Behandelter Abschnitt Off 3,7
Das Sendschreiben an Philadelphia
Philadelphia bedeutet Bruderliebe. Darin zeigt sich die große Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts und das Wiedererstehen des Zeugnisses auf der ganzen Erde. Philadelphia ist gekennzeichnet durch das Wiedererkennen und die Verwirklichung einer Reihe von kostbaren Wahrheiten, die längst vollständig in Vergessenheit geraten waren.
Kurz zusammengefasst sind es vor allem drei Charakterzüge, die diese Kirche der Bruderliebe kennzeichnete:
1. Man wurde sich der Verantwortung wieder bewusst, das Zeugnis vom Heil in Jesus Christus zu allen Völkern zu tragen. Der Missionsgedanke lebte wieder auf; Philadelphia wurde das große Missionszeitalter, das auch heute noch, trotz größter Schwierigkeiten, fortdauert.
2. Der wahre Charakter der christlichen Gemeinde wurde wieder erkannt. Viele Gläubige wurden sich darüber klar, dass der Herr Jesus Christus all die Seinen durch den Heiligen Geist zu einem Leib getauft hat, dessen Haupt Er selbst ist (nicht eine menschliche Organisation), und dessen Lehrer und Leiter der Heilige Geist ist. In der Folge traten viele Kinder Gottes aus ihren religiösen Lagern und weltlichen Verbindungen heraus und schlossen sich brüderlich auf dem Boden der Heiligen Schrift zusammen, ohne eine menschliche Benennung anzunehmen. Der Herr Jesus wurde Mittelpunkt in den Herzen der einzelnen und in der Versammlung, womit auch die wahre Bruderliebe wieder Platz fand.
3. Der Mitternachtsruf: „Der Bräutigam kommt!“ erscholl wieder laut und deutlich. Die Erwartung der Wiederkunft des Herrn, die in der Christenheit fast gänzlich erstorben war, wachte wieder auf. Anfangs nur von wenigen erfasst, drang diese kostbare Wahrheit langsam zu allen durch und ist heute Allgemeingut ziemlich aller Gläubigen geworden.
In Vers 7 stellt sich der Herr Jesus nicht so sehr in seinem offiziellen Charakter vor, sondern in einem mehr persönlichen, als der Heilige und Wahrhaftige: „Und dem Engel der Versammlung in Philadelphia schreibe: Dieses sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel des David hat, der öffnet, und niemand wird schließen, und schließt, und niemand öffnet:“ ( Off 3,7)
Dieses Bild ist Jesaja 22,20-25 entnommen, wo der Schlüssel Eljakim, der dort ein Vorbild von Jesus Christus ist, übergeben wird. Er, der Herr, hat diesen in der Tat allein in der Hand. Dies ist der Schlüssel des Himmels, womit Er durch Petrus zuerst den Juden, dann den Nationen geöffnet hat; und seitdem steht der Himmel offen, bis der Herr selbst ihn am Ende der Gnadenzeit schließen wird, um ihn nicht wieder zu öffnen, außer um Ihn und seine Heere zum Gericht hinauszuführen. Aber nicht nur zum Himmel, zu allem, was wir bedürfen, zum Verständnis seines Wortes, zur Gemeinschaft mit Ihm, zum Genuss seiner Segnungen, zu aller Kraft und Hilfe, hat Er den Schlüssel.
Der Herr sagt diese Worte wohl zum Trost und zur Ermunterung der schwachen Philadelphier, die unter der anmaßenden Haltung von Thyatira und wohl auch Sardes, die ihnen feindlich gegenüberstanden, seufzten.