Behandelter Abschnitt Nehemia 2,11-12
„Und ich kam nach Jerusalem und war drei Tage dort. Und ich machte mich in der Nacht auf, ich und wenige Männer mit mir; ich hatte aber keinem Menschen mitgeteilt, was mein Gott mir ins Herz gegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und kein Tier war bei mir, außer dem Tier, auf dem ich ritt“ (2,11–12).
Als nächstes folgt die Beschreibung der Begutachtung des Zustands Jerusalems, die Nehemia vornimmt. Nach drei Tagen sagt er: „Und ich machte mich in der Nacht auf“, als die Last seines Auftrags schwer auf seiner Seele lag, sodass er nicht schlafen konnte. „Ich und wenige Männer mit mir; ich hatte aber keinem Menschen mitgeteilt, was mein Gott mir ins Herz gegeben hatte, für Jerusalem zu tun; und kein Tier war bei mir, außer dem Tier, auf dem ich ritt.“ Diese einfache Aussage enthüllt die Eigenschaften eines treuen Dieners. Zunächst bekennt er die Quelle des Antriebs zu seinem Werk. Gott hatte den Gedanken dazu auf sein Herz gelegt.
Diese Sicherheit ist das Geheimnis aller Kraft und Ausdauer im Dienst. So sprach der Herr zu Josua: „Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig?“ (Jos 1,9). Dann konnte Nehemia, wie bereits bemerkt, nicht schlafen, bis er mit seinen Arbeiten begonnen hatte. Das Werk Gottes erlaubt keine Verzögerungen. Dieser Grundsatz findet sich auch in dem Auftrag unseres gesegneten Herrn an seine Jünger: „Grüßt niemand auf dem Weg“ (Lk 10,4). Als Er sie aussandte, sollten sie unentwegt ihrem Auftrag folgen. So fühlte auch Nehemia. Und so macht er sich bei der ersten Gelegenheit auf, um die Art und das Ausmaß des Werkes zu erkunden, dessen Ausführung Gott ihm aufs Herz gelegt hatte.
Er berichtet uns weiter, dass er sein Geheimnis niemandem erzählt hatte. Dies hätte in der Tat auf allen Seiten Hindernisse hervorrufen können. Wenn der Herr einem seiner Diener ausdrücklich einen Dienst auferlegt, ist häufig nichts gefährlicher als die Beratung mit anderen. Der Glaube vertraut auf Ihn, der zu dem Werk befähigt und die zur Ausführung benötigte Kraft und Weisheit schenkt. Beratung mit anderen führt oft zu vielen Fragen, wie z. B. „Ist das möglich?“, „Ist es weise?“ oder „Ist es der richtige Zeitpunkt?“. Das Ergebnis ist, dass der Glaube unter dem Einfluss vieler ermattet und Zweifel angeregt werden, wenn er nicht durch Vorsicht und Vernunftschlüsse gänzlich erlischt. Wenn die Zeit gekommen ist, einen Auftrag auszuführen, können Helfer begrüßt werden, aber bis alles nach der Weisung des Glaubens vorbereitet ist, muss das Geheimnis zwischen der eigenen Seele und Gott bewahrt werden.