Behandelter Abschnitt Judas 17-19
Als nächstes richtet Judas seine Aufmerksamkeit auf die Heiligen selbst, auf die, die sich von den von ihm gekennzeichneten Bösen absonderten. Er befestigt ihre Seelen mit den nötigen Worten der Weisheit und Leitung, wobei er auch die Mittel hervorhebt, mit denen sie vor den Listen und Verführungen des Feindes bewahrt werden können. Und mit welcher Erleichterung muss er von der ernsten Verurteilung dieser Abtrünnigen zu der Ermutigung der geliebten Heiligen übergegangen sein!
„Ihr aber, Geliebte, erinnert euch an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, dass sie euch sagten: Am Ende der Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen Begierden der Gottlosigkeit wandeln. Diese sind es, die sich absondern, natürliche Menschen, die den Geist nicht haben“ (17–19).
Der Leser wird sich erinnern, dass die korrekte Übersetzung von Vers 1 „den in Gott, dem Vater, geliebten“ lautet. Aus diesem Grund ist es zweifellos, dass Judas die Heiligen hier, genauso wie in Vers 20, als „Geliebte“ anspricht, nicht nur, um seine eigenen Liebe im Geist auszudrücken, sondern auch, indem er sich in Verbundenheit mit dem Herzen Gottes, des Vaters, bezogen auf sein Volk betrachtet. Und was rät er ihnen angesichts des Bösen von dem sie umgeben waren, zu tun? Zuallererst fordert er sie auf, sich an die Warnungen zu erinnern, die durch die Apostel gegeben wurden. Nicht nur Henoch hatte von diesen gottlosen Menschen geweissagt, sondern auch die Apostel des Herrn hatten ihre Erscheinung vorhergesagt.
Der Herr lässt sein Volk in der Tat niemals ungewarnt vor den Gefahren und Feinden, denen sie entgegenzutreten haben werden (siehe Mt 24; Joh 15,16; 1Tim 4; 2Tim 3; Off 2,3). Und wenn diese Warnungen in ihren Gedanken verwahrt werden, sind sie weder überrascht noch entmutigt, wenn Befürchtungen innerhalb ebenso wie Kämpfe außerhalb aufkommen. Stattdessen sind sie auf Kämpfe mit jeder Form der Feindschaft Satans vorbereitet. So sagte der Herr zu seinen Jüngern: „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun, um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt“ ( Mt 24,24.25). Wie nötig ist es dann für den Gläubigen, mit diesen Warnungen vor kommenden Gefahren vertraut zu sein!
Um jegliche Fehler in der Erkennung derer zu vermeiden, von denen die Apostel geweissagt hatten, führt Judas noch weitere charakteristische Merkmale an. Es würden „Spötter“ sein, Menschen ohne jegliche Ehrfurcht, die in der Lage sind, sich über heilige Dinge lustig zu machen und nur durch ihre eigenen gottlosen Begierden getrieben sind. Dennoch würden sie „sich absondern“. Nicht von dem Bösen, ob moralisch oder lehrmäßig. Das kann kaum gesagt werden, sondern in einem stolzen pharisäischen Geist, der mit überlegenem Wissen oder intellektuellem Fortschritt prahlt und die demütigen Christen verachtet, die noch immer uneingeschränkt an das Wort Gottes glauben und darin ruhen. Sie werden also eine außenstehende Position einnehmen und möglicherweise eine Meinungsschule bilden. Doch nicht die, die sich selbst empfehlen, werden aufgenommen, und Judas streift in einem Satz die prunkvolle Kleidung dieser Abtrünnigen ab und stellt sie so dar, wie sie vor den Augen Gottes erscheinen. Es sind, wie er sagt, nichts als „natürliche“ Menschen. Menschen, die nie von neuem geboren oder in dem kostbaren Blut Christi gewaschen wurden und folglich auch den Geist Gottes nicht haben.
Man könnte fragen, ob es möglich ist, dass solche Menschen unter Christen gefunden und für solche gehalten werden? Dazu muss man sich umschauen und betrachten, was heute zu sehen ist. Schnell entdeckt man, dass es solche gibt, die hohe Stellungen unter den Christen innehaben, ja, die bedeutende Stellungen auf den Kanzeln des Christentums einnehmen, die den einfältigen Glauben ihrer Vorfahren belächeln, die eine sogenannte Moral anstelle von Christus predigen und die auf jede nur mögliche Weise die Inspiration der Schrift und die Wahrheiten des Christentums zu untergraben versuchen. Und was sind dies für Menschen? Es sind in der Tat Spötter, die nach ihren eigenen Begierden der Gottlosigkeit wandeln – Begierden, die Gott ausblenden. Und wir können daher durch die bloße Tatsache ihrer Existenz und ihrer steigenden Zahl wissen, dass wir am „Ende der Zeit“ sind.