Behandelter Abschnitt Daniel 11,2-4
Historische Ereignisse mit schattenbildlichem Charakter
„Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun: Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle; und wenn er durch seinen Reichtum stark geworden ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufreizen.
Und ein tapferer König wird aufstehen, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken handeln. Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Aber nicht für seine Nachkommen wird es sein und nicht entsprechend der Macht, mit der er geherrscht hat; denn sein Reich wird zerstört und anderen zuteilwerden, unter Ausschluss von jenen“ (11,2–4).
Die nächsten drei Verse geben eine kurze Zusammenfassung der Geschehnisse, die die Grundlage der darauffolgenden Entwicklungen bilden, die der Heilige Geist im Begriff stand zu skizzieren. Zunächst sollten vier Könige von Persien aufstehen, und „und der vierte wird größeren Reichtum erlangen als alle.“ Drei davon (die ersten drei) werden in Esra 4 erwähnt: Ahasveros, Artaxerxes und Darius.57 Der vierte ist der berühmte Xerxes, der „durch seinen Reichtum stark geworden ist“ und „alles gegen das Königreich Griechenland aufregen“ wird.
Die überwältigende Niederlage seines bunt zusammengewürfelten Heeres, die darauffolgende Invasion und Eroberung seines Königreiches durch Alexander – Tatsachen, die jedem Leser der Geschichte gut bekannt sind und auf die in Daniel 8,7 angespielt wird – werden hier überliefert. Zudem wird Alexander als ein „tapferer König“ vorgestellt – der „mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken handeln wird“.
Als nächstes wird uns berichtet: „Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Aber nicht für seine Nachkommen wird es sein und nicht nach der Macht, mit der er geherrscht hat; denn sein Reich wird zerstört und anderen zuteilwerden, mit Ausschluss von jenen.“ Dem ernsthaften Gläubigen an das inspirierte Wort Gottes wird man nicht erläutern müssen, dass dies eine passende Beschreibung dessen ist, was bis ins kleinste Detail beim Tod Alexanders geschah – tatsächlich so genau, dass der Ungläubige es nur erklären kann, indem er behauptet, dass es erst nach dem Geschehen geschrieben wurde!
Der Einfallsreichtum der Untreuen, die versuchen, den Beweisen zu entfliehen, dass Gott in seinem Wort zu den Menschen redet, und dass Er die Zukunft ganz und gar im Blick hat, ist einfach erstaunlich. Die Vermutungen des Unglaubens werden direkt als Tatsachen geglaubt und angenommen; aber die Wahrheiten des göttlichen Berichts werden mit Verachtung verworfen. Und wer ist der Verlierer? Sicherlich der Mann, der im Hochmut seiner eingebildeten Selbstgefälligkeit seine Augen vor dem Licht verschließt. Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.
Jedenfalls ist allseits bekannt (die Tatsachen sind bereits beschrieben worden), dass das Reich dieses „tapferen Königs“ nach vielen Schlachten und Kämpfen bei seinem Tod „nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt“ wurde, und zwar nicht an seine Nachkommenschaft, sondern an vier seiner Generäle. Zwei dieser Königreiche verschwanden recht schnell, und zwei bestanden bis ca. 50 v. Chr.58 Dies sind die beiden, die in diesem Bericht als „König des Südens“ und „König des Nordens“ bezeichnet werden.59 Während man die Berichterstattung verfolgt, muss im Gedächtnis behalten werden, dass der König des Nordens und der König des Südens sich nicht immer auf dieselben Personen bezieht. Es handelt sich um Titel (wie beispielsweise auch Pharao), die sich auf alle Herrscher einer Linie beziehen. Wenn demnach einer der Könige des Nordens starb, so trägt sein Nachfolger dieselbe Bezeichnung. Dies wird sicherlich leicht zu verstehen sein.
57 Es sollte bemerkt werden, dass es sich hier nicht um Darius, den Meder, aus Vers 1 handelt, sondern Darius Hystaspes, wie er in der Geschichte bekannt ist. Von Ahasveros und Artaxerxes wird angenommen, dass sie Monarchen waren, die von gottlosen Schreibern als Cambyses und Smerdis bezeichnet wurden.↩︎
58 Genauer gesagt bestand das syrische Königreich nur bis 65 v. Chr. fort, doch das ägyptische wurde bis 51 v. Chr. nicht zerstört.↩︎
59 Sie repräsentieren die zwei bekannten Dynastien von Ptolemäus (Ägypten) und Seleucid (Syrien). Für eine chronologische Tabelle der jeweiligen Monarchen dieser Dynastien, siehe Elliott‘s Horae Apocalypticae, vol. iv. Fourth edition.↩︎