Behandelter Abschnitt Off 4,2
„Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer“ (4,2).
Johannes wird hier in den Himmel entrückt, ähnlich dem Apostel Paulus (2Kor 12), nur mit dem Unterschied, dass dieser die Tatsache nur beiläufig als solche erwähnt, ohne darauf einzugehen, weil die Mitteilung nur dem Zweck der Selbstverteidigung den Korinthern gegenüber diente. Johannes dagegen wird ausdrücklich aufgefordert, uns darüber zu berichten, was er gesehen hat. Es ist von großer Bedeutung, dass der Seher die kommenden Ereignisse von oben her schauen musste; denn nur so sah er sie im richtigen Licht. Es ist auch für uns von größter Wichtigkeit, zu lernen, alles was geschieht, vom göttlichen Standpunkt aus zu betrachten, zu beurteilen und danach zu trachten, die Gedanken Gottes zu erfassen. Möchten auch wir, wie Johannes, allezeit „im Geist“ sein, d. h. uns vom Heiligen Geist die Augen öffnen lassen.
Was Johannes nun zuerst sieht, ist eine Gerichtssitzung. Sie ist der Ausgangspunkt der gesamten Gerichte; darum ist ihr Mittelpunkt der „Thron Gottes“, und zwar im Charakter der richterlichen Gerechtigkeit Gottes. Wer der Richter ist, der auf dem Thron sitzt, wird uns nicht gesagt; er wird lediglich als „einer“ bezeichnet. Es ist der gleiche Richter, von dem schon Jesaja berichtet (Jes 6). Auch Jesaja vermochte den, vor dem selbst die Engel ihre Angesichter bedecken, nicht anzuschauen. Es ist Gott, der Allmächtige, der Schöpfer Himmels und der Erde, so wie Er sich schon im Alten Testament offenbarte, und nun wieder in dem gleichen Charakter vor uns erscheint.
Solange sich Gott in rettender Gnade mit dem Menschen beschäftigt, ist sein Thron ein Gnadenthron. So war auch der Deckel der Bundeslade, auf dem Gott in Israel thronte, ein Gnadenstuhl. Auch Jesaja hat, in dem eben erwähnten Gesicht, Gnade erfahren durch die glühende Kohle, die der Engel vom Altar nahm. Für uns Christen ist dieser Gnadenthron erst recht ein Gnadenstuhl, zu dem wir in aller Freimütigkeit nahen dürfen, weil wir dort unseren Sachwalter und Hohenpriester zur Rechten Gottes wissen (Heb 8,1; 10,19; 1Joh 2,1).