Behandelter Abschnitt Off 14,8-12
Die Ankündigung der Gerichte
„Und ein anderer, zweiter Engel folgte und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, die von dem Wein der Wut ihrer Hurerei alle Nationen hat trinken lassen.
Und ein anderer, dritter Engel folgte ihnen und sprach mit lauter Stimme: Wenn jemand das Tier und sein Bild anbetet und ein Malzeichen annimmt an seine Stirn oder an seine Hand, so wird auch er trinken von dem Wein des Grimmes Gottes, der unvermischt in dem Kelch seines Zorns bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt. Hier ist das Ausharren der Heiligen, die die Gebote Gottes und den Glauben Jesu bewahren“ (14,8–12).
Die erste Ankündigung betrifft das endgültige Gericht über die christuslose Christenheit, die sich anmaßt, weiter ein christlich religiöses Zeugnis zu sein, aber in Wirklichkeit sich längst vom Bekenntnis zu Jesus Christus abgewandt hat. Sie hat nur noch eine Form der Gottseligkeit, verleugnet aber deren Kraft, die Lebensgemeinschaft mit dem Herrn. Nicht nur das; anstatt die Seelen zum Herrn zu führen, hat dieses von Gott gelöste System sich die Herrlichkeit und Herrschaft dieser Welt angeeignet und ist zum Feind des wahren Glaubens geworden. Diese Vorhaltung wird der Christenheit schon in dem Sendschreiben an Thyatira, der „Weihrauchspenderin“, gemacht. Doch der Geist Gottes sieht inmitten dieser religiösen Verdorbenheit einen wahren gläubigen Überrest.
Mit der Entrückung entschwindet dieser aber mit Christus in den Himmel, und auf der Erde bleibt nur das gottfeindliche Babylon. Dieser Name ist sehr bezeichnend; denn er erinnert an die Rolle, die die große Stadt Babel in der Geschichte der Menschheit gespielt hat, nämlich der Ausgangspunkt der Erhebung der Menschen gegen Gott, um sich selbst einen großen Namen zu machen, der Anfang und Ursprung alles Götzendienstes. Dasselbe wird sich in der Endzeit mit der abtrünnigen Christenheit wiederholen, und darum wird sie Babylon gescholten. Es wird hier aber absichtlich diese volle Form Babylon gebraucht, nicht Babel, wie jene Stadt im Alten Testament immer genannt wird, dies wohl, damit man nicht etwa an die alte Stadt in Mesopotamien denkt. Dies liegt nämlich nahe, da Projekte bestehen, diese Stadt in jener von Natur überaus gesegneten Gegend wieder aufzubauen; aber daraus wird kaum etwas werden, denn der Herr hat durch den Propheten vorausgesagt, dass Babel nicht wieder aufgebaut wird, sondern zur völlig gemiedenen Wüste werden muss (Jes 13,19-22; Jer 51), und genauso ist es heute.
Aber auch über das Babylon des Neuen Testaments wird ein ebenso schauerliches Gericht angekündigt, wie über das Babel im Alten Testament. Wir finden es im 17. Kapitel beschrieben. Beachtenswert ist hier der Ausdruck: „Babylon, die große“, den der Heilige Geist für die Kirche verwendet, der Er höchste Herrlichkeit im Himmel zugedacht hatte, die sie aber, um irdischer Größe und Macht willen, verschmäht und verscherzt hat. Gerade aus ihr wird schließlich die schrecklichste und ruchloseste Form der Gottlosigkeit und Gesetzlosigkeit erstehen, ebenso wie aus dem hocherhobenen Volk Israel letzten Endes der Antichrist erstehen wird, die große Nachäffung des Christus, dem aber die Masse des jüdischen Volkes folgen wird. Der Geist Gottes kann diese furchtbare Tatsache nur mit den stärksten Ausdrücken bezeichnen.
Dieses furchtbare Gericht wird durch den von Satan angestifteten Römischen Kaiser und seine Mitregenten ausgeführt werden, Werkzeuge, die in sich selbst wieder satanisch sind. Die heutige Babylon-Kirche hält immerhin noch in einem gewissen Maß an der Anbetung Gottes fest. Aber dieses Tier, der Kaiser, wird Gott und Christus und alles, was an Ihn erinnert, mit seinen Füßen zertreten, wird aber dafür die Anbetung seiner eigenen Person und seines Standbildes, das er an heiliger Stätte errichten wird, fordern, wie auch die Annahme eines Malzeichens an Hand und Stirn. Dies bedeutet aber nichts weniger, als sich dem Tier – in Wahrheit dem Teufel selbst – mit Leib und Seele zu verschreiben. Darum ergeht jetzt durch einen dritten Engel die eindringliche Warnung an die Menschen, dieses Malzeichen nicht anzunehmen, das sie an das Tier ketten und alle, die es annehmen, in dessen eigenes Gericht mitreißen würde, dessen Furchtbarkeit und Qual ausdrücklich angegeben sind. Die Gefahr ist sehr groß, da sich die Menschen durch dieses Mal vor dem antichristlichen Terror gesichert glauben, was aber eine völlige Täuschung ist. Satan wird nicht eines seiner Versprechen halten. Manche Vorgänge in der Weltgeschichte zeigen dies heute schon klar und deutlich. Die Entscheidungsfrage dürfte klar genug sein: wer sich nicht für Gott, sondern für das Tier entscheidet, identifiziert sich mit dessen Schuld und wird darum auch mit ihm das furchtbare Gericht teilen.