Behandelter Abschnitt Dan 1,8-9
Dan 1,8.9: 8 Und Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen; und er erbat sich vom Obersten der Hofbeamten, dass er sich nicht verunreinigen müsse. 9 Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Hofbeamten.
Der Plan des Königs beinhaltet jedoch ernsthafte Schwierigkeiten für gottesfürchtige Männer. Den Plan des Königs auszuführen, so wie dieser ihn sich gedacht hat, würde Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes bedeuten. Die Speisen des Königs zu sich zu nehmen, würde bedeuten, Dinge zu essen, die einem Israeliten durch das Gesetz verboten waren. Daher wird aus den verführerischen Zukunftsaussichten eine schwere Prüfung ihres Glaubens. Diese lautet: Werden sie Gottes direkte Anweisungen um des weltlichen Aufstiegs willen übertreten, oder werden sie dem Wort Gottes ungeachtet der Konsequenzen treu bleiben?
Viele plausible Argumente könnten zugunsten einer bedingungslosen Unterwerfung unter den Vorschlag des Königs vorgebracht werden: Das Zweckdenken würde vorbringen, dass das Erheben eines Einwandes gegen den Vorschlag wahrscheinlich alle Ihre Zukunftsaussichten zunichtemachen würde. Es würde nicht nur ihre Karriere der Nützlichkeit für ihre Brüder beenden, sondern könnte den anderen richtiggehend schaden und die Schwierigkeiten der Gefangenen vergrößern. Die Vernunft würde argumentieren, da sie schließlich durch einen Akt des Herrn in die Hand des Königs von Babylon gegeben worden waren, dass die einzig richtige Verhaltensweise wäre, sich gänzlich dem König zu unterwerfen, da sie sonst womöglich gegen das rebellieren würden, was der Herr erlaubt hatte. Der Kompromiss würde vorschlagen, dass sie, solange sie ihre Konfession oder ihren Gott nicht aufgäben, die Anweisungen, bestimmte Nahrungsmittel nicht zu essen, unter den gegebenen Umständen außer Acht lassen könnten. Solche Anweisungen würden sich doch sicherlich an ein freies Volk in seinem eigenen Land richten; doch nun, da sie Sklaven in einem fremden Land waren, wäre es dann nicht bloß ein Skrupel, auf dem strikten Einhalten des Buchstabens des Gesetzes zu bestehen?
Wenn solche Argumente tatsächlich vorgebracht wurden, maßen diese gottesfürchtigen
Männer ihnen kein Gewicht bei. Die Prüfung machte nur ihr treues Wesen offenbar. Sie weigerten sich, sich von bloßem Zweckdenken oder von dem Diktat der menschlichen Vernunft führen zu lassen, und würden keinen Kompromiss eingehen. Sie vergaßen nicht, dass sie trotz des Versagens Israels und obwohl sie die Strafe Gottes erlitten, immer noch das Volk des wahren Gottes waren, dem sie von ganzem Herzen Treue schuldeten. Sie waren zu Recht bereit, sich dem heidnischen König zu unterwerfen, aber sie würden dem Wort ihres Gottes nicht ungehorsam sein.
Das Geheimnis von Daniels Kraft lag darin, dass sein Herz vor Gott rechtschaffen war, denn wir lesen: „Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen.“ Er handelt jedoch mit viel Taktgefühl, denn er bittet den obersten Kämmerer, „dass er sich nicht verunreinigen müsse“, ohne diesen zu reizen oder gegen sich aufzubringen, indem er ihm sagt, dass er bereits beschlossen habe, sich nicht zu verunreinigen.