Behandelter Abschnitt Off 13,1-8
Das Haupt des römischen Reiches und der Antichrist
Das Haupt des Römischen Reiches
Dieses Kapitel zeigt uns die beiden Hauptwerkzeuge des satanischen Wirkens in der sogenannten großen Drangsalszeit, also in der Zeit nach der Entrückung der Brautgemeinde und vor der Aufrichtung des 1000-jährigen Reiches. Wir sehen einerseits das Haupt des wiedererstehenden Römischen Weltreiches, der Cäsar der politischen Weltmacht, und andererseits den eigentlichen Antichristen, der falsche Prophet, König, Führer und Verführer der von Gott abtrünnigen Masse des Volkes Israel (vgl. 1Joh 2,18.22; 2Joh 7.).
In Wahrheit sind die beiden genannten Übermenschen Antichristen, denn beide sind offenbare Gegenspieler und Widersacher des wahren Königs Jesus Christus. Beide sind von Satan inspiriert und von diesem erwählt, um die Menschheit völlig in den Besitz des Fürsten der Finsternis zu bringen. Als der Herr Jesus auf der Erde lebte, bot Satan Ihm sowohl die Weltherrschaft als auch die religiöse Führerschaft an, aber Christus wies alles entschieden zurück. Satan konnte den Heiligen und Gerechten nicht aus der Abhängigkeit und aus dem völligen Gehorsam, seinem Vater gegenüber, bringen.
Satan, als der Gott dieser Welt, stellt nun, um zu seinem Ziel zu kommen, aus dem abtrünnigen Menschengeschlecht zwei Männer auf – ohne Frage mit dämonischen Kräften ausgerüstet – um sie dem Herrn des Weltalls entgegenzustellen. Welche Anmaßung und welche Vermessenheit!
Ohne Zweifel wird es noch viele solche Antichristen geben, finden wir sie doch schon in der apostolischen Zeit (1Joh 2,18). Die zwei genannten aber sind Inbegriffe, ja Gipfelpunkt und Reife des im von Gott abgefallenen Menschen wirkenden satanischen Bösen. Satan ist sozusagen in ihnen personifiziert. Dass sie in Bildern von „Tieren“ dargestellt sind, zeigt ihren unnatürlichen, absolut widergöttlichen und teuflischen Charakter in der äußersten Bosheit, Lüge und völligem Betrug. Ihre Anfänge gehen, wie wir bereits festgestellt haben, auf die apostolische Zeit zurück, ja, wir können das antigöttliche Wirken des Fürsten der Finsternis schon von den ersten Blättern der Heiligen Schrift an wahrnehmen. Unser Kapitel schildert in der Hauptsache deren Wirksamkeit in den letzten dreieinhalb Jahren der Drangsalszeit.
„Und ich sah aus dem Meer ein Tier heraufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Leoparden, und seine Füße waren wie die eines Bären, und sein Maul war wie das Maul eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt. Und ich sah einen von seinen Köpfen wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier. Und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Gewalt gab, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich? Und wer vermag mit ihm zu kämpfen? Und ihm wurde ein Mund gegeben, der große Dinge und Lästerungen redete; und ihm wurde Gewalt gegeben, 42 Monate zu wirken. Und es öffnete seinen Mund zu Lästerungen gegen Gott, seinen Namen zu lästern und seine Hütte und die, die ihre Hütte in dem Himmel haben. Und ihm wurde gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden; und ihm wurde Gewalt gegeben über jeden Stamm und jedes Volk und jede Sprache und jede Nation. Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an“ (13,1–8).
