Behandelter Abschnitt Daniel 5,9-12
„Da geriet der König Belsazar in große Angst, und seine Gesichtsfarbe veränderte sich an ihm; und seine Gewaltigen wurden bestürzt. Infolge der Worte des Königs und seiner Gewaltigen trat die Königin in das Haus des Gelages. Die Königin hob an und sprach: O König, lebe ewig! Lass deine Gedanken dich nicht ängstigen und deine Gesichtsfarbe sich nicht verändern! Es ist ein Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist. Und in den Tagen deines Vaters wurden Erleuchtung und Verstand und Weisheit wie die Weisheit der Götter bei ihm gefunden; und der König Nebukadnezar, dein Vater, hat ihn zum Obersten der Wahrsagepriester, der Sterndeuter, der Chaldäer und der Wahrsager erhoben – dein Vater, o König –, weil ein außergewöhnlicher Geist und Kenntnis und Verstand, ein Geist der Traumdeutung und der Rätselerklärung und der Knotenlösung bei ihm gefunden wurde, bei Daniel, dem der König den Namen Beltsazar gegeben hat. So werde nun Daniel gerufen, und er wird die Deutung anzeigen“ (5,9–12).
Belsazar war nun noch erschrockener und panische Angst überfiel ihn, und sogar seine Gewaltigen wurden bestürzt. Doch Gott wollte, dass dem König das Geschriebene erklärt würde, jedoch sollte es durch sein eigenes, auserwähltes Gefäß getan werden. Das Werkzeug, das Daniel in den Fokus Belsazars bringen sollte, war nicht weit: „Infolge der Worte des Königs und seiner Gewaltigen trat die Königin14 in das Haus des Gelages.“ Sie hatte an dem ungezügelten Gelage dieser ereignisreichen Nacht nicht teilgenommen, doch das Gerücht über die Erscheinung, die den König und seine Gäste erschreckt hatte, hatte sich im Palast verbreitet und ihre Ohren erreicht. Sie war völlig mit dem vertraut, was in der Regierungszeit Nebukadnezars zugetragen hatte, sowie mit dem Dienst, den Daniel geleistet hatte. Auch wusste sie von der Stellung, in die er in Folge darauf erhoben worden war. Daher eilte sie dem König zur Hilfe. „O König“, sagte sie, „lebe ewiglich! Lass deine Gedanken dich nicht ängstigen und deine Gesichtsfarbe sich nicht verändern! Es ist ein Mann in deinem Königreich, in dem der Geist der heiligen Götter ist“. Und dann fügt sie, nachdem sie beschrieben hatte, wie er sich in den Tagen Nebukadnezars erwiesen hatte, hinzu: „So werde nun Daniel gerufen, und er wird die Deutung anzeigen.“
14 Dies kann schwerlich die Frau Belsazars gewesen sein (siehe V. 3); höchstwahrscheinlich war es die Königin-Mutter, oder, um es in heutiger Sprache auszudrücken, die Königswitwe.↩︎