Behandelter Abschnitt Joh 7,45-53
Joh 7,45-53; 8,1: Es kamen nun die Diener zu den Hohenpriestern und Pharisäern, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr denn auch verführt? Hat wohl jemand von den Obersten an ihn geglaubt, oder von den Pharisäern? Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, sie ist verflucht! Da spricht Nikodemus zu ihnen, der einer von ihnen war: Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es zuvor von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufsteht. Und ein jeder ging nach seinem Hause. – Jesus aber ging an den Ölberg.
In den letzten Versen erfahren wir, dass sowohl bei den Dienern als auch bei Nikodemus das Gewissen berührt wurde. Bei den Dienern war es vielleicht lediglich das natürliche Gewissen, das das Gewicht der Worte des Herrn im Gegensatz zu den Worten ihrer Lehrer empfand. Ihrem Zeugnis von der Macht seiner Worte begegnet man mit einer scharfen Frage. Obwohl Nikodemus zu diesem Zeitpunkt Christus nicht bekannte, wagt er es, ein Wort im Namen von Recht und Ordnung zu sagen. Das Gesetz verbot die Verurteilung eines Menschen, sofern keine Beweise über sein Tun oder Reden vorlagen. Daraufhin verhöhnt man Nikodemus als einen seiner Nachfolger aus Galiläa. In diesen Versen wird deutlich, dass es keiner Befragung oder Anhörung über sein Tun bedurfte. Die Tatsache, dass Er aus Galiläa kam, hielt man für ausreichend, alle Behauptungen, der Prophet zu sein, für nichtig zu erklären, denn sie sagen, dass „aus Galiläa kein Prophet aufsteht“. Die schwachen Proteste der Menschen sind nutzlos gegenüber der größer werdenden Feindschaft, obwohl der Mensch Ihm nichts tun kann, bis seine Zeit gekommen ist. So lesen wir, dass jeder nach seinem Haus ging, während der Herr zurückblieb, um seinen einsamen Weg zu gehen: „Jesus aber ging an den Ölberg.“