Das erste „Tier“, das Johannes aus dem Meer aufsteigen sieht, ist als solches schon früher in Erscheinung getreten. Es wird vorerst von einer anderen Macht beherrscht, dem Römischen Papsttum, das aber von dem Römischen Cäsaren niedergeworfen und zertreten wird (vgl. Off 17). Das „Tier“ wird als ein solches gezeichnet, „das war, nicht ist und aus dem Abgrund heraufsteigen wird, aber ins Verderben gehen wird“ (Off 17,8). Schon der Prophet Daniel hat auf dieses Tier, es ist das vierte, hingewiesen, denn drei sind ihm bereits vorangegangen, aber es vereinigt in sich die Gräuel aller drei vorausgegangenen Tiere. In der Tat, die Angaben über dasselbe in Offenbarung 13 sind sozusagen die gleichen wie in Daniel 7; es ist also in beiden Visionen das gleiche Tier gemeint. Es vereinigt in sich die furchtbaren Charakterzüge der ersten drei Weltreiche Daniels und diese noch überbietend. Wir können daraus erkennen, welches Schreckensregiment dieses vierte Tier ausüben wird.
Wenn Johannes das Tier in unserem Kapitel aus dem Meer und nicht aus dem Abgrund, wie in Kapitel 17, aufsteigen sieht, so bedeutet dies, dass in letzterem die Gesamtheit des Reiches gemeint ist, in Kapitel 13 dagegen nur das Haupt desselben, das aber das Weltreich verkörpert.
Das Meer bedeutet eine in Unruhe, Revolution und Umsturz begriffene Völkermasse, die alle Ordnung abgestreift hat und aus der dann der letzte Kaiser aufsteigen wird. Dies ist die Regel aller Zeiten gewesen, indem aus revolutionären Massen schließlich ein Diktator hervorging. Denken wir an die französische Revolution, aus der Napoleon hervorging, aus der italienischen, Mussolini, aus der deutschen, Hitler und aus der russischen, Stalin.
Daniel sieht das plötzliche Ende dieses Tieres im Gericht durch den Sohn des Menschen, den Herrn Jesus Christus, ebenso wie Nebukadnezar sein Standbild in Daniel 2 durch einen ohne Menschenhände losgelösten Stein zermalmt sieht. Dieses ist bis heute noch nicht geschehen, denn das alte Römerreich ist bekanntlich durch innere Zersetzung und Schwäche dem Ansturm der Barbaren erlegen und in Einzelstaaten zerfallen, die größtenteils heute noch bestehen. Dieses zerfallene Weltreich wird aber in seiner alten Kraft und Macht wiedererstehen. Dieses Weltreich wird in dem Bild eines „Tieres“, wie in Daniel, mit zehn Hörnern und sieben Köpfen charakterisiert.
Die Hörner sprechen von Staaten und Mächten, die das alte Rom in sich aufgenommen hat, ihnen aber in gewissem Maß das Eigenleben gelassen hat. Im neuen Reich aber tragen die Hörner Diademe, d. h. Königskronen, denn das Römische Weltreich wird ein Staatenbund unter gemeinsamem Oberhaupt sein. Die Zahl zehn ist ohne Zweifel symbolisch zu verstehen: Zahl der Nationen ohne Gott (12 minus 2, also unvollkommen), im Vergleich zu dem zwölfstämmigen Volk Israel. Dieses neue Reich wird, hauptsächlich jedenfalls, das Gebiet des alten umfassen. Zu beachten ist, dass bei Daniel drei Hörner ausgerissen werden, während Johannes immer zehn sieht.
Die sieben Köpfe reden von sieben aufeinander folgende Regierungen, wovon zur Zeit Johannes‘ die sechste, das Kaisertum, bestand, die siebte aber noch zukünftig war. Von einem dieser Köpfe wird gesagt, dass er zum Tod verwundet worden sei, aber die Wunde, zum Erstaunen aller, geheilt wurde (Off 13,3). Damit ist der spätere Wiederaufstieg des Römischen Reiches angedeutet. Dieses damals zum Tod verwundete Haupt des alten Reiches ist das Kaisertum, das mit dem ganzen Reich zusammen unterging und in diesem Charakter (Cäsar und Gott seines Volkes) bisher nicht wieder gesehen wurde. Aber der Endcharakter wird wieder so sein.
