Behandelter Abschnitt Gal 6,7-8
„Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten“ ( Gal 6,7-8).
Dies ist ein sehr ernstes Wort an Christen. Es ist mit dem unmittelbar vorausgehenden Satz verbunden: „Gott lässt sich nicht spotten“. Er sieht unsere Ziele, unsere Interessen, unsere Vorlieben. Was findet Er? Ist es unser Ziel, nur so viel von Christus zu kennen, wie wir zu unserer Errettung für nötig halten, und dann in gesittete Weltlichkeit zu versinken, sodass der Weltmensch feststellt, dass wir genauso eifrig in dem Streben dieser Welt sind wie er selbst? Irren wir uns nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Und die Weisheit Gottes hat die Regel festgesetzt, dass da, wo unser Schatz ist, auch unser Herz sein wird.
Das Fleisch in einem Christen, obgleich es sein Vorrecht sein mag, seine Verurteilung am Kreuz zu erkennen, wird seine Ansprüche hervorbringen und nach Befriedigung verlangen. Besonders zum Christen wird gesagt: „Wer für sein eigenes Fleisch sät.“ Es ist leicht zu sehen, dass die, die im Fleisch sind, nur für das Fleisch säen können. Doch im Christen gibt es ein anderes Prinzip: „den Geist“. Der Gegensatz ist nicht bedeutungslos: „sein eigenes Fleisch“ und „den Geist“.
Es gibt einen Weg, der scharfen Klinge des Worts Gottes – dem Schwert des Geistes – aus dem Weg zu gehen, indem man es gegen die Unbekehrten richtet, anstatt zuzulassen, dass es unsere eigenen Gewissen prüft. Daher, schreibt der Apostel, „irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten“. Wenn der Christ für sein eigenes Fleisch sät, wird er ernten, was er sät, nämlich Verderben. Es erfordert keinen großen Erfahrungsschatz, um dem Christen zu zeigen, dass jedes Ergebnis des Säens für das Fleisch in Enttäuschung geendet hat, wenn nicht sogar in Abstumpfung der Seele oder direktem Verderben. Doch es gibt eine bestimmte Form des Fleisches, für die der Christ sich zu säen verpflichtet fühlt, nämlich das religiöse Fleisch, in welcher Form auch immer.
In uns findet sich die gleiche Neigung wie bei den Galatern, sich abzuwenden von der wahren Lehre des Kreuzes hin zu Geboten, oder der Einbildung gefallen zu suchen, oder den Intellekt aufzublähen. Wo diese Art des Säens stattfindet, was für eine Ernte des Verderbens fahren Christen ein. Und was für eine Gnade ist es, so klug die Erziehung auch sein mag, dass die Werke der Galater nun allesamt verbrannt werden und sie, allem entlarvt, zum Kreuze Christi geführt werden, um durch dieses und nichts anderes gerettet zu werden.
Es gibt hier noch einen anderen Gegensatz in den jeweiligen Ernten, die eingebracht werden: „Verderben“ und „ewiges Leben“. Es gibt einen Ewigkeitswert in allem, was für den Geist gesät wird. Wenn der Herr von der Frucht spricht, die aus dem Bleiben in Ihm resultiert, dann ist dies eine bleibende Frucht. Wo das Evangelium angenommen wird, ist es in seinen Auswirkungen ewigwährend.
Es wird im Himmel kein Vergessen dessen geben, wie wir dort hingekommen sind. Der Weg dorthin wird immer in Erinnerung gehalten werden, in dem nie verstummenden Lied: „Du bist würdig . . . denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut“ (Off 5,9). Nichts, was in Bezug auf Christus, seine Interessen und sein Volk getan wurde, wird vergessen werden, sei es klein oder groß. Der Becher mit kaltem Wasser, der im Namen Christi gegeben wurde, wird einen Ewigkeitswert in sich tragen. Es ist gut für uns, diese unsere Zeit des Säens wahrzunehmen; denn unsere Ernte wird sein wie unsere Saat, ob nun für unser Fleisch oder für den Geist.