Behandelter Abschnitt Nehemia 8,4-6
„Und Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Gerüst aus Holz, das man zu diesem Zweck gemacht hatte. Und neben ihm standen Mattitja und Schema und Anaja und Urija und Hilkija und Maaseja, zu seiner Rechten; und zu seiner Linken Pedaja und Mischael und Malkija und Haschum und Haschbaddana, Sekarja, Meschullam. Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er stand höher als das ganze Volk; und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. Und Esra pries den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen!, wobei sie ihre Hände emporhoben, und sie verneigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde“ (8,4–6).
Die Verse 2 und 3 geben einen generellen Bericht, während wir in den Versen 4–8 die Einzelheiten dieser bemerkenswerten Versammlung finden. Zunächst lesen wir, dass Esra „auf einem Gerüst [oder Turm] aus Holz“ stand, „das man zu diesem Zweck gemacht hatte“. Der Grund hierfür war, wie es auch heutzutage üblich ist, dass er von der ganzen Versammlung gesehen und gehört werden sollte. Sechs Personen standen zu seiner Rechten und sieben zu seiner Linken. Der Geist Gottes hat ihre Namen aufzeichnen lassen, denn es handelte sich um einen denkwürdigen Tag, und das ihnen gewährte Vorrecht, bei Esra zu stehen, war groß. Als nächstes „öffnete [Esra] das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er stand höher als das ganze Volk; und als er es öffnete, stand das ganze Volk auf“. Dies war keine bloße Formsache, denn das Buch, das Esra öffnete, war die Stimme des lebendigen Gottes zum Volk, und sie würdigten es als solche, indem sie sich in Ehrfurcht erhoben. Die Worte, die es enthielt, waren von dem Herrn erstmals am Sinai gesprochen worden, „mitten aus dem Feuer“ (5Mo 4,12), und Israel zitterte vor dem Heiligen, der zu ihnen sprach, und sie „baten, dass das Wort nicht mehr an sie gerichtet würde“ (Heb 12,19).
An all dies müssen jene sich erinnert haben, die nun vor Esra standen. Daher standen sie auf, wie in der Gegenwart ihres Gottes, und Esra „pries den Herrn, den großen Gott“, d. h. er dankte oder danksagte im Gebet dem Herrn. Wir finden diese Verwendung des Wortes „preisen“ (oder „segnen“) auch im Neuen Testament, insbesondere in Verbindung mit dem Passahfest und dem Abendmahl. So heißt es zum Beispiel in Matthäus: „Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern“ (Mt 26,26). Lukas hingegen schreibt: „Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen“ (Lk 22,19). Es ist also klar, dass „segnen“, wenn es auf diese Weise gebraucht wird, Danksagung bedeutet (siehe auch 1Kor 14,16).
Es ist umso wichtiger, dies hervorzuheben und darauf zu bestehen, da ein Großteil des Verständnisses, was Priestertum sei, sich auf die fehlerhafte Interpretation des Wortes „segnen“ gründet, in dem Bestreben, zu beweisen, dass das Brot und der Kelch beim Abendmahl zunächst eine priesterliche Segnung empfangen oder geweiht werden muss. So wird beispielsweise behauptet, dass Paulus, wenn er von dem „Kelch der Segnung, den wir segnen“ schreibt, damit meint, den Kelch, den wir Priester segnen. Das Licht der Schrift enthüllt sofort den unheiligen Charakter einer solchen priesterlich irrigen Ansicht gegenüber der einfachen Belehrung des Wortes Gottes, wodurch Heilige ihrer Vorrechte beraubt werden und ihnen der Platz der Nähe und des Segens entzogen wird, in den sie auf der Grundlage der Erlösung gebracht worden sind, (siehe Joh 20,17; Heb 10,19-22 usw.).
Am Ende des Gebetes oder der Danksagung Esras antwortete das ganze Volk: „Amen, Amen!, wobei sie ihre Hände emporhoben, und sie verneigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde.“ Dies ist eine ergreifende Szene, denn der Herr wirkte mit Macht an den Herzen seines Volkes, und so drückte ihre ganze Haltung ihre heilige Ehrfurcht aus.6 Sie standen, während Esra betete, und dann, zusammen mit ihrer Antwort „Amen, Amen!“ mit erhobenen Händen, beteten sie an mit den Gesichtern zur Erde.
6 In einem Zustand geistlicher Dürre und Niedergangs ist oft festzustellen, dass das Volk Gottes während des Lobpreises oder Gebets körperlich bequeme Haltungen einnimmt. Doch in dem Moment, in dem die Kraft des Geistes sich zeigt, ändert sich alles, und die, die am meisten unter seinem Einfluss stehen, werden unverzüglich ihre Körperhaltung anpassen (entweder knien oder stehen), was am ehesten zeigt, was der Gegenwart Gottes angemessen ist.↩︎