Behandelter Abschnitt Gal 5,19-21
„Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, wie ich auch vorhergesagt habe, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden“ ( Gal 5,19-21).
Was für eine düstere Zusammenstellung der Werke des Fleisches, die offenbar sind. Es gibt andere Wirkungen des Fleisches, die nicht offen und sichtbar sind und nur durch solche verurteilt werden können, die geistlich sind. Es gibt den „Sinn des Fleisches“ (Kol 2,18), und das Fleisch in seinem religiösen Aspekt, auf das Paulus kein Vertrauen haben konnte (Phil 3,3.4). Aber selbst von den Werken des Fleisches, die offenbar sind, sind einige für uns zwar moralisch anstößig, andere jedoch nicht – doch sie sind für Gott in gleicher Weise abstoßend. Wir machen Unterschiede zwischen diesen Werken, die der Apostel zusammen gruppiert.
Während äußerliche Sinnlichkeit und Liederlichkeit als furchtbar böse und gesellschaftsschädlich verworfen wird, werden „Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten“ in einem nicht so finsteren Licht betrachtet. Und doch beweisen sie in gleicher Weise, dass es keine Gottesfurcht als ein beeinflussendes Prinzip gibt, und sie schließen in gleicher Weise vom „Reich Gottes“ aus.
Zorn ist ein Werk des Fleisches. Dies ist der Grundsatz, nach dem die meisten von uns erzogen worden sind. Doch in seinem Geist ist dies das vollkommene Gegenteil des Geistes dessen, der „nicht schreien und nicht rufen, noch seine Stimme hören lassen [wird] auf der Straße“ (Jes 42,2). Zorn ist genau wie Rivalität und Wettgeist das Leben der Welt; es wird anerkannt und respektiert, doch es ist nichts als „ein Tongefäß unter irdenen Tongefäßen“ (Jes 45,9), bis zum völligen Vergessen des wahren Zustands des Menschen vor Gott (nämlich dem eines verlorenen und verdorbenen Sünders) und der wahren Größe im Himmelreich (Mt 18,1-7).
„Neid“ und „Totschlag“ werden gemeinsam genannt, genau wie sie auch durch Kain gemeinsam in die Welt kamen. Ebenso werden „Trunkenheit“ und „Gelage“ gemeinsam genannt. „Und dergleichen“ umfasst all die aufregenden Vergnügungen, für die die Menschen so gern und bereitwillig zahlen. Die Welt begnügt sich damit, einige der gröberen Werke des Fleisches zu ihrem eigenen Nutzen zu bändigen, während sie zu „Zorn“, „Gelagen und dergleichen“ als notwendig und wichtig ermutigt. Herodes hörte Johannes gern an – bis zu einem gewissen Punkt.
Als Johannes klar sein Gewissen ansprach, indem er sagte: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben“, warf er ihn ins Gefängnis (Joh 6,18). „Zwietracht“, „Sekten“ und Parteigeist in der Versammlung, denn das sind Sekten, werden oft gemeinsam gegen die Wahrheit Gottes gefunden.
In diesem Brief tritt der Apostel, während er uns eine reiche Darstellung der Gnade Gottes vorstellt, mit einer schonungslosen Hand gegen das Fleisch mit seinen Begierden, Empfindungen und Werken auf. So entschieden der Apostel gegen die Verderber der Gnade des Evangeliums auftritt; er ist nicht weniger entschieden in seiner Anklage gegen praktische Gottlosigkeit. „Von denen ich euch vorhersage, wie ich auch vorhergesagt habe, dass, die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben werden.“