Behandelter Abschnitt Daniel 6,1-4
Historische Ereignisse mit schattenbildlichem Charakter
In dieser Abfolge von geschichtlichen Bildern werden uns, wie wir uns sicherlich erinnern, die moralischen Eigenschaften gezeigt, die in den letzten Tagen die letzte Form heidnischer Regierung kennzeichnen werden. Wenn Belsazar also die Gottlosigkeit verkörperte, die es wagt, sich über den Herrn des Himmels zu erheben, so stellt Darius die Erhöhung des Menschen dar, und zwar das Setzen des Menschen an die Stelle Gottes als Gegenstand der Anbetung. Dies wird in keinster Weise dadurch geschmälert, dass er durch einen listigen Betrug in diese Stellung gelangte, oder dass er selbst ein Menschen mit einem liebenswürdigen Charakter war; denn es ist dennoch wahr, dass er den Erlass unterschrieb, dass jeder, der für die Dauer von dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen stellte außer an ihn selbst, in die Löwengrube geworfen werden sollte (V. 7).
Nicht wer er selbst war, sondern was er tat beinhaltet die prophetische Bedeutung. Es ist gut möglich, dass der, der sich in zukünftigen Tagen widersetzen und über alles erheben wird, was Gott genannt oder angebetet wird, und der im Tempel Gottes sitzen und sich als Gott großmachen wird (2Thes 2,4), viele der Eigenschaften aufweisen wird, die die Bewunderung und Huldigung des Menschen hervorrufen werden. Als der Herr auf der Erde war, hatte Er keine Schönheit, dass man Ihn begehrt hätte. In Ihm war nichts, was dem natürlichen Menschen gefallen hätte. Doch wenn der Antichrist in Erscheinung tritt, wird dieser von genau den Merkmalen gekennzeichnet sein, die das Herz des natürlichen Menschen ansprechen. Die Welt ist von der Welt und wird das Eigene lieben; während Christus, der nicht von dieser Welt war, von ihr gehasst wurde. Gerade weil Darius natürlicherweise einen bewundernswerten Charakter hatte, passt er in dieser Hinsicht in das Schattenbild dieses zukünftigen Herrschers in seiner Selbsterhöhung und Vergöttlichung.
„Und Darius, der Meder, bekam das Königreich, als er ungefähr zweiundsechzig Jahre alt war. Es gefiel Darius, über das Königreich 120 Satrapen zu bestellen, die im ganzen Königreich sein sollten, und über sie drei Vorsteher, von denen Daniel einer war – damit jene Satrapen ihnen Rechenschaft gäben und der König keinen Schaden erlitte. Da übertraf dieser Daniel die Vorsteher und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war; und der König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich zu bestellen“ (6,1–4).
Die ersten vier Verse dieses Kapitels bilden dir Grundlage für das Darauffolgende. Sie schildern nämlich den Anlass für die Handlungen, die darin enden, dass Daniel in die Löwengrube geworfen wird. Als Darius den Thron Babylons einnahm, ordnete er die königlichen Angelegenheiten neu, und „es gefiel Darius, über das ganze Königreich 120 Satrapen zu bestellen . . . und über sie drei Vorsteher, von denen Daniel einer war . . . Da übertraf dieser Daniel die Vorsteher und die Satrapen, weil ein außergewöhnlicher Geist in ihm war; und der König beabsichtigte, ihn über das ganze Königreich zu bestellen“. Belsazar hatte am Abend vor der Einnahme seiner Stadt Daniel zum dritten Herrscher in seinem Königreich gemacht.
Darius erhob ihn auf den ersten Platz nach ihm, wobei er ein Werkzeug Gottes zur Erfüllung seiner Absichten war. Daniel war kein unbekannter Mann, und er wurde sowohl als Jude als auch als ein wahrer Anbeter des Gottes des Himmels gehasst. Seine Erhöhung im Königreich reizte den Neid und die Eifersucht der Vornehmen, Vorsteher und Satrapen, über die er gesetzt worden war, nur noch mehr.