Behandelter Abschnitt Joh 13,12-17
Joh 13,12-17: Als er nun ihre Füße gewaschen und seine Oberkleider genommen hatte, legte er sich wiederum zu Tische und sprach zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißt mich Lehrer und Herr, und ihr sagt recht, denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße gewaschen habe, so seid auch ihr schuldig, einander die Füße zu waschen. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, auf dass, gleichwie ich euch getan habe, auch ihr tut. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer, als der ihn gesandt hat. Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.
Nachdem der Herr diesen Dienst getan und seinen Platz am Tisch wieder eingenommen hat, gibt Er uns noch weitere Belehrungen über die Fußwaschung. Während es im Wesentlichen sein eigener Dienst ist, führt Er ihn doch oft durch die Vermittlung anderer aus. So wird uns die Pflicht auferlegt und das Vorrecht gewährt, einander die Füße zu waschen. Ein gesegneter Dienst, der ausgeführt wird, nicht indem wir einander zu korrigieren suchen (obwohl das auch schon mal nötig sein kann), und noch weniger, indem wir beim andern Fehler finden, sondern indem wir einander Christus vorstellen, denn nur Christus vermag eine müde Seele zu erquicken. Jahre nach der Szene im Obersaal sagt uns der Apostel Paulus, dass es zu den Eigenschaften einer gottesfürchtigen Witwe gehört, dass sie die Füße der Heiligen gewaschen hat (1Tim 5,10). Damit ist gewiss nicht gemeint, dass sie nur das Böse tadelte oder Fehler korrigierte, sondern dass sie den müden Geist der Heiligen aufrichtete, indem sie von Christus her kam, mit einem Dienst von Christus.
Wusch nicht Onesiphorus die Füße des Apostels Paulus? Denn von ihm kann der Apostel schreiben: „Er hat mich oft erquickt und sich meiner Kette nicht geschämt“ (2Tim 1,16). Kam nicht auch Philemon dieser Verpflichtung gegen seine Brüder nach? Denn zu ihm kann Paulus sagen: „Die Herzen der Heiligen sind durch dich, Bruder, erquickt worden“ (Phlm 7). Hat nicht der Herr selbst diesen gesegneten Dienst an seinem ermüdeten Diener Paulus ausgeführt, als Er in der Nacht zu ihm sagte: „Fürchte dich nicht … ich bin mit dir“ (Apg 18,9.10)? Doch die Fußwaschung erquickt nicht nur die müde Seele, sie erfreut auch das Herz dessen, der diesen Dienst tut, denn der Herr kann sagen: „Wenn ihr dies wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.“