Behandelter Abschnitt Off 22,2
„In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen“ (22,2).
Dieser Baum des Lebens ist unauflöslich mit dem Strom und mit der Straße der heiligen Stadt verbunden und bildet eine Einheit mit denselben. Schon im Paradies auf der Erde stand bekanntlich der Baum des Lebens, von dem Adam und Eva hätten essen sollen. Stattdessen aßen sie vom verbotenen Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und verloren infolgedessen alle Segnungen, in deren Mitte Gott sie gestellt hatte. Die Absicht Gottes war ohne Zweifel, die Menschen in Verbindung mit dem Baum des Lebens, also mit sich selbst, zu bringen, um seine Gemeinschaft zu genießen.
Der Ungehorsam des Menschen machte dies unmöglich. Gott musste einen großen Umweg – den des Kreuzes von Golgatha – machen; und der Lebensbaum wurde dem Menschen entrückt. In unserem Kapitel, in dem übrigens kein Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen mehr Raum hat, findet sich der Baum des Lebens wieder, zur steten Verfügung der Heiligen, und zwar in vollkommener und allezeit reichhaltiger Fülle, beladen mit Früchten aller Art. Ohne je aufzuhören, bringt er jeden Monat immer neue, vielfältige Frucht. Dieser Lebensbaum ist symbolisch wiederum Christus selbst, dem wir als solchem schon beim Sendschreiben an Ephesus (Off 2) begegnet sind. Schon auf der Erde ist es notwendig, dass wir uns, zum Fortbestand unseres geistlichen Lebens, von dem nähren müssen, was Er uns in seinem Wort gibt. Dies allein kann die fortlaufende Gemeinschaft mit Ihm erhalten. So lesen wir auch in Jesaja 43,18-19: „Erinnert euch nicht an das Frühere, und über die Dinge der Vorzeit sinnt nicht nach! Siehe, ich wirke Neues; jetzt sprosst es auf; erkennt ihr es nicht?“
Wir mögen wohl kostbare Erfahrungen gemacht haben; aber wir dürfen uns nicht dabei aufhalten; es gilt vorwärts zu schauen; denn wir haben immer andere Erfahrungen und Belehrungen nötig. Dies ist also auch so am himmlischen Ziel, allerdings in vollkommenem Sinn und Maß. Wir werden dann unerschöpflich neue und kostbare Segnungen empfangen und die Schönheiten und Herrlichkeiten unseres Herrn anschauen und genießen. Das ist Grund genug, Gott, den Herrn, in immer neuen Tönen anzubeten und zu verherrlichen. Aber dieser unaufhörliche Segen strömt, wie wir gesehen haben, von der heiligen Stadt auch weiter zu den Heiligen auf der Erde.
Diese haben erst recht diesen immer frischen Zufluss der Segnungen, zu ihrer fortlaufenden Stärkung, nötig; denn hier auf der Erde sind wir immer in Gefahr, in der Verwirklichung des geistigen Lebens nachzulassen. Ferner sind die Blätter des Baumes zur „Heilung der Nationen“ bestimmt; denn im messianischen Friedensreich gibt es auch noch Nationen. Von diesen wird gesagt, dass sie berufen sind, nach Jerusalem Ehrung und Anbetung zu bringen; doch ist deswegen nicht anzunehmen, dass wirklich alle bekehrt sein werden. Darum können auch Krankheiten vorkommen. Da aber Sünde sogleich mit dem Tod bestraft wird, und deren Urheber, Satan, ja gebunden im Abgrund ist, wird die Krankheit ohne komplizierende Folgen sein.
Die Blätter bilden das Kleid, die Schönheit eines Baumes; sie stellen wohl das dar, was in Jesus als dem Sanftmütigen und Demütigen zu sehen ist, in dessen Nachahmung alle Ungerechtigkeit, Neid, Eifersucht, Hader und Streit ausgeschaltet sein werden. Gerechtigkeit und Frieden werden das Land bedecken. Voll tiefer Bedeutung ist der Ausdruck: „In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, ist der Baum des Lebens.“ Er bezeichnet eine wunderbare, heilige Einheit mit dem Herrn des Lebens und des Segens selbst, mit dem ja auch die Stadt, d. h, die Brautgemeinde, ein Leib ist. Er ist auch hier die Quelle, von der alle Segnungen ausgehen.