Der Baum des Lebens (Kap. 22, 2)
Wieder ist die Rede von Leben spendendem. In Vers 1 lesen wir vom W a s s e r des Lebens, und Vers 2 zeigt uns den B a u m des Lebens. Überall ist Leben. Wie könnte es auch anders sein, da das Wasser des Lebens vom Thron des ewig Lebenden ausgeht und alles befruchtet.
Der Baum des Lebens. Er steht im Gegensatz zum Holz des Fluches. Verstehen wir die Tiefe dieser Benennung? Hier ist kaum an einen einzelnen Baum zu denken als vielmehr an die Gattung, da er an beiden Seiten des Stromes steht. Dem Baum des Lebens und dem Strom begegnen wir zum ersten :Male im Paradies (1. Mose 2,9). Dort wurde das Genießen der Frucht zum Fluch, hier dienen sogar die Blätter zur Heilung der Nationen. Das Ende löst den Anfang in staunenswerter göttlicher Ordnung ab. Alles vom Tode Durchdrungene wird zu Leben durch den, der von sich bezeugen kann: «Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit (Kap. 1, 18). Christus, der Herr, ging ans Holz des Fluches auf Golgatha, trat dem Tode als Siegesheld entgegen, so daß durch alle Zeiten hindurch Ströme des Lebens nach allen Seiten hin fließen, die einer toten Menschheit verkündigen: «So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben» (Joh 3,16). Aber so wie Adam und Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis dem Baum des Lebens vorgezogen haben, so machen es die Menschen noch heute. Sie streben mehr nach Erkenntnis und Wissen als nach Leben aus Gott. Hohe Gelehrsamkeit beschäftigt selbst manche Gläubigen mehr als Umgestaltung in Jesu Bild. Das Motto der Schlange, «Sein wie Gott», ist zu allen Menschen hindurchgedrungen. Fragen wir uns, von welchem Baum wir uns nähren.
Der Standort des Baumes. Er steht in der Mitte der Straße und auf beiden Seiten des Stromes, ist also von allen Seiten aus gleich erreichbar. Im Paradies stand er ebenfalls inmitten des Gartens. Strom, Lebensbaum und Straße werden zusammen genannt, was nicht bedeutungslos ist. Die Straße ist das Bild der Begegnung, der Verbindung, der Strom das Bild der Labsal und der Baum das Bild der Fruchtbarkeit und Nahrung. Es wird also an nichts Gutem mangeln.
Das Paradies ist wieder offen. Der erste Adam hat es durch Sünde verschlossen; der zweite Adam, Jesus Christus, hat es durch Seinen Tod wieder geöffnet. Deshalb konnte Er auch sagen: «Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.» Das Schwert hängt nicht mehr über seinem Eingang; es hat den Herrn getroffen, ging durch Seine Seele.
Die Früchte des Baumes. Frucht zu ernten und Nutzen zu haben ist der Endzweck aller Tätigkeit des Landmanns. Vom Herrn heißt es: «Von der Mühsal Seiner Seele wird Er Frucht sehen» (Jes 53,11). Um uns die Frucht Seines Leidens zum Genuss zu geben, musste Seine Seele arbeiten, und wie hat sie es getan in Gethsemane und auf Golgatha! Die Fruchtfülle entspricht der Größe der Mühsal; millionenfältig ist die Frucht vom Kreuz. Der Lebensbaum in unserm Text trägt zwölfmal Frucht. Zwölf ist die Zahl der Fülle. Es ist also das ganze Jahr Erntezeit.
Fruchttragen ist auch der Lebenszweck des Kindes Gottes. Schon unter den Vorbildern des Alten Bundes lesen wir: «Ein Fruchtbaum ist Joseph, ein Fruchtbaum an der Quelle, seine Schösslinge treiben über die Mauer (1. Mose 49,22). Und so wie Joseph seine Frucht nur auf dem Leidenswege brachte, desgleichen ist auch der Herr Jesus durch Leiden vollkommen und fruchtbar gemacht worden. Das Weizenkorn musste erst in die Erde fallen und sterben, ehe es Frucht tragen konnte. Dieses Prinzip gilt auch für uns. Wollen wir Frucht für Jesus bringen, dürfen wir die Leiden und den Sterbensweg nicht scheuen. Der Lohn ist aber ein herrlicher. Wir möchten doch gewiss nicht erfunden werden wie Israel, das nur Blätter zeitigte und den Herrn bitter enttäuschte (Lk 13,6-9).
Die Blätter des Baumes. In der Regel ist das Laub nutzlos, oder es wird zu Streu und Dünger verwendet, hier aber dient es zur Heilung der Nationen. Der Herr hat in Seiner Güte zum voraus für die entkräfteten Nationen der Endzeit gesorgt. Ach, wie arg werden die Nationen durch die Härten des Tieres zugerichtet sein, wenn wir nur an die Folgen der gegenwärtigen Kriege als Vorboten der antichristlichen Zeit denken. Heute werden viele gutgemeinte, jedoch nutzlose Versuche gemacht, die geschlagenen Nationen zu heilen. Aber eine Gesundung wird erst im Millennium und vor allem auf der neuen Erde möglich sein, wenn die Blätter der Lebensbäume über die Mauern des neuen Jerusalem auf die Nationen herabfallen werden, wie einst die Ranken Josephs über die Mauer trieben.
Die Früchte des Baumes. Wer wird sie genießen? Vers
14 sagt es uns. Es sind die, die ihre Kleider gewaschen haben. Das
Kleiderwaschen muß aber jetzt geschehen. Hier gilt es, sich zu reinigen
(1Kor 1,30). Ungereinigte haben keinen Teil mit dem Herrn (