Behandelter Abschnitt Off 13,12-17
„Und die ganze Gewalt des ersten Tieres übt es vor ihm aus, und es bewirkt, dass die Erde und die, die auf ihr wohnen, das erste Tier anbeten, dessen Todeswunde geheilt wurde. Und es tut große Zeichen, so dass es sogar Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen lässt vor den Menschen; und es verführt die, die auf der Erde wohnen, wegen der Zeichen, die vor dem Tier zu tun ihm gegeben wurde, indem es die, die auf der Erde wohnen, auffordert, ein Bild dem Tier zu machen, das die Wunde des Schwertes hat und wieder lebendig wurde. Und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Odem zu geben, damit das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, dass alle getötet wurden, die das Bild des Tieres nicht anbeteten. Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, und die Reichen und die Armen, und die Freien und die Knechte, dass sie ein Malzeichen annehmen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann als nur der, der das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens“ (13,12–17).
Aus diesem Vers ersehen wir, dass der Antichrist seine furchtbare Gewalt in Verbindung mit dem ersten Tier, dem Haupt des Römischen Weltreiches ausübt. Der Stellung nach ist er zwar einer der Unterkönige des kommenden Cäsaren, in Wirklichkeit aber ist er der geistige Leiter, der „spiritus rector“ des Weltreiches. Mit anderen Worten, der Antichrist wird seine Herrschaft durch die Macht des Kaisers erreichen und aufrecht erhalten, er wird Israel dem römischen Staatenbund anschließen, und seine überragende Begabung in den Dienst des ersten Tieres stellen. Dafür sprechen Stellen wie Daniel 9,27, in denen der Kaiser einen Bund für sieben Jahre mit den Juden schließen wird, der die Garantie für ihren wiederhergestellten Gottesdienst gibt, sowie Offenbarung 11, wo der Kaiser mit seiner Kriegsmacht die beiden Zeugen Gottes bekriegt und tötet. Schon heute ist Israel „westlich“ eingestellt, weil es finanziell von den Juden in Amerika abhängig ist.
Für die erste Hälfte der sieben Jahre währenden Gerichtsperiode, also dreieinhalb Jahre, scheint alles nach Wunsch zu gehen und in Frieden zu verlaufen, bis kurz vor der zweiten Hälfte der Drache, Satan, auf die Erde geworfen werden wird. Damit ändert sich alles mit einem Schlag: der Drache hat große Wut, weil er weiß, dass er nur kurze Zeit zur Verfügung hat. Die beiden Tiere werfen, von Satan geführt, ihre Masken ab, um nun ihr ganzes teuflisches Programm mit Vehemenz durchzuführen. Hier nun setzt die prophetische Darstellung von Kapitel 13 ein. Daniel 9,27 deutet dies auch an, wo der kommende Fürst plötzlich den jüdischen Gottesdienst unterdrückt, um den Kult des „Gottes der Festungen“ (Dan 11,36-39), den „Kriegsgott Mars“, die militärische Staatsgewalt aufzurichten.
Diese Staatsgewalt wird sich in der Person des Kaisers verkörpern, dem, wie im alten Rom, göttliche Verehrung gebracht werden wird. Durch eine groß angelegte Verführung aufgrund von Zeichen und Wundern (diabolische Wunder aus dem Abgrund) und auch durch Zwang, bringt der Antichrist diese Anbetung zustande; er fordert die Menschen auf, dem Kaiser ein Kolossalbild zu machen, wie einst Nebukadnezar ein solches, zwecks Anbetung durch seine Völker, machte. Und wie Daniel und seine Freunde, werden sich nur diejenigen, die treu an Gott und seinem Gesalbten festhalten, in der Kraft seines Wortes und seines Geistes, weigern, ihre Knie vor diesem Bild zu beugen.
Und wie steht es mit den heutigen Juden, wie mit der Christenheit? Sind nicht beide im Bann der Götzen wie Geld, Macht, Vergnügen, Sport, Selbstgerechtigkeit, Ehre, Ansehen, Geltungsbedürfnis? Selbst Technik und Intellekt sind zu Göttern geworden. Wer will von Jesus, dem Sohn Gottes, etwas wissen? Hinter all diesen Götzen steht Satan, der der wirkliche Empfänger aller Huldigungen ist.
