Behandelter Abschnitt Gal 1,6-7
„Ich wundere mich, dass ihr euch so schnell von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium umwendet, das kein anderes ist; nur dass einige da sind, die euch verwirren und das Evangelium des Christus verdrehen wollen“ ( Gal 1,6-7).
Der Apostel diente am Evangelium der Gnade Gottes, und seine Arbeit war mühselig, und seine Widrigkeiten schmerzhaft, während er seine Reinheit zu bewahren versuchte. Unter der Leitung des Heiligen Geistes konnte er die Wahrheit des Evangeliums gefährdet sehen, wo andere keinen Schaden wahrnehmen konnten. Wenn wir Hingabe im Dienst zeigen oder die auserlesensten guten Werke als Ergänzung zu dem Werk Christi tun, so ist es nicht das Evangelium. Es waren bestimmte Männer, die glaubten und sagten: „Man muss sie [die Heiden] beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten“ (vgl. Apg 11 und 15). Es handelte sich um eine Gefahr, die nicht von außen, sondern direkt aus der Mitte der Versammlung aufkam. Das fünfzehnte Kapitel der Apostelgeschichte könnte gut die Magna Charta der Christen genannt werden.
Die Lehrer dort sagten: „Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Weise Moses, so könnt ihr nicht errettet werden“ (Apg 15,1). Das Evangelium ist unabhängig von solchen Bedingungen und Ausnahmen. Wo immer sie eingeführt werden, untergraben sie das Evangelium der Gnade Gottes. Der Apostel Jakobus lehrt in diesem Kapitel der Apostelgeschichte dieselbe Wahrheit wie Paulus in diesem Brief, nämlich dass der Versuch, dem vollbrachten Werk Christi als der Grundlage der Annahme vor Gott irgendetwas hinzuzufügen, bedeutet, die Brüder zu „verwirren“ und ihre Seelen zu „verstören“ (vgl. Apg 15,24). Es ist Gott, der uns sagt, wie wertvoll das Werk Christi für Ihn ist. Er kennt seinen Wert so, wie wir es nicht tun.
Gott stellt das Evangelium so vor, dass es alle Bedürfnisse des Sünders stillt; denn wenn der allwissende Gott das Herz erforscht und die Nieren prüft (Jer 17,10), so kennt derselbe Gott die Kostbarkeit des Blutes Christi und zeugt uns davon. Wie leicht kann der Gläubige das Evangelium verändern, sodass es kein Evangelium mehr ist, zu seinem eigenen und anderer Schaden. Die Religion des Christentums ist nichts als der Fehler der Galater in voller Ausprägung. Sie hat das Evangelium der Gnade Gottes verdreht und es durch eine abgewandelte Satzung von Verpflichtungen ersetzt.