Behandelter Abschnitt 1Phil 4,4-7
Phil 4,4-7: 4 Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! 5 Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe. 6 Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christus Jesus.
Noch einmal ermahnt er die Gläubigen wie in Philipper 3,1, sich im Herrn zu freuen. Darin liegt ein kostbares Zeugnis von der Treue des auferstandenen Herrn seinem leidenden Knecht gegenüber, denn dessen eigenes Herz lebte ganz zweifellos im Genuss dessen, was er hier seinen Brüdern eindringlich empfiehlt.
In diesem Kapitel sehen wir, wie der Christ, wenn er im Geist lebt, befähigt ist, über allen Umständen zu leben. Deshalb werden wir zur Milde (oder Nachgiebigkeit) ermahnt, denn der Herr ist nahe. Es ist nicht Sache des Gläubigen, Böses übelzunehmen oder für Rechte zu kämpfen: Gutes zu tun und dafür zu leiden, ist vielmehr unser Weg, solange der Herr im Himmel verborgen ist. Wenn Er offenbart werden wird, dann wird alles anders werden, denn die Seinen werden mit Ihm teilhaben. Bis dahin ist es unser Vorrecht, um nichts besorgt zu sein, indem wir alle unsere Anliegen vor Gott kundwerden lassen. Nicht nur die großen Angelegenheiten, sondern auch die kleinen – wir werden aufgefordert, alles vor Ihm auszuschütten. In Matthäus 6 lesen wir, wie der Herr Jesus seine Jünger Glauben lehrte in Bezug auf Nahrung und Kleidung; hier umfasst das Wort noch mehr: „Seid um nichts besorgt.“ Was für eine innere Ruhe gibt uns das in einer Welt wie dieser! Es wird uns nicht gesagt, dass alle unsere Bitten erfüllt werden (das wäre womöglich nicht gut), sondern dass der Frieden Gottes, der allen Verstand übersteigt, unsere Herzen und unseren Sinn bewahren wird in Christus Jesus.
Paulus bat den Herrn, ja flehte dreimal zu Ihm, den Dorn für das Fleisch von ihm wegzunehmen, aber er erhielt die Antwort, dass die Gnade des Herrn für ihn genüge, denn seine Kraft würde in Schwachheit vollbracht (2Kor 12,9). Derselbe Apostel bat darum, nach Rom gehen zu dürfen, aber jahrelang wurde ihm die Bitte versagt (Röm 15,23). Er begehrte es als ein „Glück“, die Römer zu sehen (Röm 1,10), aber der Herr sandte ihn als Gefangenen dorthin und ließ das Schiff stranden. Wir sind in der Hand des Herrn. Er handelt in vollkommener Weisheit mit seinen geliebten Heiligen, und wer kann sein Mitberater sein [vgl. Röm 11,34]?
Beim Frieden Gottes geht es um einen etwas anderen Gedanken als beim Frieden des Christus; beide unterscheiden sich auch vom Frieden mit Gott und doch gehen sie aus diesem hervor. „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagt der Herr (Joh 14,27). „Sein Frieden“ ist es, der stets das Herz Jesu, des vollkommenen Menschen auf der Erde, erfüllte. Er überließ alles dem Vater und wir sind in seine Nachfolge berufen. Der Frieden Gottes ist der, der Gottes eigenes Herz droben durchdringt und den nichts stört. In die Himmel ist Böses eingedrungen, die Erde ist zugrunde gerichtet, Israel hat versagt und die Kirche ebenso – und doch stört nichts den Frieden des Herzens Gottes. Bei allem Versagen aufseiten des Geschöpfes steht sein Ratschluss fest; darin ruht Gott und darin ruhen auch wir.