Ich bin der glänzende Morgenstern (Kap. 22, 16)
In diesem Vers offenbart der Herr sich in vierfacher Weise:
« Ich, Jesus.» Der Name Jesus ist der Name über alle Namen,
deshalb steht er auch an erster Stelle (Phil 2,10), Durch diesen Namen
sind wir gerettet (Mt 1,21), in diesem Namen treten wir
zuversichtlich im Gebet vor den Vater (Joh 14,13), und in diesem Namen
versammeln wir uns und erfreuen uns Seiner heiligen Nähe (
«Ich bin die Wurzel Davids.» Dieser Ausspruch ist ein Hinweis auf Seine Gottheit, auf Seine ewige Sohnschaft, deshalb ist Er Davids Herr.
«Ich bin das Geschlecht Davids.» Dieser Ausspruch zeigt uns den Herrn als den Menschensohn, als den, der aus dem Samen Davids gekommen ist (2Tim 2,8; Röm 1,3) und einst den Thron Davids innehaben wird.
«Ich bin der glänzende Morgenstern .» Mit diesem letzten Selbstzeugnis des Herrn wollen wir uns im folgenden näher beschäftigen. Wie vollkommen ist doch die Schrift! In einem einzigen Vers zeigt sie uns den Herrn in Seiner ganzen Größe als den Retter, den Menschensohn, den kommenden König auf Davids Thron und als den Morgenstern, d. h. als die Hoffnung.
Wer ist dieser Morgenstern? Kein anderer als der Herr (Vers 16). Zum letzten Male redet Er selbst zur Menschheit. In den Tagen Seines Erdenlebens hat Er sich als das Licht der Welt, als das Brot und das Wasser des Lebens vorgestellt, nun aber redet Er vom Himmel her und nennt sich den «glänzenden Morgenstern». Unter all den Millionen von Sternen gibt es aber nur e i n e n Morgenstern, und dieser, und kein anderer, kündet einen neuen Tag an.
Der Titel «Morgenstern» ist ein Symbol. Der Glanz und die Herrlichkeit des Herrn sollen hier im Bild hervorgehoben werden (4. Mose 24,17-19). Wer von uns hätte nicht schon die klare nächtliche Sternenpracht bewundert, und doch sind die Himmelskörper nur das Werk Seiner Hände und noch lange nicht Er selbst. Sterne sind auch wegweisend und somit das Bild der Leitung. Wie willkommen sind sie einem von der Nacht überraschten Wanderer in einsamer Gegend; wie manchem Schiffer ohne Kompass haben sie den Weg ans Ufer gezeigt. Und ist uns der Herr Jesus, unser heller Morgenstern, nicht in noch weit größerem Maße der zuverlässigste Wegweiser? Führt Er uns nicht ganz sicher ans Ziel, hin zur Herrlichkeit (Heb 2,10). Ja, gleich wie der Morgenstern außerdem das Bild der Hoffnung ist, denn er verheißt einen neuen Tag, so kündet auch dieser glänzende Morgenstern das kommende große Neue an.
Wann wird der Morgenstern erscheinen? Die Natur, der dieses Bild entnommen ist, belehrt uns diesbezüglich am besten.
Er erscheint zur genau festgesetzten Zeit. Astronomen sagen, dass die Sterne auf den Bruchteil einer Sekunde genau erscheinen. Und wer hat ihren Lauf mathematisch also bestimmt? Ist es nicht der ewig wunderbare Schöpfer, Gott, der am vierten Tag das «Es werde» gesprochen hat! Ja, als die Zeit erfüllet war, erschien der Stern von Bethlehem (Gal 4,4). Dasselbe wird sich wiederholen, wenn der Herr als der Morgenstern erscheinen wird.
Welche Zeichen werden diesem Erscheinen vorausgehen? Gleich wie dem Morgenstern die Nacht vorausgeht, so geht auch dem Erscheinen des Herrn als Morgenstern eine sehr dunkle Nacht voran, die Nacht der antichristlichen Zeit. Alle Zeichen, die von Christi Wiederkunft reden, weisen auf Sein Kommen in Herrlichkeit hin und nicht auf die Entrückung der Gemeinde. Da wir aber gegenwärtig schon so manches Zeichen für Sein Kommen als König sehen, erkennen wir, dass die Gemeinde den Herrn täglich erwarten darf, da ja die Entrückung v o r des Herrn Kommen in Herrlichkeit stattfinden wird. Wir, die Glieder Seines Leibes, d. i. die Gemeinde, haben also keine große Trübsal, keinen Antichristen, aber auch keine Weltbekehrung zu erwarten.
Die Folgen der Erscheinung. Eben sahen wir, dass dem Aufgehen des Morgensterns die stockdunkle Nacht der antichristlichen Periode vorausgehen wird. In jener Nacht entfaltet sich Jer Mensch der Sünde. Der Drache (Satan) rüstet ihn mit seiner ganzen Macht aus und gibt ihm seinen Thron. Zudem stellt er noch den falschen Propheten an seine Seite, dessen Aufgabe es ist, das Tier (den Menschen der Sünde) zu verherrlichen. Das bedeutet, dass jene Nacht von der Dreieinigkeit des Abgrundes beherrscht wird. Eine schauderhafte Nacht!
Diese grausige Dunkelheit findet aber ihr Ende mit dem Aufgehen des Morgensterns. Wie majestätisch dieser Aufgang ist, sagt uns Ps 19. Der Psalmist sieht den Bräutigam aus seinem Brautgemach hervorgehen und gleich der Sonne durchschreitet Er wie ein Held die ganze Erde. Ja, dieser ist die Sonne der Gerechtigkeit, unter deren Flügeln Heilung ist (Mal 4,2). Und w i e krank und gebrechlich ist doch dann die ganze Erde! Sie blutet aus unzähligen Wunden! Ihr Zustand ist ein trostloser nach der Herrschaft des Tieres und dessen Zusammenbruch. Alles Bestehende ist erschüttert und die menschliche Gesellschaft völlig zerrüttet. Dass dann, angesichts eines solch chaotischen Zustandes, aus dem Herzen aller das Verlangen nach Heilung und Tröstung aufsteigt, ist nur zu begreiflich. Diesem Sehnen wird nun der aufgehende Morgenstern völlig gerecht.
Beachtenswert ist noch, dass Maleachi, der letzte Prophet des Alten Testamentes, am Schluss desselben auf die «Sonne der Gerechtigkeit» hinweist (Mal 4,2), während Johannes, der letzte Zeuge des Neuen Testamentes, zum Schluss den «glänzenden Morgenstern» hervorhebt.
Die Wirkung dieser letzten Vision. Kaum hat der Herr sich als den glänzenden Morgenstern vorgestellt, hören wir auch schon den Geist und die Braut wie aus einem Munde rufen: «Komm!