Auch Daniel sieht etwas davon in seinem Gesicht von den vier Weltreichen, nämlich ein kleines Horn zwischen den anderen, das größer wird als jene und drei von ihnen niederwirft, und dieses Horn hat einen Mund und Menschenaugen, was sagen will, dass es sich um einen Menschen handelt.
Den alten Weltreichen hat Gott, der Herr, Herrschaft und Macht verliehen, vor allem zur Züchtigung seines abtrünnigen Volkes Israel. Auch heute noch, solange die Gnadenzeit währt, müssen wir die Regierungen, selbst die kommunistischen, als von Gott eingesetzt oder zugelassen, betrachten. In der Gerichtszeit wird dies nicht mehr so sein, dann wird der Drache Macht, Thron und Gewalt geben, so wie es ihm gefällt. Der letzte Cäsar wird von Satan auf den Thron erhoben, hinter dem er aber als leitender Usurpator wirkt, um die kurze, ihm noch bleibende Frist, auszunutzen. Dies gehört mit zum Gericht über die von Gott abgefallene Menschheit, die so unendlich viel Gutes von ihrem Schöpfer empfangen hat; sie wird nun schutzlos allem Bösen ausgesetzt sein.
Letzten Endes wird sie sich nicht scheuen, Satan sogar göttliche Verehrung zu zollen, weil er dem Tier so große Macht gegeben hat. Das ist Satans letztes Ziel, seine Gott-Verherrlichung und Gott-Gleichstellung. Übrigens gibt es schon heute, vor allem in den Großstädten – ein weiteres Zeichen der Zeit – Gruppen, die den Teufel in aller Form, und zwar in Gestalt einer schwarzen Hostie, anbeten!
Die Zeugnisse Daniels und Johannes stimmen in Bezug auf die Schilderung dieses kleinen Hornes völlig überein, ein Beweis, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt.
Es sind drei wichtige Dinge, die diesen Übermenschen charakterisieren:
1. Er hat einen Mund, mit dem er große Dinge redet und Gott und die Seinen lästert. Dies befremdet weiter nicht, denn Überhebung und Prahlerei kennzeichnen schon heute die gottfernen Menschen. Immer wieder hat es Machthaber gegeben, die ihren Mund und ihre Hand gegen Gott erhoben und seinen Namen verunehrt haben, sich selbst aber in den Himmel zu versetzen suchten. Dies alles wird der letzte Kaiser nochmals auf die äußerste Spitze treiben.
2. Es ist ihm 42 Monate Gewalt über die Völker gegeben. Er wird die Völker unterdrücken und aussaugen, sie ferner auf raffinierteste Weise um den Besitz ihrer Vermögen und Güter bringen und sie mit Lügen verwirren und betören. Aber Gott, der Allmächtige, setzt ihm eine bestimmte Frist. Dreieinhalb Jahre kann er nicht überschreiten, und dann wird sein schreckliches endgültiges Gericht durch die Hand des Höchsten kommen, dessen Namen er gelästert hat. Gott, der Herr, steht über allem, und keine Prüfung dauert länger, als Gott sie zulässt. Möchten wir dies doch zu unserem Heil nie vergessen!
3. Er führt Krieg gegen Gott. Welche Vermessenheit! Er denkt, Ihn und sein Volk vernichten zu können. Törichtes Unterfangen menschlicher Verblendung! Sie ist die naturgemäße Folge menschlicher Einbildung und Überhebung, veranlasst und genährt durch Satan, der selbst den Platz beansprucht, der nur Gott zukommt.
Gott stellt die Menschen vor ein absolutes Entweder – Oder. In den göttlichen Belangen gab und gibt es nie Neutralität. Ein Laodizea-Christentum hat in den Tagen des Gerichts keinen Platz mehr. Alle, die nicht im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an eingetragen sind, werden das Tier, also den Römischen Kaiser anbeten müssen; sie werden ihn begeistert und betört, wegen des Gipfels menschlicher Würde und Macht, den dieser in den letzten Tagen erreicht hat, als ihren Gott anbeten. Irgendwelche Freiheit, wie viel gepriesen sie sein mag, wird es in jenen Tagen nicht mehr geben.