Behandelter Abschnitt Off 3,2
„Sei wachsam und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben; denn ich habe deine Werke nicht für vollkommen befunden vor meinem Gott“ (3,2).
Für die geistlichen Bedürfnisse der Seelen hatten die „Geistlichen“ des 17. und 18. Jahrhunderts nichts zu bieten, ja sie hinderten und verfolgten sogar diejenigen, die selbst zum Wort Gottes griffen, um für ihre persönlichen Bedürfnisse daraus zu schöpfen; sie bestraften und vertrieben sie, und viele wurden Opfer der zahlreichen damaligen ungesunden Strömungen, der sog. „Inspirierten“ (Leute, die sich mehr auf ihre innere Stimme, als auf Gottes Wort stützten). Ja, die Sardeskirchen waren in der vollen Bedeutung des Wortes „schlafende Kirchen“ geworden, die der Herr ermahnen musste, „wachsam“ zu sein, leider aber vergebens. Das 17. und 18. Jahrhundert waren auch für die protestantischen Kirchen eine Zeit geistlicher Finsternis.
Der Anfang der Reformation war eine wirkliche Rückkehr zu Gottes Wort gewesen; dasselbe war durch die Reformatoren wieder zu einem allgemeinen Volksgut geworden, und die gute Botschaft des Heils wurde klar verkündigt und verhalf manchem zum ewigen Heil. Aber es kam bei der Reformationskirche nicht zu einer völligen Trennung von allem menschlichen Formenwesen, noch zu einer wirklichen Absonderung von der unbekehrten Welt und heiligen Gemeinschaft der Gläubigen untereinander, wie sie zu den Zeiten der Apostel verwirklicht wurden und wie sie Gottes Wort darstellt. Wie wäre dies auch möglich gewesen, wenn wir bedenken, dass sich die Reformatoren weitgehend auf fleischliche Mittel stützten, ja sogar zu fleischlichen Waffen griffen! Unter dem Schutz von Fürsten und Regierungen kam auch viel unbekehrtes Volk mit hinaus aus dem römischen System, und damit wurde das wahre biblische Ziel vereitelt.
Der Feind gibt sich eben nie geschlagen und greift immer wieder von einer unerwarteten Seite an. Lasst uns darum stets ein wachsames Auge haben! Wohl hatten die Reformatoren den Kampf mit Rom siegreich ausgetragen, aber die Gefahren, die aus den eigenen Reihen kamen, nicht genügend erfasst. Doch wollen wir uns hüten, Steine auf sie zu werfen, angesichts der schwierigen Lage, in der sie sich befanden! Wie würden wohl wir in jenen Umständen ausgeharrt haben?