Szenen aus der großen Drangsal
Die 144 000 auf dem Berg Zion
„Und ich sah: Und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen“ (14,1).
In Kapitel 13 haben wir gesehen, wie das Böse seinen Höhepunkt erreicht hat, so dass sich die Frage erhebt: „Wo bleibt denn Gott?“ Kapitel 14 gibt nun die Antwort. Wir sehen die Endresultate von Gottes Wirken, indem Er sowohl tröstende und ermunternde Botschaften an die Seinen richtet, als auch Warnungen ernstesten Charakters an die Übrigen, die Ihn verwerfen. Auch hier, wie in Kapitel 7, sehen wir, dass Gott und nicht die Feinde als Sieger das ganze Feld beherrscht. In seiner Gnade und Fürsorge aber bleibt Er in der schwersten aller Zeiten für die Seinen ununterbrochen tätig. Andererseits bleibt Er gerecht in all seinem Tun; Er lässt die Bösen nicht ungewarnt, wenn Er auch zulässt, dass ihre Bosheit zur vollen Reife kommt, damit sie ohne Entschuldigung seien.
In den ersten fünf Versen zeigt uns nun der Seher Johannes zuerst das siegreiche Lamm Gottes, und zwar nicht im Himmel, sondern auf dem Berg Zion, dem Mittelpunkt seiner Herrschaft und Herrlichkeit auf der Erde, umgeben von den 144 000 Erlösten. Es ist bezeichnend und kostbar, feststellen zu dürfen, dass der Seher, unmittelbar nachdem die beiden gräulichen Hauptwerkzeuge des Widerstandes Satans ins Blickfeld treten, Gott als endgültigen Sieger mit den Seinen vereint sieht, das Zeugnis davon, dass jene schreckliche Macht nur eine kurze, vorübergehende sein wird. Es ist dabei wichtig, zu beachten, dass hier, wie überall in der Offenbarung, für das Lamm im griechischen Urtext das Wort „arnion“ gebraucht wird, womit zugleich das geschlachtete, aber auch siegreich erhöhte Lamm bezeichnet wird, die unumgänglich notwendigen Grundpfeiler seiner ewigen Herrschaft.
Der Ausdruck „arnion“ bedeutet überall die Feststellung und Behauptung der Rechte des Herrn Jesus Christus zur Ausübung der Gerichte und seiner Herrschaft auch über die Erde. Dies ist gerade hier, angesichts der schrecklichsten satanischen Tiere von allergrößter Bedeutung. Ihm allein gehört die Herrschaft, und durch seinen Sieg wird Er sie auch für immer behaupten, wie dies in den prophetischen Stellen des göttlichen Wortes immer wieder vorausgesagt war (Ps 2 und 110 und andere Stellen). Heute ist dies, wie wir schon bemerkten, noch zukünftig (Heb 2; 8; 9), aber in unserem Kapitel wird diese Herrschaft als angetreten betrachtet. Darum wird das Lamm hier in Gemeinschaft mit einer großen Schar Erlöster gezeigt, die aus der großen Drangsal kommen, deren Urheber die beiden Tiere sind; es ist eine Drangsal, die in besonderer Weise über die beiden Stämme des Königreiches Juda kommen wird.
Die Zahl 144 000 ist dabei als symbolische Zahl zu bewerten, wie wir dies schon in Kapitel 7 sahen: die absolute Vollzahl dieser Kategorie Überwinder. Es ist allerdings zu bemerken, dass sich diese Zahl dort auf die Erlösten und Versiegelten aus allen Stämmen Israels bezieht; hier in Kapitel 14 sind es nur diejenigen, die aus der großen Drangsal kommen, also aus Juda, aus dem Teil des Volkes, der sich in besonderer Weise des Justizmordes an seinem Messias schuldig gemacht hat. In diesem Überrest dürfte auch die in Psalm 45 und im Lied der Lieder besungene Königsbraut zu suchen sein.
Der Überrest ist durch die schweren Leiden der großen Drangsal hindurchgegangen, aber infolge der Versiegelung von Seiten des Herrn darin bewahrt geblieben; auch dürfen sie jetzt den kostbaren Namen des Herrn, ihres Messias und Gottes, an ihren Stirnen leuchtend tragen. Es ist zu beachten, dass hier gesagt wird, den Namen seines – des Lammes – Vaters, nicht ihres Vaters; dies bedeutet, dass sie zwar innig mit ihrem König und Messias verbunden sind, aber dennoch nicht die Vorrechte als Kinder Gottes wie die Erlösten der Brautgemeinde genießen, zu der wir aus Gnaden gehören dürfen. Sie sind nicht Teilhaber der himmlischen Herrlichkeit, wie wir, sondern Teilhaber der Glückseligkeit seines Königreiches auf der Erde, gemäß der Israel gegebenen Verheißungen.