Behandelter Abschnitt Daniel 5,5-8
Die Antwort Gottes
„In demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand hervor und schrieben, dem Leuchter gegenüber, auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der König sah die Hand, die schrieb. Da veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken ängstigten ihn; und die Bänder seiner Hüften lösten sich, und seine Knie schlugen aneinander. Der König rief mit Macht, dass man die Sterndeuter, die Chaldäer und die Wahrsager hereinbringe. Der König hob an und sprach zu den Weisen von Babel: Jeder, der diese Schrift lesen und ihre Deutung mir anzeigen wird, der soll mit Purpur bekleidet werden, mit einer goldenen Kette um seinen Hals, und er soll als Dritter im Königreich herrschen. Dann kamen alle Weisen des Königs herbei; aber sie vermochten nicht, die Schrift zu lesen und dem König ihre Deutung kundzutun“ (5,5–8).
Die Antwort – denn diese konnte nicht aufgeschoben werden – war nicht fern. Nahezu bevor der Klang ihrer götzendienerischen Ausrufe verhallt war – „in demselben Augenblick kamen Finger einer Menschenhand hervor und schrieben, dem Leuchter gegenüber, auf den Kalk der Wand des königlichen Palastes; und der König sah die Hand, die schrieb“.
Diese geheimnisvollen Finger erschienen still als Antwort auf die Herausforderung des Königs, still schrieben sie die verhängnisvollen Worte inmitten des Lärms des Gelages und Gesangs, und dennoch, da eine unsichtbare Kraft seine Augen leitete, sah der König die schreibende Hand. Und welche Wirkung hatte die Erscheinung? Sicherlich würde der König, gestärkt durch den Wein und kraftvoll im Vertrauen auf die Allmacht seiner Götter nicht erschrecken? Doch selbst er – böse wie er war – hatte ein Gewissen, und kannte die Macht, die sogar Nebukadnezar von seinem Thron gerissen und ihn für eine Zeitlang wie das Vieh des Feldes gemacht hatte. Und das Gewissen machte sich nun trotz der Umgebung des Königs bemerkbar, und es „veränderte sich die Gesichtsfarbe des Königs, und seine Gedanken ängstigten ihn; und die Bänder seiner Hüften lösten sich, und seine Knie schlugen aneinander“.
Was für eine Veränderung! Inmitten seines Festmahls hatte er es gewagt, den Gott des Himmels zu beleidigen, und jetzt ergriffen beim Anblick dieser geheimnisvollen Hand Schrecken und Furch seine Seele, und er zitterte von Kopf bis Fuß. Er hatte sich gegürtet, den allmächtigen Gott herauszufordern; und in dem Moment, als die Herausforderung angenommen wurde, bevor zum Schlag ausgeholt wurde, verließ ihn sein Mut unter der schrecklichen Befürchtung kommenden Gerichts. Wer kann ihm in einem solchen Moment helfen? Anstatt sich vor dem zu demütigen, gegen den er so schlimm gesündigt hatte, rief er die Sterndeuter, Chaldäer und Wahrsager zur Hilfe und hoffte unter der Versprechung großzügiger Belohnungen, dass sie in der Lage sein würden, die geschriebenen Worte zu deuten und ihm somit, wie er vergeblich hoffte, Erleichterung zu verschaffen. Doch die Weisheit dieser Welt konnte die Geheimnisse Gottes nicht enthüllen, noch seine Handschrift deuten. Dieser vorgeblich weisen Männer waren so unfähig, wie sie sich bereits in den Tagen Nebukadnezars erwiesen hatten. „So weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes“ (1Kor 2,11).