Gott lässt es dem Antichrist zu, für kurze Zeit große und sogar außergewöhnliche Wunder zu vollbringen, ja, er vermag, wie einst Elia, Feuer vom Himmel fallenzulassen. Alle diese Wunder dienen aber nicht der Verherrlichung des Herrn oder zur Ausbreitung des Evangeliums, sondern lediglich zur Irreführung der Menschen, um sie zu Satans Füßen zu bringen. Ja, er vermag dem materiellen Standbild Odem und Stimme zu geben, um damit den ungläubigen Menschen göttliche Macht vorzutäuschen. Dies alles ist lediglich Teufelswerk und Beelzebuls Blendwerk, Zeichen und Wunder der Lüge, Zauberkünste okkulter und spiritistischer Abgrundkräfte, die aber nur durch den Heiligen Geist unterschieden und entlarvt werden können. Wirkliches Leben verleihen kann nur der, der in sich selbst das Leben ist, die einzige Quelle des Lebens. Satan kann wohl töten, aber nicht ins Leben rufen. So erreicht denn die Verführung ihren Höhepunkt; alle, die sich widersetzen, werden getötet werden, als logische Folge aller Abtrünnigkeit.
Der Antichrist lässt diesen Götzen in den Tempel in Jerusalem stellen, was Matthäus den „Gräuel der Verwüstung“ nennt (Mt 24,15). Man bedenke: das redende Götzenbild anstelle der Bundeslade im heiligen Tempel! Fürwahr, Satan feiert höllische Orgien. Damit ist aber die Stunde seines völligen Sturzes gekommen.
Sein teuflisches Ziel erreicht der Antichrist durch ein äußerst raffiniertes Mittel. Er zwingt alle Menschen, sich ein Malzeichen des Tieres anbringen zu lassen, sei es an der Stirn, sei es an der rechten Hand, sei es dessen Namenszug oder die geheimnisvolle Zahl seines Namens. Damit bekennen sie sich in aller Form als dem Tier und damit dem Teufel zugehörig, verkauft, um ewig seine Sklaven zu sein. Der raffinierte Zwang besteht darin, dass alles Leben, alles Verdienen, Kaufen und Verkaufen ausschließlich an den Besitz dieses Malzeichens geknüpft ist. Ohne dieses ist man von jeder Lebensmöglichkeit ausgeschlossen. Dieses System macht heute schon in gewissen Ländern Schule, in noch weit ausgeklügelter Form werden wir es am Ende der Tage wiederfinden.
In diese Zeit fällt auch die Weissagung des Propheten Sacharja vom „nichtigen Hirten“, eben dem Antichristen: „Siehe, ich erwecke einen Hirten im Land: Der Umkommenden wird er sich nicht annehmen, das Versprengte wird er nicht suchen und das Verwundete nicht heilen; das Gesunde wird er nicht versorgen, und das Fleisch des Fetten wird er essen und ihre Klauen zerreißen“ (Sach 11,16). Die Weissagung gilt in erster Linie Israel als letztes und schwerstes Gericht, doch wird es sich nicht auf Israel beschränken, sondern alle antichristlichen Länder treffen.
Mit diesem Malzeichen ahmt der Teufel wohl die Versiegelung des treuen Überrestes Israels in Kapitel 7 nach, ein wirklich teuflisches Gegenstück! Dennoch, Gott ist stärker als er, Er vermag die Getreuen zu bewahren, dass Satan sie nicht antasten noch zum Bösen zwingen kann. Sie sind durch das göttliche Siegel gedeckt, obwohl der Weg durch die schwere Gerichtszeit hindurch nicht leicht sein wird. Sie sind bestimmt, das herrliche Reich des Friedens und der Gerechtigkeit zu erben, und niemand und nichts ist imstande, dies seinen Zeugen in schwerer Zeit zu rauben.