor allem dazu, dass Er unser eigenes Leben totschlage, vernichte. Jede Sünde hat Samen in sich, der in uns niedergelegt wird und da muss man wissen, was man tut. „Ihr seid Sklaven der Sünde zum Tode.“ schreibt der Apostel. Ihr kommt in Bezug auf die Sünde immer mehr in Ohnmacht, in die Todeswelt hinein. Leben und Widerstandskraft weichen immer mehr.
Das Totenreich mit seiner Verwesung und Gebundenheit öffnet sich immer weiter. Oder umgekehrt: jeder Akt des Gehorsams, der Wahrheit, der Gewissenstreue dem Worte Gottes gegenüber führt in das Reich der Gerechtigkeit hinein, nicht nur zur Gerechtigkeit hin. Es sind da zwei Welten, die Welt der Sünde, der Gebundenheit, der Ungerechtigkeit, welche die Hand auf uns legt, wenn wir ungehorsam sind und andererseits die Welt der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Herrlichkeit, die sich uns auftut, damit wir durch Gehorsam in dieselbe eintreten. Entweder tut sich die eine auf und nimmt Beschlag von uns oder die andere. Und nun, wie steht es mit dir, lieber Leser? Den Römern konnte Paulus in Vers 17 und 18 sagen: „Gott sei Dank, damit, dass das Evangelium an euch herangetreten ist, ist es anders bei euch geworden.
Das Evangelium ist eine neue Lehre, aber es ist auch ein neues Leben und eine neue Lebensmacht. Es sind neue Horizonte, die sich dem Menschen darin auftun. Es ist ein ganz neuer Boden darauf wir gestellt werden. Das Evangelium ist eine frohe Botschaft und dieser Botschaft habt ihr gehorcht, habt euch von Herzen hingegeben den neuen Einflüssen, Anforderungen, Kräften, dem neuen Typus. „Ihr habt gehorcht dem Vorbild der Lehre,“ heisst es. Es sind neue Grundrisse, neue Charaktere, eine neue Art, neue Formen. Da musste das Alte uns loslassen. Wir empfanden die alte Welt vielleicht als schwere Kette, aber wir konnten sie nicht sprengen, geschweige den sie abschütteln. Wenn aber das Evangelium mit Geistesmacht an uns herantritt, so löst es uns von allen Ketten, die wir getragen von jedem Einfluss, wäre er auch von noch so bezaubernden Art, unter dem wir gestanden haben. Es tritt lösend an uns heran.
Das Wort Gottes löst alle Bande, mögen sie auch noch so fest geknüpft sein. Es muss alles loslassen, wenn das Evangelium des Sohnes Gottes, der frei macht, in ein Menschenherz hineinleuchtet. Da geht es, wie es seinerzeit dem Petrus im Gefängnis gegangen ist: alle Ketten fallen, alle Türen tun sich auf. Er konnte in die Freiheit gehen. Die einen sind mehr, die anderen weniger gebunden, die einen seit längerer, die anderen seit kürzerer Zeit. Das Evangelium ist eine Macht, vor der alle Erdenmächte und Gebundenheiten weichen müssen, wenn wir uns Zeit nehmen, unseren Blick zu tauchen in die Tiefen dieses Evangeliums, in die Höhe und Breite und Tiefe der Liebe, die Macht hat, durch das Blut Christi alles in uns neu zu machen. Es sind das Dinge für die der Apostel kaum Worte findet, sei es, weil es eine Welt ist, in der er wohl selbst lebt, die er aber nicht ergründen kann, oder sei es, weil er mit Kindern Gottes zu tun hat, die noch in den Anfängen in den Kinderschuhen stecken.
Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)
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