Behandelter Abschnitt Gal 2,3-5
„(aber auch Titus, der bei mir war, wurde, obwohl er ein Grieche war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen); es war aber der nebeneingeführten falschen Brüder wegen, die nebeneingekommen waren, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten; denen wir auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch verbliebe“ ( Gal 2,3-5).
Titus begleitete Paulus nicht zufällig nach Jerusalem, sondern nach der Anweisung Gottes. Er wurde dazu geführt, um einen überzeugenden Beweis dafür zu liefern, dass dem Glauben an Christus Jesus zur Errettung nichts hinzugefügt werden muss. Der Apostel widerstand der Beschneidung des Titus, während er die Beschneidung des Timotheus zuließ (Apg 16,1-3). Die Fälle dieser beiden Personen scheinen ähnlich, doch das Verhalten des Apostels in Bezug auf sie ist sehr unterschiedlich.
In diesem Handlungsunterschied zeigt sich ein Prinzip, dessen Verletzung eine fruchtbare Quelle von Trennungen innerhalb der Versammlung Gottes gewesen ist: „Die Beschneidung ist nichts, und die Vorhaut ist nichts“ (1Kor 7,19). Die Sache an sich ist nicht von Bedeutung – doch in dem Moment, in dem versucht wird, sie aufzuerlegen, muss dem entschieden widerstanden werden, damit die Freiheit des Evangeliums nicht angetastet oder das Gewissen gegenüber Gott verletzt wird. Im vorliegenden Fall waren es „falsche Brüder“, nicht ungläubige Juden, die versuchten, die Beschneidung aufzuerlegen und so das Evangelium zu judaisieren.
Der heutige Zustand der Christenheit, seitdem das eifrige Auge des Apostels, welches das wahre hier zugrunde liegende Prinzip offenbarte, und die direkte Autorität Gottes weggetan sind, um diesen Versuch zu verhindern, offenbart den Erfolg der Bemühungen falscher Brüder in dieser Hinsicht gänzlich. Sogar in diesem Land1 war es vor 200 Jahren die Verletzung dieses Prinzips, die die Versammlung in verschiedenste Denominationen zerrissen hat.
Paulus widerstand den falschen Brüdern, weil „die Wahrheit des Evangeliums“ gefährdet war. Wenn er nachgegeben hätte, so hätte sich der Weg für eine Bedingung nach der anderen geöffnet, bis der arme Gläubige dahin kommt, das Evangelium der Freiheit als ein schweres Joch anzusehen. Um unnötigen Anstoß vor den Juden zu vermeiden, beschnitt Paulus Timotheus. Doch um die Freiheit des Evangeliums zu bewahren, widerstand er eindringlich den Bemühungen der „falschen Brüder“, Titus zu beschneiden. Wie Petrus schreibt, dass da „falsche Propheten unter dem Volk“ waren (2Pet 2,1), so wird es auch unter euch falsche Lehrer geben.
Es sind „falsche Lehrer“, die das Evangelium verdreht haben und „falsche Brüder“, die durch sie gefangen sind, welche Dinge im Namen des Christentums hervorgebracht haben, jedoch im Endeffekt das Evangelium der Gnade Gottes verdunkeln. Wenn es Versuche gibt, nichtige Dinge zur Erlösung oder als Bedingung für Gemeinschaft hinzuzufügen, so muss dem widerstanden werden, damit die Autorität des Menschen nicht die Autorität Christi aufhebt: gnädiges Nachgeben hingegen in Angelegenheiten unserer eigenen Freiheit ist ein Teil dieser Freiheit, mit der Christus uns freigemacht hat (1Kor 8,13).
Es gab in den Tagen des Apostels falsche Brüder. Wie muss es erst heute sein? Damals war es die Ausnahme, unter den Gästen jemanden zu finden, der kein Hochzeitsgewand trug. Das Unkraut und der Weizen sind zusammen aufgewachsen, und sie sind sich so ähnlich, dass nur ein Auge den Unterschied genau erkennen kann. Die Welt ist ein großes Feld von Unkraut geworden. Falsche Brüder dominieren, Menschen, die dem Herrn Jesus gegenüber nicht wahrhaftig sind, obwohl sie seinen Namen tragen.
In den Tagen des Apostels gaben solche falschen Brüder noch zu, dass Jesus der Messias war, aber sie erkennten Ihn auf eine fleischliche Weise an und heiligten ihr Judentum durch seinen Namen. Heute haben sie ihre Tempel, Priester, Opfer und Darbringungen, die alle die Tendenz haben, die Wahrheit des Evangeliums zu untergraben und die Gläubigen von der Sicherheit in Christus abzubringen, gegen die selbst die Mächte der Hölle nicht siegen können. Diese angepriesene Lehre ist widerwärtig, denn wenn die Erlösung sicher ist, muss sie unabhängig vom Menschen und nur von Gott abhängig sein. Sicherheit ist das Eigentum des Gläubigen im Herrn Jesus – es ist Gottes Sicherheit, nicht unsere.