Behandelter Abschnitt Off 6,1
Die Siegelgerichte
„Und ich sah, als das Lamm eins von den sieben Siegeln öffnete: Und ich hörte eins von den vier lebendigen Wesen wie eine Donnerstimme sagen: Komm!“ (6,1).
Das Lamm, der Weltenrichter, schickt sich an, die Siegel des göttlichen Buches zu brechen, damit beginnen die Gerichte, ihren Lauf zu nehmen, die vom sechsten bis zwanzigsten Kapitel an uns vorüberziehen. In der ersten Hälfte (Off 6,1–11,18) haben diese den Charakter allgemeiner Wege Gottes mit der Welt, im zweiten Teil (Off 11,19–21,8) sind mehr die speziellen Züge und die handelnden Hauptfaktoren dargestellt, sowie die Endereignisse, die nun ihre volle Entfaltung und Erfüllung finden werden.
Dazwischen werden uns immer wieder verherrlichte Gruppen Heiliger gezeigt, als Zeugnis dafür, dass Gott auch in jener Zeit der Gerichte sich solche zu bewahren weiß, die seinem Namen Ehre geben. Immer wieder hören wir Lobgesänge zum Preise Gottes und des Lammes, und zwar immer dann, wenn ein Meilenstein, ein besonders wichtiges Ereignis, in Erfüllung gegangen ist. So feiert Gott inmitten des Dunkels des ausufernden Bösen und dessen Gericht seine Triumphe und lässt uns Teilnehmer seines Sieges sein. Vor allem sind es die Ältesten – die bereits ins Vaterhaus entrückten Heiligen – die Mitwisser der Ratschlüsse Gottes, deren Lobpreisungen wir hören.
Wir sehen nun in prophetischer Sicht die Gerichte der Vorsehung Gottes, d. h. Gerichte, die Gott nicht selbst in die Wege leitet, sondern solche, die die Menschen, durch ihr gottwidriges Tun, sich selbst aufgeladen haben. Schon die Weltgeschichte zeigt, dass das eigenmächtige Erheben über Gottes Ordnung und Gesetz auch nach großen Anfangserfolgen, sich nur selbst den Untergang bereitet.
Machtdrang führt zu Machtgelingen, dieses zu Machtrausch und Machtmissbrauch, die naturgemäße Folge ist stets Untergang. Hier wiederholt sich der Prozess in furchtbarstem Ausmaß, in nie dagewesener Maßlosigkeit und einem sich völligem Losreißen von aller Autorität Gottes, was endlich Gottes persönliches Einschreiten herausfordert. Sämtliche Züge dieser Gottlosigkeit sehen wir schon jetzt vor unseren Augen, darum können die Gerichte jeden Augenblick losbrechen; doch Gott ist es, der den Zeitpunkt hierzu bestimmt. Darum sieht Johannes das Buch zuerst mit sieben Siegeln verschlossen, die Gerichte sind noch unter Siegeln gebunden, und zwar wegen der bis dahin noch nicht verherrlichten Brautgemeinde.
Nach der Entrückung aber wird das Lamm ein Siegel nach dem anderen öffnen, und damit brechen die Gerichte in furchtbarer Wucht über die Menschen, die nichts von Jesus, dem großen Sünderheiland, wissen wollten, herein. Die ersten vier Siegel zeigen uns Reiter auf stürmenden Pferden – Werkzeuge Gottes im Gericht.
Im Wort Gottes finden wir die Macht und Regierung Gottes in zwei symbolischen Bildern dargestellt: das Pferd und der Thron. Das erstere zeigt uns die richtende und siegende Macht, das letztere ihre herrschende und Recht sprechende Eigenschaft. An jedes Pferd – nicht an den Seher – richtet sich der Zuruf: „Komm!“, zum Zeugnis davon, dass nichts ohne ausdrückliche Zulassung Gottes geschehen kann.