Behandelter Abschnitt Off 22,16
„Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch diese Dinge zu bezeugen in den Versammlungen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern“ (22,16).
Mit diesen Worten tritt der Herr Jesus den Seinen noch mit herzlichen Schlussworten entgegen – sein Charakter der Liebe kann es nicht anders. Er ist derselbe, den wir aus den Evangelien und Briefen kennen. Sein letztes Wort an sie ist ein solches der Liebe; Er will ihnen versichern, dass, wenn Er auch in diesem Buch als Richter erscheint, Er für sie voll unabänderlicher Liebe und Gnade bleibt. Er hat die Dinge den Versammlungen bezeugt, damit sie über alles bis in die letzte Zukunft orientiert sind, über das Geschehen der Zeiten und über seine göttliche Hand in allen Ereignissen, sowie über ihr Verhalten zu und in den jeweiligen Umständen. Er bezeichnet sich nochmals, aber anders als in Vers 13 und Offenbarung 1,8, als der Ewige, in dem alles seinen Ursprung hat und auch enden wird, und zwar in seiner Beziehung zum Menschen, als „Wurzel und Geschlecht Davids“. Er hat das Menschengeschlecht im Blick auf seine Ratschlüsse geschaffen und das Volk Israel und im Besonderen das Geschlecht Davids auserwählt, und so ist auch, der Weissagung gemäß, Christus als Mensch und Messias aus diesem Geschlecht hervorgegangen (Ps 78,67-72). In Ihm werden sich alle Verheißungen erfüllen.
Doch fügt der Herr auch noch hinzu: „Ich bin der glänzende Morgenstern“. Welches beseligende Wort! Bekanntlich wird der Morgenstern sichtbar, wenn der Mond untergegangen und die Sonne noch nicht am Horizont erschienen ist, also in der Zwischenzeit, in der es am dunkelsten ist. Diesen Stern sieht freilich nur der, der wacht und ihn sucht! Diese Zusicherung, für uns als „glänzender Morgenstern“ zu kommen und nicht, wie für Israel und die Welt, als „Sonne der Gerechtigkeit“, ist ein Ausdruck seiner großen Gnade und ein Beweis seines Sehnens nach uns, seiner Brautgemeinde.
Denn „Sonne der Gerechtigkeit“ bedeutet für die sie Erlebenden, ernste Sichtung und Gericht. Seine Brautgemeinde aber wünscht Er vielmehr vor den Gerichten zu bewahren und zu sich ins Vaterhaus zu nehmen. Darum kommt Er für uns besonders und zwar vorher, wenn auch zur Zeit tiefer Nacht, so doch in Gnade. Auch wird niemand Ihn sehen, den dieses Kommen nichts angeht. In der Tat ist es unschwer zu erkennen, dass wir zunehmender geistiger und moralischer Nacht entgegengehen, und dies mit Riesenschritten. In dem Maß, in dem man sich von der Person des Herrn entfernt, nimmt diese Verfinsterung zu. An den zunehmenden, immer schwerer zu lösenden Problemen und Schwierigkeiten ist dies leicht zu erkennen. Wären die Menschen geneigt, die göttlichen Ratschläge zu befolgen, würde alles eine durchaus einfache Lösung finden. Wir Gläubige haben ja den Beweis davon darin, dass unser Weg, trotz aller Schwierigkeiten, leicht und gebahnt ist, wenn auch von außen eingeengt. Ja, manches mag an sich für uns erschreckend sein; eben darum wird Er für uns als der „glänzende Morgenstern“ erscheinen, der ja in unseren Herzen bereits aufgegangen ist (2Pet 1,19). Gerade in dieser Erwartung, Ihn als Morgenstern bald zu erblicken, liegt der Beweggrund, uns für seine Ankunft wach und bereit zu halten.